Die Stadt Meerbusch hat sich erneut am Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SrV (System repräsentative Verkehrsbefragung) 2018“ der Technischen Universität Dresden beteiligt. Mit der seit 1972 kontinuierlich durchgeführten Zeitreihenuntersuchung „Mobilität in Städten – SrV“ werden gesellschaftliche Entwicklungsprozesse im Kontext der Mobilität regelmäßig mit wissenschaftlichen Methoden analysiert und ausgewertet.
Wie bereits beim SrV 2013, ist auch diesmal die Untersuchung durch regionale Kooperation mit einigen benachbarten Städten (Düsseldorf, Grevenbroich, Kaarst, Monheim am Rhein, Neuss und Ratingen) erfolgt und hat wichtige Erkenntnisse zum Pendlerverhalten der Meerbuscher Bevölkerung geliefert. Die Erhebung und Auswertung der Daten wurde dabei für jeden Untersuchungsraum einzeln durchgeführt. In Meerbusch wurden 2241 Haushalte telefonisch oder schriftlich über einen einjährigen Zeitraum befragt. Von den Daten zum Verkehrsverhalten der Bevölkerung profitieren Verkehrsplanung, Verkehrspolitik sowie Mobilitätsforschung gleichermaßen. Die Ergebnisse sind nicht nur von fachlicher, sondern auch von gesellschaftlicher Relevanz, da sich deutschlandweit sowohl das Angebot als auch die Nutzung neuer Mobilitätsformen in der jüngeren Vergangenheit mit zunehmender Dynamik verändert haben.
Diese Modal Split –Erhebung wurde durch die AGFS NRW (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte NRW) zu 70 % gefördert.
Kernergebnisse
Wesentlichstes
Ergebnis der Befragung ist, dass das Mobilitätsverhalten der Meerbuscher
Bevölkerung je nach Alter, Geschlecht, Stellung im Erwerbsleben oder
Verkehrsmittelverfügbarkeit sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.
Zusammengefasst stellen sich die Ergebnisse wie folgt dar:
Wege
Pro Tag
Jeder
Meerbuscher bzw. jede Meerbuscherin führt im Durchschnitt 3,7 Wege pro Tag
durch. Dabei wird eine Hin- und
Rückfahrt als zwei Wege gewertet. Mit 4,6 Wegen pro Tag sind die Frauen im Alter zwischen 25
und 45 Jahren am mobilsten, wogegen Männer zwischen 15 und 25 mit nur 3,0 Wegen
pro Tag am wenigsten mobil sind.
Generell
bleiben die Befragten überwiegend in Meerbusch. Nur 41 % aller Wege gehen über
die Stadtgrenze hinaus. Der Rest beginnt und endet innerhalb des Stadtgebiets
(Binnenverkehr).
Wegelänge
und Verkehrsaufwand
An
einem Werktag beträgt die durchschnittliche Wegelänge der MeerbuscherInnen etwa
8 km. Die Dauer der Wege beläuft sich dabei im Schnitt auf 19,7 Minuten. Die
entsprechende Verkehrsmittelwahl lässt sich durch die Wegelängenverteilung
erklären. Die Verkehrsmittelwahl der Meerbuscher Bevölkerung gliedert sich wie
folgt:
- 55 % Pkw,
- 22 % zu Fuß,
- 15 % Fahrrad,
- 10 % ÖPNV.
Die
Veränderung der Verkehrsmittelwahl im gesamten Stadtgebiet im Jahr 2013 zum
Jahr 2018 sowie die Verkehrsmittelwahl in den einzelnen Stadtteilen und zum
Vergleich in der Stadt Kaarst (2018) sind grafisch in Abbildung 1 und
tabellarisch mit weiterführenden Informationen in Abbildung 2 dargestellt.
9 %
56 %
17 %
17 %
11 %
17 %
43 %
21 %
14 %
11 %
21 %
54 %
57 % % 15 % % 22 % % 7 %
10 %
15 %
21 %
55 %
55 %
14 %
24 %
7 %
Abb. 1 Verkehrsmittelwahl in
Meerbusch und Kaarst
Abb. 2
Vergleich Meerbusch, Kaarst und einzelne Stadtteile
Knapp 50 % aller Wege sind nicht länger als 5 km. Sie bieten daher
ein großes Verlagerungspotenzial auf Verkehrsmittel der Nahmobilität. Fuß- und
Radverkehr überwiegen bei Wegen im Entfernungsbereich bis zu einem Kilometer
(zu Fuß 52 %, Fahrrad 20 %). Bei Wegelängen über 5 km
wird der Pkw mit einem Anteil von 67 % genutzt.
Entfernungsgruppe km |
Zu Fuß |
Fahrrad |
MIV |
ÖPNV |
Bis 1 |
54,5 % |
24,2 % |
20,0 % |
1,4 % |
Über 1 bis 3 |
24,1 % |
22,2 % |
51,4 % |
2,2 % |
Über 3 bis 5 |
6,0 % |
18,3 % |
67,0 % |
8,7 % |
Über 5 bis 10 |
0,9 % |
7,2 % |
75,2 % |
16,8 % |
Über 10 |
0,3 % |
3,3 % |
81,0 % |
15,4 % |
Ausstattungsquote
mit Pkw und Fahrrädern
Im
Schnitt stehen pro Haushalt in Meerbusch 1,3 Pkw zur Verfügung. Knapp 16 % der
Haushalte besitzen keinen Pkw. Die uneingeschränkte Zugriffsquote auf einen Pkw
für den privaten Gebrauch liegt demnach bei 71%. Im Vergleich dazu ist die
Ausstattung der Haushalte mit im Durchschnitt 1,95 Fahrrädern pro Haushalt
etwas höher. Die Quote mit uneingeschränktem Zugriff auf ein Fahrrad oder
Elektrofahrrad liegt hier bei 81%.
Nutzungsquoten
Die
Befragung hat ergeben, dass 64 % der privaten PKW täglich oder fast täglich im
Einsatz sind. Das entspricht dem Durchschnitt in der Region Düsseldorf. Dies
ist womöglich eine Folge der dispersen Stadtstruktur und fehlender
Verkehrsalternativen. 20 % der Pkw nutzen keinen Stellplatz auf einem
Privatgrundstück, sondern werden im öffentlichen Raum abgestellt (Vergleich: in
Kaarst sind es 13 % und in Grevenbroich 18 %).
Die
Nutzungsquote bei den Fahrrädern ist mit nur 15 % deutlich geringer. Dennoch
fährt jeder 5. Einwohner in Meerbusch täglich oder fast täglich mit dem
Fahrrad, was darauf schließen lässt, dass dieses Verkehrsmittel nicht nur für
Freizeitzwecke, sondern regelmäßig im Alltag genutzt wird (Vergleich: In Kaarst
sind es 18 % und in Grevenbroich 14 %).
Entwicklung
der Mobilität seit 2013
Die
Fahrtweiten sind annähernd gleichgeblieben, wobei heute mit dem ÖPNV mehr
kürzere Fahrtweiten von 3 bis 5 km zurückgelegt werden als im Jahr 2013 (+ 6,3
%). Das liegt unter anderem daran, dass sich der allgemeine ÖPNV-Anteil auf
diesen Fahrten von 7 % auf
10 % gesteigert hat. Die anteilsmäßig positive Entwicklung des ÖPNV hat in
Hinblick auf den Gesamtverkehr jedoch keinen maßgeblichen Einfluss. Es ist
festzustellen, dass der Fußgängerverkehr seit 2013 auf Kosten von Fahrrad und
ÖPNV Anteile verloren hat. Der verstärke Ausbau eines zusammenhängenden Radwegenetzes
sowie des Angebots im Bereich des ÖPNV hat in den letzten Jahren mit
hinreichender Sicherheit seinen Anteil an dem Zuwachs geleistet.
Die
Modal-Split-Veränderung seit 2013 stellt sich demnach wie folgt dar:
- Zu Fuß: 20,8 %
(-3,6 %)
- Fahrrad: 14,7%
(+1,1%)
- ÖPNV: 9,7 % (+2,3
%)
- Pkw: 54,8 % (+ 0,2
%)
Mobilität
in den Stadtteilen
Im
Vergleich der unabhängig untersuchten Stadtteile fällt auf, dass sich die Daten
nur geringfügig unterscheiden. Im Vergleich kommt dem Fußverkehr in Lank-Latum
mit 29,1 % aller Wege (Osterath 17,1 % und Büderich 21,2 %) eine besondere
Bedeutung zu. Im Bereich des Radverkehrs liegt Büderich leicht hinter den
anderen beiden Stadtteilen. Das Fahrrad bestimmt dort 14 % der
Verkehrsmittelnutzung, in Lank-Latum und Osterath sind es jeweils knapp 17 %.
Anders
als in Hinblick auf die Verteilung des Radverkehrs in den Stadtteilen, ist die
ÖPNV Nutzung mit 9 % aller Wege in Osterath im Vergleich zu den anderen
Stadtteilen am geringsten. Im Rahmen der Pkw-Nutzung ergeben sich keine
signifikanten Unterschiede. Lediglich die Stellplatznutzung verteilt sich in
Lank-Latum geringfügig anders. Hier stehen einige Fahrzeuge mehr auf privaten
Flächen und dementsprechend weniger im öffentlichen Straßenraum.
Zusammenfassendes
Fazit
Die
Befragungsergebnisse zeigen, dass die Ansprüche an die Verkehrssysteme in
Meerbusch sehr unterschiedlich sind.
Derzeit
wird die Mobilität in Meerbusch sowohl stark vom Auto als auch vom Fahrrad
geprägt. Die Pkw-und Fahrradausstattung in den Haushalten ist auf einem sehr
hohen Niveau. Verglichen mit ähnlich strukturierten Gemeinden besitzt der
öffentliche Verkehr in Meerbusch einen durchschnittlichen Stellenwert. Eine
wesentliche Bedeutung kommt dem ÖPNV vor allem im Ausbildungsverkehr zu. In
anderen Bereichen können noch weitere Potenziale ab- und ausgeschöpft werden.
Insbesondere
die kurzen Wege bis 5 km stellen ein Verlagerungspotenzial zur Stärkung des
Fuß-und Radverkehrs dar. Aber auch Wege mit einer Distanz zwischen 5 und 10 km
sind zukünftig ein wichtiges Potenzial für den Radverkehr. Der seit 2013 stetig
wachsende Anteil der Elektrofahrräder (+ 4,8 %) bietet realistische Chancen,
z.B. längere Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen und damit noch mehr Menschen
für den Radverkehr zu gewinnen.
Anhänge:
Anhang 1: SRV 2018 Methodenbericht
Anhang 2: SRV 2018 Steckbrief
Anhang 3: SRV 2018 Feldbericht
Anhang 4: SRV 2018 Tabellen
Anhang 5: SRV 2018 Tabellen Lank-Latum
Anhang 6: SRV 2018 Tabellen Osterath
Anhang 7: SRV 2018 Tabellen Büderich
In Vertretung
gez.
Michael Assenmacher
Technischer Beigeordneter