Betreff
Benennung von Erschließungsstraßen in Meerbusch-Osterath im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 266 “ Meerbusch OSTARA“
Vorlage
FB6/475/2012
Aktenzeichen
61/62-32-01
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Haupt – und Finanzausschuss beschließt, die im Bebauungsplan Nr. 266 festgesetzten                  Planstraßen wie folgt zu benennen:

 

 

Planstraße 1       “Jakob-Faulhaber-Straße“

Planstraße 2       “Matthias-Grathes-Straße“

Planstraße 3       “Benno-Hölssig-Straße“

Planstraße 4       “Mosaikstraße“

Planstraße 5       “Keramikstraße“

Planstraße 6       “Fliesenstraße“

Planstraße 7       “August-Stein-Straße“

 


Sachverhalt:

 

Für die im Bebauungsplan Nr. 266 festgesetzten Planstraßen sollen Straßenbezeichnungen vergeben werden.

Da das gesamte Baugebiet städtebaulich wie auch erschließungsmäßig eine deutlich geprägte

zusammenhängende Einheit bildet, sollten die Bezeichnungen aller Straßen und Wege möglichst unter ein einheitliches Thema gestellt werden. Hiermit wird auch ein leichteres Auffinden des

Baugebietes und der einzelnen Straßen auch für Ortsunkundige ermöglicht.

 

 

Sowohl in der Gemarkung Osterath als auch in der Gemarkung Strümp bestehen schon

zusammenhängende Baugebiete mit einer einheitlichen Benennung.  In Osterath das Gebiet

Osterath–West (Thema Niederrheinische Städte)  das Gebiet am Bommershöfer Weg

(Thema Maler der Moderne) und das Gebiet Am Strümper Busch (Thema Deutsche Schriftsteller).

In Strümp das Gebiet  an der Forststraße (Thema Bäche und Flüsse am Niederrhein).

 

Der Verwaltung liegt sowohl ein Schreiben des Arbeitskreises ehemaliger Ostara-Mitarbeiter

(s. Anlage 2) als auch ein Schreiben des Vereins Pro Osterath e.V. (s. Anlage 3) vor, in denen

verschiedene Vorschläge für die im Neubaugebiet zu benennenden Straßen gemacht werden.

 

Die Verwaltung schlägt vor, die in der Anlage gekennzeichneten Planstraßen (s. Anlage 1), wie folgt zu benennen.

 

Planstraße 1  “Jakob-Faulhaber-Straße“

 

Jakob Faulhaber wurde am 05.05.1873 geboren und starb am 14.11.1947. Er kaufte Ende 1933 das von Mathias Grathes gegründete Unternehmen Ostara aus der Konkursmasse. Der neue Firmenname

lautete: Ostara Mosaik- und Wandplattenfabrik, Jakob Faulhaber & Co., GmbH. Im Zeitraum 1933-1939 baute er das Unternehmen allmählich wieder auf. In der Kriegszeit 1939-1945 wurde die

Herstellung von keramischen Fliesen durch Zwangsauflage stillgelegt. Jakob Faulhaber gelang es jedoch, das Unternehmen mit einer Belegschaft von ca. 50 Mitarbeitern über den Krieg zu retten mit der Herstellung von sogenannten “ Rasching-Ringen“ (Hohlzylinder mit etwa gleicher Länge und Durchmesser aus Keramik) , die für die Säurefilteranlagen – auch kriegsnotwendig – gestattet war. Anfang 1945 wurde die Fabrik durch Fliegerbomben weitestgehend zerstört. Erst Ende 1946 bekam Ostara die Lizenz zur Herstellung von Bodenfliesen als Zulieferwerk für den deutschen

Steinkohlebergbau und damit auch die Erlaubnis, Arbeitskräfte einzustellen, Strom und Wasser zu beziehen sowie die Bezugsscheine für alle produktionswichtigen Materialien. Am 14. November 1947 verstarb Jakob Faulhaber. Danach lag die Führung des Unternehmens bei der Witwe Maria Faulhaber, Tochter Maria Hölssig geb. Faulhaber und Benno Hölssig.

Mehr lässt sich zu Jakob Faulhaber aus den Archivunterlagen nicht entnehmen..

 

Planstraße 2  “Matthias-Grathes-Straße“

 

Im Jahre 1888 zog der Unternehmer Matthias Grathes mit seiner kleinen Zementplattenfabrik von Düsseldorf nach Osterath. Dort produzierte er bis etwa 1890 Gehwegplatten und Dachziegel, ab 1894 allerdings schon Wand- und Bodenfliesen. Anfangs wuchs die Firma und entwickelte sich schnell zu einer recht großen Fabrik mit zirka 180 bis 200 Arbeitern. Doch der Aufschwung war nur von kurzer Dauer und bereits 1903 musste Grathes Konkurs anmelden. In der Folge wurde aus Grathes ehemaliger Personengesellschaft 1903 die Osterather Mosaik- und Wandplattenfabrik.

Matthias Grathes legte mit seiner Produktion den Grundstein für die Industrialisierung in Osterath.

Die Produktionsstätte befand sich auf dem Gelände der Firma Ostara.

 

Planstraße 3   “Benno-Hölssig-Straße“

 

Benno Hölssig war Schwiegersohn und  Nachfolger von Jakob Faulhaber und der letzte

Geschäftsführer des Familienunternehmens Ostara. Nach dem zweiten Weltkrieg begann er mit dem Wiederaufbau der Firma Ostara und war maßgeblich daran beteiligt, dass Ostara zu einem der

führenden Unternehmen der Keramik- und Fliesenbranche wurde, das zu Spitzenzeiten 800

Beschäftigte zählte. Der Name Hölssig stand nicht nur für wirtschaftlich erfolgreiches

Unternehmertum, Ostara war auch in der Umsetzung fortschrittlicher Sozialleistungen vorbildlich.

Schon früh wurde eine betriebliche Invaliditäts- und Altersversorgung eingeführt, die Akkordlöhne und Leistungszuschläge erhöht, zusätzliche Urlaubstage gewährt und eine Weihnachtsgratifikation

ausgezahlt. Es entstanden Werkswohnungen und eine Werkskantine, auch ein Ferienheim in

Niedeggen stand den Mitarbeitern zur Verfügung. 1983 verstarb Benno Hölssig.

 

Planstraße 4  “Mosaikstraße“

 

Keramisches Mosaik war ein typisches Produkt der 50er und 60er Jahre, das in der Zeit des

wirtschaftlichen Aufbaus in Osterath gefertigt wurde.

 

 

Planstraße 5  “Keramikstraße“

 

Keramikprodukte bildeten die Grundlage für den gesamten Industriestandort der Firma Ostara.

 

 

Planstraße 6  “Fliesenstraße“

 

Schon ab 1894 produzierte der Unternehmer Mathias Grathes, auf dem Gelände der späteren Firma Ostara, Wand- und Bodenfliesen.

 

 

Planstraße 7  “August-Stein-Straße“

 

An der Meerbuscher Straße, im Bereich der jetzt dort vorhandenen Wohn- und Gewerbebebauung befand sich eine Seidenweberei der Familie Stein, die von 1889 bis 1934 dort ansässig war und nach 1934 von der Wuppertaler Firma Frowein übernommen wurde. Diese ging dann über in die

Elektrofirma Hitzbleck, die dort ihre Produktionsstätte bis ins Jahr 1990 betrieb.

Als Gründer dieses Industriestandortes ist Herr August Stein, geb.1865 zu nennen.

 


Finanzielle Auswirkung:

 

Durch die Ausführung des vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen auf den Haushalt:

keine


Alternativen:

 

Als Alternativen für die Planstraßen 1 - 6 bieten sich folgende Namen an.

 

Am Tunnelofen , An den Öfen , Am Sprühturm , Steinzeugweg , Auf der Glasurstraße ,

Am Ofenbrand , Am Pressensaal (Namen der früheren Produktionsstätten).

 

Für die Planstraße 7 bietet sich die Bezeichnung “An der Seidenweberei“ an.