Beschlussvorschlag:
Der
Haupt – und Finanzausschuss beschließt, die im Bebauungsplan Nr. 266
festgesetzten
Planstraßen wie folgt zu benennen:
Planstraße 1 “Jakob-Faulhaber-Straße“
Planstraße 2 “Matthias-Grathes-Straße“
Planstraße 3 “Benno-Hölssig-Straße“
Planstraße 4 “Mosaikstraße“
Planstraße 5 “Keramikstraße“
Planstraße 6 “Fliesenstraße“
Planstraße
7 “August-Stein-Straße“
Sachverhalt:
Für
die im Bebauungsplan Nr. 266 festgesetzten Planstraßen sollen
Straßenbezeichnungen vergeben werden.
Da
das gesamte Baugebiet städtebaulich wie auch erschließungsmäßig eine deutlich
geprägte
zusammenhängende
Einheit bildet, sollten die Bezeichnungen aller Straßen und Wege möglichst
unter ein einheitliches Thema gestellt werden. Hiermit wird auch ein leichteres
Auffinden des
Baugebietes
und der einzelnen Straßen auch für Ortsunkundige ermöglicht.
Sowohl in der Gemarkung Osterath als auch in der Gemarkung Strümp
bestehen schon
zusammenhängende Baugebiete mit einer einheitlichen Benennung. In Osterath das Gebiet
Osterath–West (Thema Niederrheinische Städte) das Gebiet am Bommershöfer Weg
(Thema Maler der Moderne) und das Gebiet Am Strümper Busch (Thema
Deutsche Schriftsteller).
In Strümp das Gebiet an der
Forststraße (Thema Bäche und Flüsse am Niederrhein).
Der
Verwaltung liegt sowohl ein Schreiben des Arbeitskreises ehemaliger
Ostara-Mitarbeiter
(s.
Anlage 2) als auch ein Schreiben des Vereins Pro Osterath e.V. (s. Anlage 3)
vor, in denen
verschiedene
Vorschläge für die im Neubaugebiet zu benennenden Straßen gemacht werden.
Die Verwaltung schlägt vor, die in der Anlage
gekennzeichneten Planstraßen (s. Anlage 1), wie folgt zu benennen.
Planstraße
1
“Jakob-Faulhaber-Straße“
Jakob Faulhaber wurde am
05.05.1873 geboren und starb am 14.11.1947. Er kaufte Ende 1933 das von Mathias
Grathes gegründete Unternehmen Ostara aus der Konkursmasse. Der neue Firmenname
lautete: Ostara Mosaik- und
Wandplattenfabrik, Jakob Faulhaber & Co., GmbH. Im Zeitraum 1933-1939 baute
er das Unternehmen allmählich wieder auf. In der Kriegszeit 1939-1945 wurde die
Herstellung von keramischen
Fliesen durch Zwangsauflage stillgelegt. Jakob Faulhaber gelang es jedoch, das
Unternehmen mit einer Belegschaft von ca. 50 Mitarbeitern über den Krieg zu
retten mit der Herstellung von sogenannten “ Rasching-Ringen“ (Hohlzylinder mit
etwa gleicher Länge und Durchmesser aus Keramik) , die für die
Säurefilteranlagen – auch kriegsnotwendig – gestattet war. Anfang 1945 wurde
die Fabrik durch Fliegerbomben weitestgehend zerstört. Erst Ende 1946 bekam
Ostara die Lizenz zur Herstellung von Bodenfliesen als Zulieferwerk für den
deutschen
Steinkohlebergbau und damit auch
die Erlaubnis, Arbeitskräfte einzustellen, Strom und Wasser zu beziehen sowie
die Bezugsscheine für alle produktionswichtigen Materialien. Am 14. November
1947 verstarb Jakob Faulhaber. Danach lag die Führung des Unternehmens bei der
Witwe Maria Faulhaber, Tochter Maria Hölssig geb. Faulhaber und Benno Hölssig.
Mehr lässt sich zu Jakob
Faulhaber aus den Archivunterlagen nicht entnehmen..
Planstraße 2 “Matthias-Grathes-Straße“
Im Jahre 1888 zog der
Unternehmer Matthias Grathes mit seiner kleinen Zementplattenfabrik von
Düsseldorf nach Osterath. Dort produzierte er bis etwa 1890 Gehwegplatten und
Dachziegel, ab 1894 allerdings schon Wand- und Bodenfliesen. Anfangs wuchs die
Firma und entwickelte sich schnell zu einer recht großen Fabrik mit zirka 180
bis 200 Arbeitern. Doch der Aufschwung war nur von kurzer Dauer und bereits
1903 musste Grathes Konkurs anmelden. In der Folge wurde aus Grathes ehemaliger
Personengesellschaft 1903 die Osterather Mosaik- und Wandplattenfabrik.
Matthias Grathes legte mit
seiner Produktion den Grundstein für die Industrialisierung in Osterath.
Die Produktionsstätte befand
sich auf dem Gelände der Firma Ostara.
Planstraße 3 “Benno-Hölssig-Straße“
Benno Hölssig war Schwiegersohn
und Nachfolger von Jakob Faulhaber und
der letzte
Geschäftsführer des
Familienunternehmens Ostara. Nach dem zweiten Weltkrieg begann er mit dem
Wiederaufbau der Firma Ostara und war maßgeblich daran beteiligt, dass Ostara
zu einem der
führenden Unternehmen der
Keramik- und Fliesenbranche wurde, das zu Spitzenzeiten 800
Beschäftigte zählte. Der Name
Hölssig stand nicht nur für wirtschaftlich erfolgreiches
Unternehmertum, Ostara war auch
in der Umsetzung fortschrittlicher Sozialleistungen vorbildlich.
Schon früh wurde eine
betriebliche Invaliditäts- und Altersversorgung eingeführt, die Akkordlöhne und
Leistungszuschläge erhöht, zusätzliche Urlaubstage gewährt und eine
Weihnachtsgratifikation
ausgezahlt. Es entstanden
Werkswohnungen und eine Werkskantine, auch ein Ferienheim in
Niedeggen stand den Mitarbeitern
zur Verfügung. 1983 verstarb Benno Hölssig.
Planstraße
4 “Mosaikstraße“
Keramisches Mosaik war ein
typisches Produkt der 50er und 60er Jahre, das in der Zeit des
wirtschaftlichen Aufbaus in
Osterath gefertigt wurde.
Planstraße 5 “Keramikstraße“
Keramikprodukte
bildeten die Grundlage für den gesamten Industriestandort der Firma Ostara.
Planstraße 6 “Fliesenstraße“
Schon
ab 1894 produzierte der Unternehmer Mathias Grathes, auf dem Gelände der
späteren Firma Ostara, Wand- und Bodenfliesen.
Planstraße 7 “August-Stein-Straße“
An der Meerbuscher Straße, im
Bereich der jetzt dort vorhandenen Wohn- und Gewerbebebauung befand sich eine
Seidenweberei der Familie Stein, die von 1889 bis 1934 dort ansässig war und
nach 1934 von der Wuppertaler Firma Frowein übernommen wurde. Diese ging dann
über in die
Elektrofirma Hitzbleck, die dort
ihre Produktionsstätte bis ins Jahr 1990 betrieb.
Als Gründer dieses
Industriestandortes ist Herr August Stein, geb.1865 zu nennen.
Finanzielle
Auswirkung:
Durch die Ausführung des
vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen auf den Haushalt:
keine
Alternativen:
Als
Alternativen für die Planstraßen 1 - 6 bieten sich folgende Namen an.
Am Tunnelofen , An den Öfen , Am
Sprühturm , Steinzeugweg , Auf der Glasurstraße ,
Am Ofenbrand , Am Pressensaal
(Namen der früheren Produktionsstätten).
Für
die Planstraße 7 bietet sich die Bezeichnung
“An der Seidenweberei“ an.