Betreff
Mahnmal in Lank für die ermordeten und deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus dem Gebiet der heutigen Stadt Meerbusch,
Anbringung einer Texttafel
Vorlage
FB3/557/2013
Aktenzeichen
FB 3-41 / Krl.
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Kulturausschuss beschließt, die Verwaltung wird im Einvernehmen mit dem Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann, der das Mahnmal geschaffen hat, und unter dessen Beteiligung die Anregung des ökumenischen Arbeitskreises für eine Texttafel mit dem vom Künstler bestimmten Text umsetzen.

 


Sachverhalt:

Am 9. November 2003 wurde das Mahnmal an der Ecke Hauptstraße / Kemperallee in Meerbusch-Lank enthüllt. Es besteht aus einer zentralen Basaltsäule mit  den Worten schma israel  (Höre Israel!) und sachor  (= Gedenke!) in hebräischen Schriftzeichen sowie den Namen der Deportierten und Ermordeten. Um diese zentrale Stele herum haben vier liegende Stempel aus Granit ihren Platz, die jeweils die Namen der Konzentrationslager zeigen, in die jüdische Mitbürger aus Meerbusch deportiert wurden.

 

Die Aufstellung dieses Mahnmals geht auf eine Anregung der evangelischen Kirchengemeinde Lank, auch namens der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus, vom 16. Juni 1999 zurück. Ein Gedenkstein solle dem namentlichen Gedenken der während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Meerbusch deportierten und ermordeten Juden gewidmet werden.

 

Der Kulturausschuss beschloss am 24. Oktober 2000 einstimmig, dieser Anregung zu folgen und bestimmte am 30. Mai 2001 den Platz hierfür an der Ecke Hauptstraße / Kemperallee in Meerbusch-Lank.

 

Dieser Entscheidung gingen mehrere Gespräche mit dem ökumenischen Arbeitskreis, Vertretern der jüdischen Gemeinde, Mitgliedern des Kulturausschusses sowie der Stadtverwaltung voraus. Hier wurden wichtige Eckpunkte für die Ausschreibung des Wettbewerbs erarbeitet.

 

Am 12. November 2002 entschied sich der Kulturausschuss für den Wettbewerbsbeitrag des Kalkarer Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann und beauftragte den Künstler mit der Ausführung. Das Meerbuscher Mahnmal ergänzt die Stempel, die für das eigentliche Mordwerkzeug der bürokratischen Täter in der bestialischen Tötungsmaschinerie des Dritten Reiches stehen, um eine zentrale Basalt-Stele. Dort sind die Namen der Deportierten und Ermordeten aus dem Gebiet der heutigen Stadt Meerbusch wiedergegeben. Das „Wiedergeben“ der Namen – in seiner doppelten Bedeutung – war ein wichtiges Anliegen derjenigen, die das Mahnmal anregten.

 

Im Jahre 2004 wurde eine steinerne Hinweistafel mit folgendem Text: Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann  9. November 2003 angebracht.

 

Der jetzt formulierte Wunsch aus den Reihen des ökumenischen Arbeitskreises nach einer erklärenden Texttafel wurde mit dem Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann erörtert. Dem Künstler ist nach wie vor eine sehr zurückhaltende Anbringung einer solchen Texttafel wichtig. Das Schild dürfe die Größe von 40 x 50 cm nicht überschreiten, es dürfe nicht im Denkmalbereich, sondern allenfalls rechts daneben am Radweg stehen und im 45° Winkel angeordnet sein. Die Gesamthöhe, hier ist die Höhe einschließlich eines eventuellen Ständers gemeint, müsse unterhalb von 80 cm bleiben, es dürfe auf keinen Fall die Hecke überragen. Eine Überschneidung mit den Skulpturen sei unbedingt zu vermeiden.

 

Er selbst wünscht den folgenden Text, den er aus Anlass der Enthüllung formulierte und der auf einem Informationsblatt über das Mahnmal veröffentlicht wurde.

 

DAS MAHNMAL

Die vier Steinstempel aus Granit verweisen auf die Deportations- und Vernichtungslager (Litzmannstadt – Riga – Izbica – Theresienstadt), in denen jüdische Mitbürger aus Meerbusch ermordet worden sind. Eine Schriftsäule dokumentiert ihre Namen / vier Buchstaben stehen für „Sachor – Gedenke!“ / und der Palmzweig trägt das jüdische Glaubensbekenntnis „Höre Israel!“. Überdimensionierte Stempel, die Zeugnis ablegen über die namentliche Existenz von Konzentrationslagern, Ghettos und Hinrichtungsstätten, von Orten, die mit der bestialischen Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten in direkter Verbindung stehen. Mit einer Tätowierung auf dem Oberarm zu einer Nummer gestempelt, symbolisieren die Stempel das eigentliche Mordwerkzeug der bürokratischen Täter – der Schreibtischtäter, deren Fallbeil der Stempel auf dem Schreibtisch war. Die Steinstempel sind auf Gleisbauschotter, wie soeben aufgelegt, aufgebaut. Wie ein Gräberfeld erinnern sie an Flucht, Deportation, Misshandlung und Ermordung der Kinder, Frauen und Männer dieser Stadt. Sie mögen mahnen, Intoleranz und Hass zu überwinden und immer und jederzeit die Würde aller Menschen zu achten.

9. November 2003

Christoph Wilmsen-Wiegmann

Kalkar

 

Der bisherige Hinweisstein wird durch diese Texttafel ersetzt.

 

Zudem sollte an geeigneter Stelle ein ein QR-Code angebracht werden. Mit Hilfe dieses QR-Codes und seines Smartphones kann der Betrachter weitere Informationen, Texte etc. von einer Website der Stadt Meerbusch abrufen. Diese Art der Informationsbeschaffung und Kommunikation ist bei gerade Jüngeren gang und gäbe und beliebt. So würde auch die Zielgruppe erreicht, die zeitlich in größerer Entfernung von dem damaligen Unrechtsgeschehen aufgewachsen sind und kaum noch Zeitzeugen persönlich fragen konnten. Die Möglichkeit auf diese Weise den Betrachtern Informationen über Kunstwerke im öffentlichen Raum zu erschließen, wird derzeit von vielen Kulturverwaltungen zum Standard entwickelt.

 

Die konkrete Ausgestaltung der Tafel wird im Einvernehmen mit dem Künstler festgelegt werden. Sobald der Kulturausschuss beschlossen haben wird, so ist es mit Herrn Wilmsen-Wiegmann verabredet, wird sich die Stadtverwaltung mit ihm in Verbindung setzen.

 


Finanzielle Auswirkung:

 

Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung.

 


Alternativen:

Keine.