Die Suchtprävention für Kinder und Jugendliche
hat in Meerbusch seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Im Kinder- und
Jugendförderplan der Stadt ist ein Konzept zur Alkoholprävention bei
Meerbuscher Fest(zelt) veranstaltungen festgeschrieben. Regelmäßig werden in
Zusammenarbeit von Ordnungsamt, Polizei und Jugendamt Jugendschutzkontrollen
durchgeführt. Darüber hinaus finden immer wieder Aktionen zur Suchtprävention
statt.
In diesem Jahr beteiligt sich die Stadt
Meerbusch an dem Euregio Projekt „Grenzenlos lernen“ mit dem eigenständigen Präventionsansatz
„ProJugend statt ProMille“. Projektpartner sind die Kreispolizeibehörde des
Rhein-Kreis Neuss, die Suchtprävention der Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis
Neuss GmbH sowie die niederländischen Partner „Politie Limburg-Noord“ (Polizei
Venlo) und das „Valuascollege“ (weiterführende Schule) in Venlo.
Im Austausch mit den niederländischen
Partnern werden dort erfolgreiche Ansätze in Meerbusch genutzt oder
weiterentwickelt und umgekehrt.
Ziel der Präventionsmaßnahme ist es, den
übermäßigen Alkoholkonsum Jugendlicher und Heranwachsender in der Stadt
Meerbusch insbesondere in Zusammenarbeit mit Sportvereinen und Schützenvereinen
bis Ende 2012 zu reduzieren und eine Suchtentwicklung zu verhindern.
Nach einer bundesweiten repräsentativen
Studie*1 der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZGA)
trinken Jugendliche heute insgesamt weniger Alkohol als noch vor einigen
Jahren. Die Jugendlichen, die Alkohol trinken, trinken allerdings
wesentlich riskanter und mehr. Vor allem bei jungen Männern ist riskantes
Trinkverhalten weit verbreitet. So trank 2010 jeder Fünfte 12 – 17-Jährige
mind. einmal im Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke bei einer
Gelegenheit (sog. „binge drinking“), bei den 18 - 25-Jährigen war dies sogar
jeder Zweite.
Die Studie ergab, dass das Umfeld junger Menschen für ihr
Trinkverhalten entscheidend ist: Je mehr und je häufiger Alkohol etwa im
Freundeskreis getrunken wird, desto höher ist der eigene Alkoholkonsum.
(*1
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2011 „Der Alkoholkonsum
Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010“ Kurzbericht zu den
Ergebnissen einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends, Köln)
Diese Ergebnisse konnten auch durch die
Studie*2 des Rhein-Kreis Neuss belegt werden. Demnach antworteten
43,1 % der Befragten (n=842), dass sie in den letzten 30 Tagen „binge drinking“
betrieben hätten. Von den Jungen waren dies 46,9 %. Unterteilt nach
Altergruppen gaben 12,5 % der 11 – 13 Jährigen und 49,5 % der 14 bis
17-Jährigen binge drinking an. Die Zahl der Krankenhauseinlieferungen wg.
Alkoholintoxikation stieg um 468 % vom Jahr 2000 zum Jahr 2008 an.
(*2
Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Rhein-Kreis Neuss 2010)
Kreisweit werden bei Jugendschutzkontrollen immer
wieder stark betrunkene Kinder und Jugendliche festgestellt und müssen z.T. per
Rettungswagen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Auch in Meerbusch lässt sich feststellen, dass
Jugendliche insbesondere bei Schützenfesten, im Karneval, bei Sportereignissen
oder bei (privaten) Parties in immer jüngerem Alter vermehrt einen riskanten
Alkoholkonsum zeigen. Die Jugendlichen, die
Alkohol trinken, trinken mehr als dies noch vor Jahren der Fall war.
Studien
haben belegt, dass Menschen mit Suchtproblemen oftmals in der Jugend mit dem
süchtigen Verhalten begonnen haben.
Jugendliche
leben heute in einer sehr viel komplexeren Welt als frühere Generationen.
Von
den Jugendlichen wird sehr früh viel verlangt. Es wird frühzeitig
Leistungsdruck erzeugt. Die Jugendlichen haben oft Orientierungsprobleme und es
besteht Konkurrenzdruck der Jugendlichen untereinander. „Nur wer mehr kann,
kommt voran“. So zeigt sich die Konkurrenz auch beim Trinken. Nur wer mehr
schafft, länger durchhält ist der (vermeintliche) Sieger. Die Peergroup entwickelt
sich so häufig zur Experimentiergruppe.
Jugendliche
lernen durch das Vorbild der Erwachsenen – vornehmlich der Eltern.
Die
Abgrenzung zu den Eltern ist heute aber schwieriger als noch vor Jahren. So
hören die Eltern eher die gleiche Musik, tragen ähnliche Kleidung oder wollen
mehr Kumpel bzw. Freundin sein als „Erziehungsberechtigt“. Jugendliche suchen
jedoch ganz bewusst nach Abgrenzung.
Gründe
Alkohol zu trinken gibt es viele: Mut kriegen, Probleme vergessen,
Perspektivlosigkeit „ausblenden“, gute Laune bekommen, einfach abfahren,
besoffen werden, hemmungslos Spaß haben...
Gelegenheiten
ergeben sich fast täglich: einen Geburtstag feiern, eine gute Leistung begießen,
eine schlechte Leistung vergessen wollen, gute Erfahrungen feiern, schlechte
Erfahrungen verdrängen usw. usw.
Die
Werbung gaukelt den Jugendlichen zudem vor, dass sie besonders „cool“ sind,
wenn sie Produkt XY konsumieren. Und „cool sein“ ist (fast) das Wichtigste für
die 12 bis 18 – Jährigen!
Die Präventionsmaßnahmen:
Viele
Kinder und Jugendliche sind in Meerbusch in Sport- und / oder Schützenvereinen
aktiv. Diese Vereine bieten sich daher als Partner für Präventionsmaßnahmen an.
Unter dem Motto „Trinken
ist KEIN Sport!“ soll mit den Sportvereinen
•
Ansprache der Jugendlichen durch jugendgerechte
Medien (Broschüren, Flyer, keyholder, Kugelschreiber) erfolgen
•
Unterstützung der Vereine bei der Elternarbeit
•
Informationsveranstaltung über die Wirkung von
Alkohol bei Jugendlichen für die Wirte und das Personal in den Sportlerheimen
•
Informationsveranstaltung über die Wirkung von
Alkohol bei Jugendlichen für Jugendwarte und Jugendbetreuer
•
Training „NEIN“- sagen, wenn Jugendliche Alkohol
selbst bestellen oder Erwachsene Jugendlichen Alkohol „ausgeben“ wollen (wie
verhalte ich mich, wie kann ich argumentieren, wie setze ich mich durch) für
Wirte, Personal, Jugendbetreuer
•
Stützung der Vorbildfunktion Erwachsener
•
Im Fußball: keine „3. Halbzeit“ in der Kabine nach
dem Sieg! Im Handball: kein „4. Drittel“ in der Kabine nach dem Sieg!
•
Keine Ritualisierung des Trinkens, kein
Gruppendruck, keine Gewohnheit, keine Belohnung durch Alkohol!
Für die Schützenvereine
sollen unter dem Motto „Schützen schützen – auch ihre Jugend!“
•
Informationsveranstaltungen
über die Wirkung von Alkohol bei Jugendlichen für die Vorstände / Jungschützen
im Schützenwesen
•
Unterstützung bei der
Elternarbeit
•
Training „NEIN“- sagen,
wenn Jugendliche Alkohol selbst bestellen oder Erwachsene Jugendlichen Alkohol
„ausgeben“ wollen (wie verhalte ich mich, wie kann ich argumentieren, wie setze
ich mich durch) für Wirte, Personal, Jugendbetreuer
•
Stützung der
Vorbildfunktion Erwachsener
•
Beteiligung des
PrEventMobils bei den Schützenfesten, Einsatz von Peers
erfolgen.
Die Zielgruppe sind Jugendliche von 12 bis 17 Jahren in Sport-
und Schützenvereinen, Jugendwarte/ Trainer / Jugendbetreuer im Sportverein /
Funktionäre im Sport, Jungschützen/ Jugendbetreuer / Funktionäre im
Schützenverein sowie Eltern.
Das
Projekt setzt auf eine enge Kooperation mit den beteiligten Sport- und
Schützenvereinen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, eine Sensibilisierung der
Betreuer und Wirte und ist auf Nachhaltigkeit angelegt.
Die entstehenden Sachkosten werden von der Polizei des Rhein-Kreis Neuss / Kommissariat Vorbeugung über die von der Euregio bereitgestellten Mittel abgerechnet. Der Stadt Meerbusch entstehen keine Kosten.
In Vertretung
gez.
Angelika Mielke-Westerlage
Erste Beigeordnete