Betreff
PROJugend statt PROmille - ein Alkoholpräventionsprojekt im Rahmen der Euregio
Vorlage
FB2/031/2011
Aktenzeichen
FB 2 / T 2
Art
Informationsvorlage

Die Suchtprävention für Kinder und Jugendliche hat in Meerbusch seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Im Kinder- und Jugendförderplan der Stadt ist ein Konzept zur Alkoholprävention bei Meerbuscher Fest(zelt) veranstaltungen festgeschrieben. Regelmäßig werden in Zusammenarbeit von Ordnungsamt, Polizei und Jugendamt Jugendschutzkontrollen durchgeführt. Darüber hinaus finden immer wieder Aktionen zur Suchtprävention statt.

 

In diesem Jahr beteiligt sich die Stadt Meerbusch an dem Euregio Projekt „Grenzenlos lernen“ mit dem eigenständigen Präventionsansatz „ProJugend statt ProMille“. Projektpartner sind die Kreispolizeibehörde des Rhein-Kreis Neuss, die Suchtprävention der Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss GmbH sowie die niederländischen Partner „Politie Limburg-Noord“ (Polizei Venlo) und das „Valuascollege“ (weiterführende Schule) in Venlo.

Im Austausch mit den niederländischen Partnern werden dort erfolgreiche Ansätze in Meerbusch genutzt oder weiterentwickelt und umgekehrt.

 

Ziel der Präventionsmaßnahme ist es, den übermäßigen Alkoholkonsum Jugendlicher und Heranwachsender in der Stadt Meerbusch insbesondere in Zusammenarbeit mit Sportvereinen und Schützenvereinen bis Ende 2012 zu reduzieren und eine Suchtentwicklung zu verhindern.

 

Nach einer bundesweiten repräsentativen Studie*1 der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZGA) trinken Jugendliche heute insgesamt weniger Alkohol als noch vor einigen Jahren. Die Jugendlichen, die Alkohol trinken, trinken allerdings wesentlich riskanter und mehr. Vor allem bei jungen Männern ist riskantes Trinkverhalten weit verbreitet. So trank 2010 jeder Fünfte 12 – 17-Jährige mind. einmal im Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit (sog. „binge drinking“), bei den 18 - 25-Jährigen war dies sogar jeder Zweite.

 

Die Studie ergab, dass das Umfeld junger Menschen für ihr Trinkverhalten entscheidend ist: Je mehr und je häufiger Alkohol etwa im Freundeskreis getrunken wird, desto höher ist der eigene Alkoholkonsum.

(*1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2011 „Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010“ Kurzbericht zu den Ergebnissen einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends, Köln)

 

 

Diese Ergebnisse konnten auch durch die Studie*2 des Rhein-Kreis Neuss belegt werden. Demnach antworteten 43,1 % der Befragten (n=842), dass sie in den letzten 30 Tagen „binge drinking“ betrieben hätten. Von den Jungen waren dies 46,9 %. Unterteilt nach Altergruppen gaben 12,5 % der 11 – 13 Jährigen und 49,5 % der 14 bis 17-Jährigen binge drinking an. Die Zahl der Krankenhauseinlieferungen wg. Alkoholintoxikation stieg um 468 % vom Jahr 2000 zum Jahr 2008 an.

(*2 Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Rhein-Kreis Neuss 2010)

 

 

Kreisweit werden bei Jugendschutzkontrollen immer wieder stark betrunkene Kinder und Jugendliche festgestellt und müssen z.T. per Rettungswagen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Auch in Meerbusch lässt sich feststellen, dass Jugendliche insbesondere bei Schützenfesten, im Karneval, bei Sportereignissen oder bei (privaten) Parties in immer jüngerem Alter vermehrt einen riskanten Alkoholkonsum zeigen. Die Jugendlichen, die Alkohol trinken, trinken mehr als dies noch vor Jahren der Fall war.

 

Studien haben belegt, dass Menschen mit Suchtproblemen oftmals in der Jugend mit dem süchtigen Verhalten begonnen haben.

 

Jugendliche leben heute in einer sehr viel komplexeren Welt als frühere Generationen.

Von den Jugendlichen wird sehr früh viel verlangt. Es wird frühzeitig Leistungsdruck erzeugt. Die Jugendlichen haben oft Orientierungsprobleme und es besteht Konkurrenzdruck der Jugendlichen untereinander. „Nur wer mehr kann, kommt voran“. So zeigt sich die Konkurrenz auch beim Trinken. Nur wer mehr schafft, länger durchhält ist der (vermeintliche) Sieger. Die Peergroup entwickelt sich so häufig zur Experimentiergruppe.

 

Jugendliche lernen durch das Vorbild der Erwachsenen – vornehmlich der Eltern.

Die Abgrenzung zu den Eltern ist heute aber schwieriger als noch vor Jahren. So hören die Eltern eher die gleiche Musik, tragen ähnliche Kleidung oder wollen mehr Kumpel bzw. Freundin sein als „Erziehungsberechtigt“. Jugendliche suchen jedoch ganz bewusst nach Abgrenzung.

 

Gründe Alkohol zu trinken gibt es viele: Mut kriegen, Probleme vergessen, Perspektivlosigkeit „ausblenden“, gute Laune bekommen, einfach abfahren, besoffen werden, hemmungslos Spaß haben...

Gelegenheiten ergeben sich fast täglich: einen Geburtstag feiern, eine gute Leistung begießen, eine schlechte Leistung vergessen wollen, gute Erfahrungen feiern, schlechte Erfahrungen verdrängen usw. usw.

 

Die Werbung gaukelt den Jugendlichen zudem vor, dass sie besonders „cool“ sind, wenn sie Produkt XY konsumieren. Und „cool sein“ ist (fast) das Wichtigste für die 12 bis 18 – Jährigen!

 

 

Die Präventionsmaßnahmen:

 

Viele Kinder und Jugendliche sind in Meerbusch in Sport- und / oder Schützenvereinen aktiv. Diese Vereine bieten sich daher als Partner für Präventionsmaßnahmen an.

 

Unter dem Motto „Trinken ist KEIN Sport!“ soll mit den Sportvereinen

          Ansprache der Jugendlichen durch jugendgerechte Medien (Broschüren, Flyer, keyholder, Kugelschreiber) erfolgen

          Unterstützung der Vereine bei der Elternarbeit

          Informationsveranstaltung über die Wirkung von Alkohol bei Jugendlichen für die Wirte und das Personal in den Sportlerheimen

          Informationsveranstaltung über die Wirkung von Alkohol bei Jugendlichen für Jugendwarte und Jugendbetreuer

          Training „NEIN“- sagen, wenn Jugendliche Alkohol selbst bestellen oder Erwachsene Jugendlichen Alkohol „ausgeben“ wollen (wie verhalte ich mich, wie kann ich argumentieren, wie setze ich mich durch) für Wirte, Personal, Jugendbetreuer

          Stützung der Vorbildfunktion Erwachsener

          Im Fußball: keine „3. Halbzeit“ in der Kabine nach dem Sieg! Im Handball: kein „4. Drittel“ in der Kabine nach dem Sieg!

          Keine Ritualisierung des Trinkens, kein Gruppendruck, keine Gewohnheit, keine Belohnung durch Alkohol!

 

Für die Schützenvereine sollen unter dem Motto „Schützen schützen – auch ihre Jugend!“

          Informationsveranstaltungen über die Wirkung von Alkohol bei Jugendlichen für die Vorstände / Jungschützen im Schützenwesen

          Unterstützung bei der Elternarbeit

          Training „NEIN“- sagen, wenn Jugendliche Alkohol selbst bestellen oder Erwachsene Jugendlichen Alkohol „ausgeben“ wollen (wie verhalte ich mich, wie kann ich argumentieren, wie setze ich mich durch) für Wirte, Personal, Jugendbetreuer

          Stützung der Vorbildfunktion Erwachsener

          Beteiligung des PrEventMobils bei den Schützenfesten, Einsatz von Peers

erfolgen.

 

Die Zielgruppe sind Jugendliche von 12 bis 17 Jahren in Sport- und Schützenvereinen, Jugendwarte/ Trainer / Jugendbetreuer im Sportverein / Funktionäre im Sport, Jungschützen/ Jugendbetreuer / Funktionäre im Schützenverein sowie Eltern.

 

Das Projekt setzt auf eine enge Kooperation mit den beteiligten Sport- und Schützenvereinen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, eine Sensibilisierung der Betreuer und Wirte und ist auf Nachhaltigkeit angelegt.

 

Die entstehenden Sachkosten werden von der Polizei des Rhein-Kreis Neuss / Kommissariat Vorbeugung  über die von der Euregio bereitgestellten Mittel abgerechnet. Der Stadt Meerbusch entstehen keine Kosten.

 

 


In Vertretung

 

gez.

 

Angelika Mielke-Westerlage

Erste Beigeordnete