Die seit März 2020 andauernde Pandemie wirft die Frage auf,
wie die derzeitige Situation und Versorgungsqualität hilfsbedürftiger Senioren
in Meerbusch einzuschätzen ist.
Zu beobachten ist, dass der Corona-bedingten Belastung
älterer Menschen in Meerbusch ein gut aufgestelltes Angebot von ambulanten und
stationären Pflege- und Betreuungsangeboten gegenübersteht. Hinzu kommt eine
gute Vernetzung zwischen den Ehrenamtlichen der Kirchengemeinden und Vereinen.
Durch regelmäßigen Austausch zwischen dem Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend und den professionell und ehrenamtlich Helfenden haben sich folgende Erkenntnisse ergeben:
Sachstand Ambulante Pflege und Betreuung
Die Gesprächspartner ambulanter Pflege und Betreuung melden
–ähnlich wie die Organisationen des Ehrenamts- verstärkt Isolationstendenzen,
Ängste vor Ansteckung sowie Einsamkeitsgefühle aufgrund eingeschränkter Treff-
und Angebotsmöglichkeiten bei den Senioren zurück. Jedoch herrscht grundsätzlich kein
Engpass in der Versorgung der Klientel während der Pandemie.
Der Mangel an Pflege- und Betreuungskräften schränkt die Übernahme neuer Fälle nach übereinstimmender Rückmeldung aller Akteure stark ein.
Die Nachfrage nach rein hauswirtschaftlichen Hilfen überwiegt
die Inanspruchnahme von Demenzbetreuung (Betreuungsassistenz gem. §43b SGB XI)
bei einer Quote von 9:1 deutlich. Eine weiter steigende Nachfrage nach
Betreuungsassistenz wird aufgrund der vielen betagten Ein-Familien-Haushalte in
Meerbusch vermutet.
In den umfangreichen Vorgaben zur Weiterbildung von
Betreuungskräften gem. §43b/53c SGB XI sehen verschiedene Betreuungsanbieter
ein Hindernis bei der Rekrutierung von neuem Personal. Die Fördermöglichkeiten
für diese Weiterbildung sind möglichen Interessenten vermutlich zu wenig
bekannt.
Die Zusammenarbeit untereinander und mit dem Fachbereich
Soziale Hilfen und Jugend ist gut. Der Wunsch nach einem kontinuierlichen
Austausch zwischen den Akteuren und dem Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend
wurde deutlich. Nach einer ersten Konferenz sind quartalsmäßige Treffen
geplant. Themen sind die Intensivierung der Zusammenarbeit und die öffentliche Darstellung
eines Netzwerkes.
Konkret gewünscht ist eine Veröffentlichung der Meerbuscher
Anbieter von Pflege und Betreuung an zentraler Stelle, z. B. auf der
Internetseite der Stadt. Sinnvoll erscheint ein konzentrierter öffentlicher
Auftritt aller professionellen und ehrenamtlichen Anbieter in Meerbusch.
Sachstand Pflegeeinrichtungen
Bewohner und Mitarbeitende in der stationären Pflege sehen
sich in der Pandemie einer dauerhaften Arbeitsbelastung aufgrund der Corona
Schutzverordnung ausgesetzt. Die
seit Beginn der Pandemie geltenden Hygiene- und Besuchsvorschriften sind zum
großen Teil gleichgeblieben. Auch nach den durch das Landesministerium Anfang
März angekündigten Lockerungen müssen Beschäftigte alle drei Tage, Besucher
alle zwei Tage einen Schnelltest durchführen. Diese entfallen für bereits
komplett geimpfte Senioren. Bei der Umsetzung der Testungen bestehen kaum
Unterschiede zwischen den Einrichtungen.
Die vom Landesministerium im März entschiedenen Lockerungen werden in
den Heimen skeptisch gesehen. Wegen vieler Neueinzüge und Kurzzeitaufnahmen ist
eine 100%ige Impfquote nicht erreichbar. Daher wird auch weiterhin ein
konkretes Gesundheitsrisiko mit erhöhter Sterberate für die Senioren
befürchtet. Für die
Einrichtungen hat die Sicherheit der Bewohner und Beschäftigten Vorrang. Sie
wollen Lockerungen der Besuchsregelungen und im Bewohneralltag erst dann
praktizieren, wenn dies die Quote der Geimpften und die Corona Inzidenz
zulassen.
Daher wird auf Gemeinschaftsangebote wie Singkreise, gemeinsames
Speisen, Bastel- und Gymnastikgruppen sowie Gottesdienste trotz gesetzlicher
Lockerungen derzeit verzichtet.
Unterstützung bei den Testungen erhalten die Heime von der Bundeswehr
und von Ehrenamtlichen.
Sonderregelungen für Besuche greifen für den palliativen Bereich einer
Einrichtung oder z. B. bei einer finalen Sterbephase.
Für Anbieter des Betreuten Wohnens, der Tagespflege, Wohngemeinschaften
und Werkstätten für Behinderte besteht seit 15.03.21 die Möglichkeit der
Impfung von Bewohnern und Mitarbeitern vor Ort. Eine Impfquote ist hier noch
nicht bekannt.
Die Impfungen von Bewohnern und Mitarbeiten in den
Einrichtungen ist überwiegend abgeschlossen. Folgende Daten wurden erhoben:
Impfdaten Seniorenheime Stadt
Meerbusch |
Personal gesamt |
Personal geimpft |
Quote Personal geimpft |
Bewohner gesamt |
Bewohner geimpft |
Quote Bewohner geimpft |
Caritashaus
Hildegundis von Meer |
120 |
87 |
72,50% |
138 |
130 |
94,20% |
Johanniter
Stift |
125 |
94 |
75,20% |
120 |
96 |
80,00% |
Malteser
Stift St. Stephanus |
105 |
65 |
61,90% |
146 |
117 |
80,14% |
Meridias
Rheinstadtpflegehaus |
85 |
68 |
80,00% |
88 |
79 |
89,77% |
Stand 18.03.2021 |
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Impfhotline der Stadt
Die seit 08.02. eingerichtete städtische Hotline hat bisher 476 Beratungen durchgeführt. Die Hauptanliegen der Bürger beziehen sich auf Fragen zur Terminvergabe, organisatorische Hilfen, Priorisierung von Impfgruppen oder Durchführung der Impfung. Der Unmut wegen langer Wartezeiten bei der Termin-Hotline und der für Senioren schwer zu bewältigenden Formalitäten ist groß. Hier wirkte das Impftelefon in den meisten Fällen positiv als Puffer der Unzufriedenheit bei Senioren und Angehörigen.
Impftaxi
Zwischen dem Rhein-Kreis-Neuss und der Taxi-Zentrale Neuss kam in Kooperation mit den Neusser Schützen ein Sondertarif für Taxifahrten zum Impfzentrum zustande, der bei den Anrufenden stark nachgefragt wird. Im Rahmen des Projektes wurden alle Grundsicherungs- und Wohngeldempfänger angeschrieben und auf die Nutzung von Gutscheinen für das Impftaxi hingewiesen. Bisher wurden 16 Impftaxi-Gutscheine ausgegeben.
Impfhilfe Ehrenamt
Die vom Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend mit den Kirchengemeinden, dem „Verein engagiert“ aufgebaute Hilfsaktion betreut seit Anfang Februar 2021 Senioren, die über einen Beratungsbedarf hinaus Unterstützung bei der Organisation des Impftermins benötigen. Es fanden über 90 Beratungen durch die Ehrenamtlichen statt, darunter eine Vielzahl von Terminbuchungen und praktischen Hilfen, bis hin zur Begleitung zum Impfzentrum.
In Vertretung
gez.
Frank Maatz
Erster Beigeordneter