Betreff
Lebenssituation von Senioren während der Pandemie
Vorlage
FB2/0450/2021
Aktenzeichen
Fb 2/ T6
Art
Informationsvorlage

Die seit März 2020 andauernde Pandemie wirft die Frage auf, wie die derzeitige Situation und Versorgungsqualität hilfsbedürftiger Senioren in Meerbusch einzuschätzen ist.

 

Zu beobachten ist, dass der Corona-bedingten Belastung älterer Menschen in Meerbusch ein gut aufgestelltes Angebot von ambulanten und stationären Pflege- und Betreuungsangeboten gegenübersteht. Hinzu kommt eine gute Vernetzung zwischen den Ehrenamtlichen der Kirchengemeinden und Vereinen.

 

Durch regelmäßigen Austausch zwischen dem Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend und den professionell und ehrenamtlich Helfenden haben sich folgende Erkenntnisse ergeben:

 

Sachstand Ambulante Pflege und Betreuung

Die Gesprächspartner ambulanter Pflege und Betreuung melden –ähnlich wie die Organisationen des Ehrenamts- verstärkt Isolationstendenzen, Ängste vor Ansteckung sowie Einsamkeitsgefühle aufgrund eingeschränkter Treff- und Angebotsmöglichkeiten bei den Senioren zurück. Jedoch herrscht grundsätzlich kein Engpass in der Versorgung der Klientel während der Pandemie.

 

Der Mangel an Pflege- und Betreuungskräften schränkt die Übernahme neuer Fälle nach übereinstimmender Rückmeldung aller Akteure stark ein.

Die Nachfrage nach rein hauswirtschaftlichen Hilfen überwiegt die Inanspruchnahme von Demenzbetreuung (Betreuungsassistenz gem. §43b SGB XI) bei einer Quote von 9:1 deutlich. Eine weiter steigende Nachfrage nach Betreuungsassistenz wird aufgrund der vielen betagten Ein-Familien-Haushalte in Meerbusch vermutet.

In den umfangreichen Vorgaben zur Weiterbildung von Betreuungskräften gem. §43b/53c SGB XI sehen verschiedene Betreuungsanbieter ein Hindernis bei der Rekrutierung von neuem Personal. Die Fördermöglichkeiten für diese Weiterbildung sind möglichen Interessenten vermutlich zu wenig bekannt. 

Die Zusammenarbeit untereinander und mit dem Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend ist gut. Der Wunsch nach einem kontinuierlichen Austausch zwischen den Akteuren und dem Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend wurde deutlich. Nach einer ersten Konferenz sind quartalsmäßige Treffen geplant. Themen sind die Intensivierung der Zusammenarbeit und die öffentliche Darstellung eines Netzwerkes.

 

Konkret gewünscht ist eine Veröffentlichung der Meerbuscher Anbieter von Pflege und Betreuung an zentraler Stelle, z. B. auf der Internetseite der Stadt. Sinnvoll erscheint ein konzentrierter öffentlicher Auftritt aller professionellen und ehrenamtlichen Anbieter in Meerbusch.

 

Sachstand Pflegeeinrichtungen

Bewohner und Mitarbeitende in der stationären Pflege sehen sich in der Pandemie einer dauerhaften Arbeitsbelastung aufgrund der Corona Schutzverordnung ausgesetzt. Die seit Beginn der Pandemie geltenden Hygiene- und Besuchsvorschriften sind zum großen Teil gleichgeblieben. Auch nach den durch das Landesministerium Anfang März angekündigten Lockerungen müssen Beschäftigte alle drei Tage, Besucher alle zwei Tage einen Schnelltest durchführen. Diese entfallen für bereits komplett geimpfte Senioren. Bei der Umsetzung der Testungen bestehen kaum Unterschiede zwischen den Einrichtungen.

 

Die vom Landesministerium im März entschiedenen Lockerungen werden in den Heimen skeptisch gesehen. Wegen vieler Neueinzüge und Kurzzeitaufnahmen ist eine 100%ige Impfquote nicht erreichbar. Daher wird auch weiterhin ein konkretes Gesundheitsrisiko mit erhöhter Sterberate für die Senioren befürchtet. Für die Einrichtungen hat die Sicherheit der Bewohner und Beschäftigten Vorrang. Sie wollen Lockerungen der Besuchsregelungen und im Bewohneralltag erst dann praktizieren, wenn dies die Quote der Geimpften und die Corona Inzidenz zulassen.

 

Daher wird auf Gemeinschaftsangebote wie Singkreise, gemeinsames Speisen, Bastel- und Gymnastikgruppen sowie Gottesdienste trotz gesetzlicher Lockerungen derzeit verzichtet.

Unterstützung bei den Testungen erhalten die Heime von der Bundeswehr und von Ehrenamtlichen.

Sonderregelungen für Besuche greifen für den palliativen Bereich einer Einrichtung oder z. B. bei einer finalen Sterbephase.

 

Für Anbieter des Betreuten Wohnens, der Tagespflege, Wohngemeinschaften und Werkstätten für Behinderte besteht seit 15.03.21 die Möglichkeit der Impfung von Bewohnern und Mitarbeitern vor Ort. Eine Impfquote ist hier noch nicht bekannt.

 

Die Impfungen von Bewohnern und Mitarbeiten in den Einrichtungen ist überwiegend abgeschlossen. Folgende Daten wurden erhoben:

Impfdaten Seniorenheime Stadt Meerbusch

Personal gesamt

Personal geimpft

Quote

Personal geimpft

 Bewohner gesamt

Bewohner geimpft

Quote Bewohner geimpft

Caritashaus Hildegundis von Meer

120

87

72,50%

138

130

94,20%

Johanniter Stift

125

94

75,20%

120

96

80,00%

Malteser Stift St. Stephanus

105

65

61,90%

146

117

80,14%

Meridias Rheinstadtpflegehaus

85

68

80,00%

88

79

89,77%

Stand 18.03.2021

 

 

 

Impfhotline der Stadt

Die seit 08.02. eingerichtete städtische Hotline hat bisher 476 Beratungen durchgeführt. Die Hauptanliegen der Bürger beziehen sich auf Fragen zur Terminvergabe, organisatorische Hilfen, Priorisierung von Impfgruppen oder Durchführung der Impfung.  Der Unmut wegen langer Wartezeiten bei der Termin-Hotline und der für Senioren schwer zu bewältigenden Formalitäten ist groß. Hier wirkte das Impftelefon in den meisten Fällen positiv als Puffer der Unzufriedenheit bei Senioren und Angehörigen.

 

Impftaxi

Zwischen dem Rhein-Kreis-Neuss und der Taxi-Zentrale Neuss kam in Kooperation mit den Neusser Schützen ein Sondertarif für Taxifahrten zum Impfzentrum zustande, der bei den Anrufenden stark nachgefragt wird. Im Rahmen des Projektes wurden alle Grundsicherungs- und Wohngeldempfänger angeschrieben und auf die Nutzung von Gutscheinen für das Impftaxi hingewiesen. Bisher wurden 16 Impftaxi-Gutscheine ausgegeben.

 

Impfhilfe Ehrenamt

Die vom Fachbereich Soziale Hilfen und Jugend mit den Kirchengemeinden, dem „Verein engagiert“ aufgebaute Hilfsaktion betreut seit Anfang Februar 2021 Senioren, die über einen Beratungsbedarf hinaus Unterstützung bei der Organisation des Impftermins benötigen. Es fanden über 90 Beratungen durch die Ehrenamtlichen statt, darunter eine Vielzahl von Terminbuchungen und praktischen Hilfen, bis hin zur Begleitung zum Impfzentrum.

 


In Vertretung

 

gez.

 

Frank Maatz

Erster Beigeordneter