Betreff
Errichtung einer Feuer- und Rettungswache; hier: Planungsbeschluss
Vorlage
SIM/0917/2019
Aktenzeichen
SIM - FWR
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

  1. Der Sonderausschuss „Zukunft der Feuerwehr“ empfiehlt dem Rat, die Notwendigkeit zum Neubau einer Feuer- und Rettungswache grundsätzlich anzuerkennen.
  2. Als zukünftiger Standort der neuen Wache wird, vorbehaltlich des Grunderwerbs, ein Grundstück an der Ecke Forststraße/ Moerser Straße festgelegt. Der Sonderausschuss empfiehlt dem Rat, die Verwaltung zu beauftragen, Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer zum Erwerb des Grundstücks aufzunehmen.
  3. Der Sonderausschuss empfiehlt dem Rat, die Verwaltung zu beauftragen, unter Einschaltung eines auf den Bau von Feuerwehren spezialisierten Planungsbüros, gemeinsam mit der Wehrleitung ein Raumprogramm als Grundlage eines Architektenwettbewerbs für einen wirtschaftlichen Neubau einer Feuer- und Rettungswache zu erarbeiten.
  4. Zur Abschätzung des Finanzbedarfs ist auf Basis des Raumprogramms eine erste Kostenprognose zu erarbeiten.
  5. Der Sonderausschuss empfiehlt dem Rat, die Verwaltung zu beauftragen, eine Standortuntersuchung für den zukünftigen Verbleib des Löschzuges Osterath zu erarbeiten.

 


Sachverhalt:

 

Im aktuell gültigen Brandschutzbedarfsplan 2020, beschlossen vom Rat der Stadt am 18.12.2014, wurden bereits Überlegungen hinsichtlich einer Verlegung der Feuerwache zur Optimierung der Einsätze und somit der Erhöhung des Zielerreichungsgrades angestellt. Es bestand Einvernehmen, dass nachhaltige Verbesserungen im abwehrenden Brandschutz nur durch Anpassungen und Veränderungen bei der räumlichen Unterbringung, insbesondere der hauptamtlichen Kräfte, zu erzielen wären. Entsprechende Handlungsoptionen wurden jedoch seinerzeit unter Berücksichtigung der verkehrlichen Situation im Stadtgebiet nicht gesehen, eine Veränderung der infrastrukturellen Bedingungen war zudem damals nicht absehbar.

 

Zwischenzeitlich haben sich durch die zu erwartende Realisierung der Bahnunterführung im Stadtteil Osterath jedoch Handlungsoptionen ergeben, die zu der gewünschten Verbesserung der Hilfsfristen führen würden. Gleichzeitig ist eine zeitnahe Erweiterung und Modernisierung der Feuerwache unabdingbar.

 

Wie in der ersten Sitzung des Sonderausschusses „Zukunft der Feuerwehr“ von der Wehrleitung dargestellt, ergeben sich die größten Vorteile hinsichtlich der verbesserten Erreichbarkeit der einzelnen Stadtteile und somit der Einhaltung der festgelegten Hilfsfristen und des Zielerreichungsgrades durch eine Verlegung der Feuerwache an den geografischen Mittelpunkt des Stadtgebietes.

 

Neben der Frage der Zukunft der Hauptwache ist zeitnah auch eine Entscheidung über den zukünftigen Standort des Löschzuges Osterath zu treffen. Mit Realisierung der Bahnunterführung und unter Berücksichtigung der geplanten Wohnbebauung am jetzigen Standort der Einheit, sind auch diesbezüglich Alternativen zu prüfen und sowohl aus einsatztaktischer und wirtschaftlicher wie aber auch aus städteplanerischer Sicht zu bewerten.

 

Funktionaler und baulicher Zustand der heutigen Feuer- und Rettungswache


Die Feuer- und Rettungswache wurde im Jahre 1983 errichtet und auf Basis der seinerzeit gültigen feuerwehrtechnischen Vorschriften in Betrieb genommen. Der Standort verfügt im Erdgeschoss über eine Fahrzeughalle mit drei Einstellplätzen, eine Werkstatt, zwei Aufenthaltsräume mit Küche, zwei Ruheräume, zwei Büroräume, eine Einsatzzentrale und die zugehörigen Sanitäranlagen. Im Kellergeschoss befindet sich ein Übungsraum, die Schlauchwäsche, eine Atemschutzwerkstatt, ein EDV-Raum, das Notstromaggregat und kleinere Lagerräume.

 

Zu Verbesserung der Tagesverfügbarkeit ist die Anzahl der hauptamtlichen Kräfte sukzessive angestiegen, aktuell sind 17 Kräfte bei der Hauptwache beschäftigt. Aufgrund des Anstiegs der Beschäftigtenzahlen wird der Unterbringungs- und Sozialbereich den arbeitsschutzrechtlichen Anforderungen nicht mehr gerecht. Zudem ist keine eigene Wäscherei für die Einsatzkleidung  vorhanden, die erforderliche Trennung in einen Schwarz- und einen Weißbereich fehlt gänzlich. Die Spinde der Einsatzkräfte stehen hinter den Löschfahrzeugen in der Fahrzeughalle, da es auch an einem Spind- und Umkleideraum fehlt.

 

Sämtliche verwendeten Schläuche eines Einsatzes (auch das Schlauchmaterial der freiwilligen Löschzüge) müssen per Hand in den Keller gebracht, dort gewaschen und getrocknet und anschließend wieder manuell nach oben gebracht werden. Weiterhin fehlt es an Räumen für Großschadenslagen, zur Schulung, Desinfektionsbereichen usw. Im Außengelände fehlt es an einer klaren räumlichen Trennung zwischen abrückenden Einsatzfahrzeugen und ankommenden Feuerwehrangehörigen/ Besuchern.

Neben diesen funktionalen Mängeln sind auch zahlreiche bauliche Mängel an diesem, in die Jahre gekommenen Gebäude, festzustellen. So sind die gesamten haustechnischen Installationen (Wasser- und Abwasserleitungen, Heizungs- und Elektroinstallation) erneuerungsbedürftig. Eine moderne Netzwerkverkabelung fehlt ebenso wie eine zeitgemäße Ausruf- und Alarmierungsanlage. Die Sanitärräume sind erneuerungsbedürftig, ebenso Bodenbeläge in den Aufenthaltsräumen sowie die Eindichtung des Flachdaches. Die Aluminiumfenster- und Türanlagen sind teilweise defekt. Das Gebäude verfügt nur über eine der Bauzeit entsprechende Standardisolierverglasung. Der Feuerwehrturm weist bauliche Mängel auf, die in der Vergangenheit bereits zu statischen Ertüchtigungsmaßnahmen Anlass gegeben haben. Das Gebäude verfügt, aus heutiger Sicht, nur über einen schlechten Wärmedämmstandard.

Insgesamt ist festzustellen, dass die heutige Feuer- und Rettungswache aus personeller, funktionaler und aus bautechnischer Sicht nicht mehr heutigen Anforderungen entspricht.

Eine Umnutzung der Feuer- und Rettungswache für die freiwillige Feuerwehr Osterath löst voraussichtlich ebensolche, bauliche Notwendigkeiten aus. Die baukonstruktiven Mängel müssen beseitigt und die räumlichen Defizite zur Unterbringung eines Löschzuges mit ca. 65 Einsatzkräften gelöst werden.

Standort der Feuer- und Rettungswache

 

Die Verwaltung hat hinsichtlich der Zukunft der Feuerwache zwischenzeitlich eine interne Projektgruppe gebildet. Dieser Projektgruppe gehört die Wehrleitung, die Dezernenten II und III, die Leiterin des Fachbereichs 1 und der Leiter des Service Immobilien an. Bei Bedarf werden weitere Dienstkräfte jeweils hinzugezogen. Die Projektgruppe hat bereits mehrfach getagt und sich intensiv u. a. mit der Standortfrage auseinander gesetzt. Dabei wurden folgende Optionen betrachtet:

 

a)      Erweiterung der Bestandsfläche Insterburger Straße, Osterath

 

Seitens der Feuerwehr wird der Standort Insterburger Straße mittlerweile aufgrund seiner geografischen Lage nicht mehr als geeignet angesehen. Bereits jetzt bestehen erhebliche Probleme, die Hilfsfristen hinsichtlich des Meerbuscher Süden (Büderich, Laacher Weg und des Meerbuscher Norden (Lank, In der Loh) einzuhalten. Somit kann der Standort Insterburger Straße nicht Ausgangspunkt für die mit einer neuen Feuerwache zu erreichende Optimierung des Brandschutzes sein.

 

b)      Berta-Benz-Straße, Strümp 

 

Untersucht wurde die freie Gewerbefläche neben dem Baubetriebshof. Eventuell sind Synergieeffekte mit dem städtischen Bauhof denkbar. Diese werden seitens der Feuerwehr jedoch eher als geringfügig bewertet, da die Mitarbeiter des Baubetriebshofes sich überwiegend im Stadtgebiet bewegen und somit im Einsatzfall nicht unmittelbar zur Verfügung stehen.

Ferner fehlt für diesen Standort die zwingend erforderliche Grundbedingung für die Auswahl eines neuen Standortes, nämlich die unmittelbare Anbindung an eine Hauptverkehrsstraße. Denn nur diese Anbindung führt zu einer erheblichen Reduzierung der Ausrückzeit und damit zu einer Verkürzung des Anfahrtweges.

 

c)       Kaustinenweg, Strümp

 

Das Grundstück am heutigen Standort des Löschzuges Strump ist mit ca. 4.700 qm Fläche nicht ausreichend groß. Es ist von einer Mindestfläche von 7.000 – 8.000 qm auszugehen. Auch für diesen Standort sind verkehrliche Defizite offensichtlich. Die erforderliche Anbindung an eine Hauptverkehrsstraße ist nicht gegeben (keine Optimierung der Hilfsfristen für den Standort Büderich).

 

d)      Forststraße/ Ecke Moerser Straße, Strümp

 

Dieser Standort ist sehr gut geeignet. Er verfügt über eine unmittelbare Anbindung an eine Hauptverkehrsachse und liegt weitestgehend zentral im Stadtgebiet. Das Grundstück befindet sich zwar derzeit nicht im Eigentum der Stadt, ein Erwerb ist aber denkbar. Die Grundstücksgröße kann dabei passend zum notwendigen Flächenbedarf erfolgen. Die notwendigen Ver- und Entsorgungsmedien (Gas, Wasser, Abwasser, Strom) sind im Umfeld bereits vorhanden. Weitere planungsrechtliche Grundlagen (Aufstellung B-Plan / Vorprüfung Bodendenkmal) sind ebenfalls zu berücksichtigen, sind aber zu lösen. Eine bereits vorab durchgeführte Anfrage bei der Bezirksregierung hat ergeben, dass eine positive landesplanerische Zustimmung für dieses Projekt in Aussicht gestellt wurde. Der Standort „Forststraße / Moerser Straße“ weist aus einsatztaktischer Sicht deutliche Vorteile auf. So kann die Alarmausfahrt direkt auf die Moerser Straße (L 137) geführt und damit die Lichtzeichenanlage der Kreuzung Moerser Straße / Forststraße vermieden werden. Dies wird im Hinblick auf die einzuhaltenden Hilfsfristen von Vorteil sein. Seitens der Wehrleitung wird dieser Standort für die neue Feuer- und Rettungswache favorisiert.

 

e)      Alte Ziegelei, Moerser Straße, Büderich

 

Im Laufe der Untersuchungen zeigte sich, dass für diesen Standort drei Varianten denkbar sind.

 

Variante I:  an der Moerser Straße, Höhe Einfahrt P+R-Parkplatz

Variante II: an der Meerbuscher Straße, hinter dem P+R-Parkplatz

Variante III: Höhe Kreuzung, gegenüber Haus Meer

 

Jedoch weisen alle drei Standorte verkehrliche Probleme auf.

 

Bei der Variante I sind bauliche Anpassungen (Rampe zur Moerser Straße und Querung der Parallelstraße zum P+R-Platz) herzustellen. Das Grundstück befindet sich nicht im Eigentum der Stadt Meerbusch und müsste daher erworben werden. Es handelt sich zudem um einen Altlastenstandort. Die mögliche Anfahrt in Richtung Büderich ist zur Schrankenanlage der K-Bahn und zur Ampelanlage der P-R – Ausfahrt relativ kurz und wird durch Rückstau im Berufsverkehr zu Problemen führen.

 

Bei Variante II müsste eine zunächst baulich sehr aufwendige Querung der Schienenanlagen zur Meerbuscher Straße hergestellt werden. Hier ist damit zu rechnen, dass bei einem Rückstau auf der Meerbuscher Straße die Alarmausfahrt in Richtung Büderich blockiert wäre. Das Grundstück befindet sich nicht im Eigentum der Stadt Meerbusch. Zudem müssten sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen aufwändig herangeführt werden.

 

Bei Variante III würde die Alarmausfahrt in den Kreuzungsbereich Moerser Straße / Meerbuscher Straße weisen. Es ist damit zu rechnen, dass die Alarmausfahrt aufgrund der hohen Verkehrsdichte häufig zugestellt sein wird und es daher zu einer kontinuierlichen Beeinträchtigung der Feuerwehr kommt. Das Grundstück befindet sich nicht im Eigentum der Stadt Meerbusch.

 

Alle drei Varianten des Standortes „Alte Ziegelei“ sind daher aus verkehrlicher und einsatztaktischer Sicht als Standort für eine neue Feuer- und Rettungswache abzulehnen.

 

Die durchgeführten Voruntersuchungen zeigen deutlich, dass der Standort Forststraße/ Ecke Moerser Straße für den Neubau der Feuer- und Rettungswache optimal ist.

 

Die oben bereits angeführten einsatztaktischen Vorteile dieses Standortes wurden seitens der Wehrleitung nochmals ausführlich untersucht und bewertet:

 

Bei Einsatzfahrten mit Sondersignal kann eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h innerorts und 60 km/h außerorts zu Grunde gelegt werden (siehe hierzu: Forschungsbericht der Bundesanstalt Straßenwesen, 1987). Als erste Annäherung kann mit diesen Werten die sog. Zirkelmethode eingesetzt werden, um die Gebietsabdeckung der einzelnen Standorte zu bestimmen. Dies geschieht in Abhängigkeit der angesetzten Geschwindigkeit bezogen auf eine Luftlinienbetrachtung. Die Verwendung der Luftlinie ignoriert neben dem reellen Straßenverlauf auch natürliche Hindernisse wie z.B. Flüsse. Des Weiteren werden auch die unterschiedlichen Straßenkategorien sowie der Straßenverkehr nicht beachtet und somit die tatsächlich erreichbaren Geschwindigkeiten nicht abgebildet. Der aktuell gültige Brandschutzbedarfsplan beinhaltet vor diesem Hintergrund eine Isochronenbetrachtung unter Berücksichtigung einer Fahrgeschwindigkeit von 600 m/min bzw. 36 km/h. Hiermit wird u.a. dem Umstand Rechnung getragen, dass insbesondere auf den Hauptverkehrsachsen     (z.B. L 476 Meerbuscher Straße oder L137 Moerser Straße/Düsseldorfer Straße) eine hohes Verkehrsaufkommen vorherrscht. Bei dieser Betrachtung wird hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Fahrzeit nicht berücksichtigt, dass für den Standort Feuerwache Insterburger Straße die Anfahrtszeit der Einsatzkräfte entfällt, da diese bereits auf der Wache sind. Somit ergibt sich unter Berücksichtigung einer Ausrückezeit von 1 min. eine zur Verfügung stehende Fahrtzeit von 7 min. Die nachstehenden Abbildungen berücksichtigen diesen Punkt und zeigen als erste Stufe der Untersuchung sowohl den Ist-Zustand, als auch den Soll-Zustand unter Berücksichtigung eines zentralen Standortes der hauptamtlichen Wache im Kreuzungsbereich Fortstraße/Bergfeld/Moerser Straße.

 

Isochronenbetrachtung – IST

(Gebietsabdeckung mittels Luftlinienbetrachtung Standort Insterburger Straße)

 

 

 


Isochronenbetrachtung – SOLL

(Gebietsabdeckung mittels Luftlinienbetrachtung Standort Forststraße)

 

 

 

Es wird deutlich, dass sowohl der Meerbuscher Norden (Lank und Rheingemeinden) als auch der südliche Teil des Stadtgebietes (Büderich) deutlich besser abgedeckt werden, ohne dass sich eine Unterdeckung im westlichen Stadtgebiet (Osterath) ergibt.

 

Zur Validierung der Isochronenbetrachtung wurde eine Erreichbarkeitsanalyse durchgeführt, die auf OpenStreetMap-Daten basiert. Hierzu wurde das frei zugängliche Online-Werkzeug OpenRouteService.org eingesetzt. Die OpenStreetMap-Daten berücksichtigen die unterschiedlichen Straßentypen hinsichtlich der möglichen Fahrgeschwindigkeiten, da natürlich beispielsweise auf einer Autobahn in gleicher Zeit eine längere Fahrtstrecke erzielt werden kann als auf einer innerörtlichen Straße. Die nachfolgend visualisierten Ergebnisse  wurden mit folgenden Parametern ermittelt:

 

·         Auswertung Streckenlänge unter Berücksichtigung einer zur Verfügung stehende Fahrtzeit von 4 min. für die freiwilligen Kräfte und 7 min. für die Kräfte aus dem Hauptamt.

·         Fahrzeugart: normaler PKW - da die Nutzung von Sonderrechten im Programm nicht darstellbar ist, wurde das vermeintlich schnellere Fahrzeug im Vergleich zur Auswahlmöglichkeit „schwerer LKW“ festgelegt.

 


Polygonendarstellung - IST

 (Erreichbarkeitsanalyse mit OpenStreetMap-Daten Standort Insterburger Straße)

 

 

Polygonendarstellung – Soll

(Erreichbarkeitsanalyse mit OpenStreetMap-Daten Standort Forststraße)

 

 


Es zeigt sich, dass die Annährung aus der Zirkelbetrachtung tendenziell richtig ist, sicher aber eine geringere Gebietsabdeckung ergibt. Deutlich wird aber auch, dass der Standort Insterburger Straße eigentlich immer schon ungünstig gewählt war.

 

Die Ergebnisse der Erreichbarkeitsanalyse wurden mit statistischen Daten aus dem Einsatzberichtswesen (siehe Tabelle – Anhang) abgeglichen. Es ist erkennbar, dass die Analyse per Online-Tool belastbare Ergebnisse liefert und sich in den nördlichen und südlichen Stadtteilen aktuell Unterdeckungen in Bezug auf die zur Verfügung stehende Fahrtzeit ergeben.

 

Für die Betrachtung des möglichen neuen Standortes der Feuerwache in der geographischen Mitte des Stadtgebietes und der damit vermeintlich besseren Gebietsabdeckung wurden Realbefahrungen zu folgenden Zielen, jeweils ausgehend vom Standort Forststraße/Moerser Straße/Bergfeld durchgeführt:

 

Fahrtziel

Fahrzeit

Lank, In der Loh

6 min. 06 s.

Nierst, Werthallee

8 min. 08 s.

Ossum-Bösinghoven, An der Geismühle

6 min. 49 s.

Büderich, Hessenweg

6 min. 10 s.

Osterath, Rudolf-Lensing-Ring

7 min. 38 s.

 

Für die Realbefahrung wurde ein älteres und schweres Fahrzeug (Rüstwagen, Löschzug Osterath) mit mäßiger Beschleunigung und manuellem Schaltgetriebe ausgewählt, sodass die ermittelten Zeiten als auf der sicheren Seite liegend bewertet werden können. Zudem wurde die Befahrung im Zeitraum von 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr durchgeführt, in dem insbesondere auf der Uerdinger Straße und der Moerser Straße, im weiteren Verlauf auf der Düsseldorfer Straße ein hohes Verkehrsaufkommen vorherrscht („Rushhour“).

 

Es wird deutlich, dass der o.g. Standort hinsichtlich der erforderlichen Gebietsabdeckung ideal ist, da das Stadtgebiet weitestgehend innerhalb der sich aus der Hilfsfrist ergebenen Fahrtzeiten erreicht werden kann. Im Zuge der Befahrung wurde eine Fahrtzeit vom diesen Standort bis zur Zufahrt zum Parkplatz Haus Meer mit 1 min. 42 s. ermittelt. Das bedeutet, dass eine Verschiebung des Standortes der Feuerwache in Richtung Süden zwar für den Ortsteil Büderich eine weitere Verbesserung bedeutet, jedoch in den nördlichen Stadtteilen wieder eine Unterdeckung entsteht.

 

Für den Stadtteil Osterath ist mit Realisierung der K9n eine weitere Verbesserung der Gebietsabdeckung zu erwarten.

 

Der Erhalt des Standortes Insterburger Straße würde neben dem baulich notwendigen Aufwand für Instandsetzung und Anpassung auch zu einer notwendigen Betrachtung einer Dependance-Lösung (Büderich – Süd/ Lank – Nord) führen. Das heißt es müssten zwei weitere Wachen mit hauptamtlichen Kräften in Staffelstärke, gegebenenfalls auch im 24-Stunden-Dienst, besetzt werden. Dafür wären ca. 60 hauptamtliche Kräfte für den Einsatzdienst erforderlich, ohne Führungs- und Verwaltungskräfte.

 

Bei Aufgabe des heutigen Standortes an der Insterburger Straße stellt sich auch die Frage nach einem Verbleib der Rettungswache. Die gleichzeitige Verlagerung der Rettungswache an den vorgeschlagenen neuen Standort in Strümp würde, ebenso wie für die feuerwehrtechnischen Belange, auch für den Rettungsdienst und damit für die Unfall- und medizinische Notfallversorgung der Bürger die gleichen Vorteile hinsichtlich einer Optimierung der Anfahrtswege bedeuten. Da die Rettungswache derzeit vom Rhein-Kreis-Neuss betrieben wird, hat die Verwaltung mit Vertretern des Kreises zum Thema Verlagerung ein erstes Vorgespräch geführt. Der Rhein-Kreis-Neuss hat sich danach dahingehend geäußert, dass er eine Verlagerung mittragen würde. Die neue Rettungswache würde dann vom Kreis angemietet werden.

 

Weiteres Vorgehen

 

Um zu einem strukturierten Vorgehen bei diesem für die Stadt Meerbusch wichtigen Bauprojekt zu kommen, sind unter Beachtung und Abwägung der oben dargelegten Sachverhalte verschiedene Grundsatzentscheidungen zu treffen. Diese sind in den Beschlussvorschlägen 1 – 5 dargestellt. Zur Konkretisierung des Neubauvorhabens schlägt die Verwaltung vor, ein mit der Planung von Feuer- und Rettungswachen spezialisiertes Planungsbüro zur fachlich versierten Beratung hinzu zu ziehen. Dieses soll das bereits durch die Wehrleitung erarbeitete Raumprogramm hinsichtlich der gesetzlich vorgeschriebenen Notwendigkeiten prüfen, ggfls. vervollständigen und auf seine Wirtschaftlichkeit hin untersuchen. Ferner sollen durch das Büro die bestehenden Defizite am alten Standort Insterburger Straße fundiert erfasst und bewertet werden. Basierend auf den Daten des abgestimmten Raumprogramms lässt sich dann eine erste Strukturplanung erstellen und eine vorläufige Kostenprognose errechnen. Diese können dann in einer Sitzung des Sonderausschusses vorgestellt und diskutiert werden.

 

Des Weiteren sind, wie in der ersten Sitzung des Sonderausschusses bereits erläutert, die weiterhin bestehenden Probleme und Unwägbarkeiten der Tagesverfügbarkeit der freiwilligen Einsatzkräfte zu berücksichtigen. Hier bietet die Errichtung einer neuen Feuerwache die Möglichkeit, sich auf die sich daraus ergebenden strukturellen Anforderungen einzustellen. Die Feuerwache muss daher auch mindestens die Möglichkeit bieten, eine Gruppe, also die taktische Grundeinheit einer Feuerwehr, im 24-Stunden-Dienst unterbringen zu können. Eine Gruppe besteht aus neun Personen. Zuzüglich einer Einsatzkraft als Führungsunterstützung ergibt sich die von der AGBF bisher vorgegebene Funktionsstärke von 10 Funktionen.

 

Aufgrund der voraussichtlichen Größe des Projekts sind die eigentlichen Planungsaufgaben danach im Zuge eines europaweit auszuschreibenden Planungswettbewerbs zu vergeben.

 


Finanzielle Auswirkung:

 

Durch die Ausführung des vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen auf den Haushalt:

 

Kostenaussagen zum Projekt können zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden. Die Verwaltung hat gemeinsam mit der Wehrleitung im Zuge einer Bereisung u.a. die neue Feuer- u. Rettungswache in Oelde besichtigt. Diese könnte von der Größe her mit dem Meerbuscher Projekt in etwa vergleichbar sein. Der 2017 übergebene Neubau hat dort rd. 10,8 Mio.€ (ohne Grundstückskosten) gekostet.

 

Die Beauftragung eines spezialisierten Planungsbüros für die Aufstellung des Raumprogramms und für die Erarbeitung einer ersten Kostenprognose wird ca. 29.000 € kosten. Die hierfür erforderlichen Haushaltsmittel stehen unter der Kostenstelle - 7 01012115 Feuer- und Rettungswache - zur Verfügung.

 

 

 


Alternativen:

 

Der Sonderausschuss „Zukunft der Feuerwehr“ empfiehlt dem Rat, die Verwaltung mit einer Machbarkeitsstudie zur Sanierung und Ertüchtigung der bestehenden Feuer- und Rettungswache an der Insterburger Straße sowie mit der Prüfung und Erarbeitung einer ggfls. notwendigen Dependance-Lösung zu beauftragen.