Mit Schreiben vom 13.04.2016
hat die Fraktion „Die Linke/Piratenpartei“ beantragt, der Rat möge beschließen,
dass sich die Stadt Meerbusch der Klage der Städteregion Aaachen gegen das
belgische Atomkraftwerk Tihange anschließt bzw. selber Klage einreicht, um eine
Stilllegung des maroden Atommeilers zu erreichen.
Der Antrag steht nicht auf der
Tagesordnung der Ratssitzung, weil er nicht in der in der Geschäftsordnung
vorgesehenen Frist von 3 Wochen eingegangen ist. Insofern kann eine Aufnahme in
die Tagesordnung nur erfolgen, wenn eine besondere Dringlichkeit gegeben ist,
über die der Rat vor Eintritt in die Tagesordnung zu entscheiden hat.
Zum Hintergrund:
Im Sommer des Jahres 2012 wurde
festgestellt, dass der Reaktorbehälter des Kernkraftwerkes Tihange 2 Risse
aufweist. Aus diesem Grunde wurde der Reaktor im März 2014 abgeschaltet. In der
Folgezeit sollen sich die Mängel noch verstärkt haben. Trotzdem hat im November
2015 die belgische Atomaufsichtsbehörde die Genehmigung für die
Wiederinbetriebnahme des Reaktorblocks Tihange 2 erteilt. Am 14.12.2015 wurde
der Reaktor wieder in Betrieb genommen.
Da bei einem Störfall von
austretenden radioaktiven Stoffen größte Gefahren für Leben und Gesundheit der
in der Region lebenden Menschen ausgehen, fordern Bürgerinitiativen,
Umweltverbände sowie eine Vielzahl von Städten, Gemeinden und Kreisen in
Belgien, den Niederlanden und in Deutschland die sofortige Stilllegung des
Kraftwerks Tihange 2. Die angrenzende Städteregion Aachen hat beschlossen, alle
rechtlichen Möglichkeiten gegen den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Tihange zu
prüfen und eine renommierte deutsche Anwaltskanzlei sowie eine belgische
Anwaltskanzlei beauftragt, sie zu beraten und zu vertreten.
Die Städteregion Aachen hat
zwischenzeitlich vor einem belgischen Gericht, dem Staatsrat in Brüssel
(vergleichbar dem BVerwG), Klage gegen den belgischen Staat sowie gegen die
belgische Atomenergiebehörde erhoben mit dem Ziel, die der Firma Electrabel NV erteilte
Betriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Tihange 2 für nichtig zu erklären.
Das Land NW hat zwischenzeitlich beschlossen, der Klage beizutreten. Daneben
beabsichtigt die Städteregion Aachen, Klage gegen den Kraftwerksbetreiber
Electrabel NV vor dem zuständigen Gericht erster Instanz in Belgien zu erheben
um den Betrieb des Kraftwerks untersagen zu lassen. Zunächst war von der
Städteregion Aachen angeregt worden, dass möglichst viele Städte und Gemeinden
im Dreiländereck Belgien, Niederlande, Deutschland den Klageverfahren beitreten
bzw. ebenfalls Klage erheben. Zwischenzeitlich hat sie jedoch auf Anraten der belgischen
Anwälte aus prozessualen Gründen davon abgesehen.
Über die Klage hinaus hat die
Städteregion Aachen auch im Namen zahlreicher Städte, Gemeinden und Kreise in
Deutschland, den Niederlanden und in Luxemburg bei der belgischen
Atomenergiebehörde Auskünfte und Umweltinformationen sowie
Verwaltungsunterlagen zu dem Kernkraftwerk Tihange 2 verlangt und den
zuständigen belgischen Minister um Unterstützung gebeten.
Zusätzlich will sie die
EU-Kommission auffordern, ihrerseits die aus den EU-Verträgen resultierenden
Informationsansprüche gegen den belgischen Staat auf Zugang zu allen
Informationen über die Ableitung radioaktiver Stoffe geltend zu machen.
Um diesem Anliegen größeres
Gewicht zu verschaffen, hat sie Kommunen gebeten, sie politisch in der Weise zu
unterstützen, dass ihr für das Auskunftsersuchen an die EU-Kommission Wappen
und Logo und digitale Unterschrift der Bürgermeister zur Verfügung gestellt
werden, um so dem Auskunftsbegehren mehr Nachdruck zu verleihen und die
Einigkeit der Städte, Gemeinden und Kreise im Dreiländereck Belgien,
Niederlande, Deutschland zu dokumentieren. Diesem Wunsch haben bisher rund 60
Kommunen entsprochen.
Als Übergabetermin beim
EU-Parlamentspräsidenten Schulz mit möglichst vielen Städtevertretern, der
Presse und Parlamentariern bzw. beim EU-Kommissar ist ein Zeitpunkt Mitte Mai
vorgesehen.
Soweit die Stadt das Anliegen
in der vorstehenden Weise unterstützen möchte, duldet ein entsprechender
Beschluss keinen Aufschub, da die nächste Ratssitzung am 30. Juni 2016
stattfindet.
gez.
Angelika Mielke-Westerlage
Bürgermeisterin