Im Juni diesen Jahres kam es wiederholt zu Beschwerden von Eltern,
Kindern und Mitarbeiterinnen der städt. Kindertagesstätte Knirpsmühle in
Osterath, die sich über einen unangenehmen, modrigen Geruch in der Einrichtung
beklagten. Die Kindertagesstätte wird von 65 Kindern besucht.
Das Gebäude der Kita besteht aus einem Pavillon, der in Fertigbauweise
in den siebziger Jahren erstellt wurde. Nach dem Brand in der Kita im Jahr 1996
wurde das Flachdach komplett erneuert und mit einer Gefälledämmung mit Neigung nach
außen zwecks Ableitung des Wassers errichtet. Die in der Vergangenheit
aufgetretenen Feuchtigkeitsschäden wurden beseitigt, so dass
Schimmelpilzbildung unterbunden wurde. Die Schadstoffe Asbest und PCB wurden im
Rahmen der Untersuchungen in allen städtischen Gebäuden im Kindergarten nicht
gefunden.
Mit muffigen Gerüchen in älteren Fertighäusern werden bisher folgende
Substanzen bzw. Substanzgruppen in Verbindung gebracht:
- Phenole als geruchsintensive Komponente des Spanplattenharzes
- Formaldehyd aus den Spanplatten
- MVOC (mikrobiologisch erzeugte Kohlenwasserstoffe), die auf
Schimmelbefall deuten. MVOC entstehen meistens aus einem mikrobiellen Befall im
Außenwandaufbau, verursacht durch den Austritt von Kondenswasser aufgrund der
unzureichenden Luftdichtigkeit dieser Bauten
- Chloranisole, die (mikrobiell bedingt) im Laufe der Zeit aus
chlorhaltigen Holzschutzmitteln, insbesondere PCP (Pentachlorphenole), im
Zusammenhang mit Kondensationsfeuchte entstehen.
Zur
Klärung der Ursache des modrigen Geruchs und vor allem zum Ausschluss einer
möglichen Gesundheitsgefährdung der Gebäudebenutzer hat die Stadt in Absprache
mit dem Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss Raumluftuntersuchungen auf VOC
(flüchtige, organische Verbindungen), Formaldehyd, PCP, Lindan und Phenole in
Innenräumen veranlasst und durchführen lassen.
Die
Konzentrationen der untersuchten Stoffe und Stoffgruppen lagen alle weit unter
den Grenz-, Richtwerten und damit im unbedenklichen Bereich. Die in der
Literatur angegebenen Geruchsschwellen für diese Stoffe wurden ebenfalls nicht
erreicht. Die Laboruntersuchungen ergaben keinen Hinweis für
Schadstoffbelastungen. Eine Gesundheitsgefährdung für Gebäudebenutzer konnte
damit ausgeschlossen werden.
Gemeinsam
mit dem Gesundheitsamt ist das Gebäude auch nach möglichen
Feuchtigkeitsschäden, die zur Bildung von MVOC und/oder Chloranisole führen
können, untersucht worden. Chloranisole, die aus Verbindungen von Phenolen,
Chlorphenolen oder Chlorbenzolen in Verbindung mit mikrobieller Aktivität
entstehen können sind zwar nach heutigem Stand der Wissenschaft toxikologisch
unbedenklich, sie haben aber eine extrem niedrige Geruchsschwelle, so dass sie
schon in niedrigsten Konzentrationen als unangenehm wahrgenommen werden.
Ein
sichtbarer Schimmelpilzbefall konnte aufgrund der Beprobungen nicht
festgestellt werden.
Über
das Ergebnis der Untersuchung wurden die Elternvertreter und Mitarbeiterinnen
der Einrichtung am 25. Juni 2013 durch Mitarbeiter des Umweltbereiches und des
Service Immobilien informiert.
Auch
wenn das Ergebnis erfreulicherweise das Vorhandensein gefährlicher Stoffe nicht
bestätigt hat, blieb es unbefriedigend, dass die Raumluft nach wie vor als
verbraucht und unangenehm empfunden wurde.
Unmittelbar zu Beginn der
ferienbedingten Schließung der Kindertagesstätte wurde nunmehr ein Rohrbruch in
der Kaltwasserleitung im Abstellraum festgestellt, aufgrund dessen über einen
längeren Zeitraum Wasser unter einen Teil des Gußasphaltbodens der Kindertagsstätte
gelaufen ist. Der Wassereinbruch war weder im Bodenbelag noch an der
Holzverkleidung sichtbar.
Gleichwohl war das unterhalb des
Gußasphaltbodens befindliche Granulat (Perlite-Schüttung) im Abstellraum,
Leiterinnenbüro, Personalbüro sowie im Flurbereich in Teilen komplett
durchfeuchtet und nicht mehr zu trocknen, so dass der gesamte Bodenaufbau bis
zur Rohsohle ausgebrochen werden musste. Die im Flurbereich angebrachte
Holzpaneele, Spanplatten und
Dämmplatten waren ebenfalls durchnässt und sind bis zur
Betriebsaufnahme der Einrichtung am 2. September 2013 erneuert worden. Die
Gruppenräume waren, wie wiederholte Messungen ergeben haben, nicht betroffen.
Sowohl MVOC als auch
Chloranisole benötigen für deren Bildungsprozess Feuchtigkeit. Wird die
Feuchtigkeitszufuhr abgestellt, durchfeuchtete Materialien entfernt, so ist die
Bildung von diesen Substanzgruppen unterbunden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit
kann davon ausgegangen werden, dass der Rohrbruch ursächlich für die
Geruchsbelästigung in der Einrichtung ist.
Um
künftig schwer zu entdeckende Wasserschäden (besonders im Bodenbereich)
rechtzeitig zu entdecken, wurde im Raum der Kindergartenleiterin eine digitale
Wasseruhr installiert, die eine zeitnahe Kontrolle des Wasserverbrauchs
ermöglicht.
Mein
Umweltbereich hat für den 25.09.2013 eine erneute Untersuchung der Raumluft
veranlasst, bei der Sporenelemente und Chloranisole untersucht werden. Diese
Untersuchung soll zeigen, ob die Sanierung erfolgreich war.
Es
steht zu hoffen, dass die Sanierungsmaßnahme wieder zu einer guten
Raumluftqualität führt und Kinder, Eltern und Mitarbeiter die Einrichtung
wieder ohne Belästigungen besuchen können.
Die Elternvertretung der Kindertagesstätte und die Leiterin der Einrichtung sind über die durchgeführte Sanierungsmaßnahme und die beabsichtigte erneute Untersuchung informiert.
In Vertretung
Angelika Mielke-Westerlage
Erste Beigeordnete