Betreff
Kindertagesstätte Knirpsmühle in Meerbusch-Osterath
Vorlage
DezII/202/2013
Art
Informationsvorlage

 

Im Juni diesen Jahres kam es wiederholt zu Beschwerden von Eltern, Kindern und Mitarbeiterinnen der städt. Kindertagesstätte Knirpsmühle in Osterath, die sich über einen unangenehmen, modrigen Geruch in der Einrichtung beklagten. Die Kindertagesstätte wird von 65 Kindern besucht.

 

Das Gebäude der Kita besteht aus einem Pavillon, der in Fertigbauweise in den siebziger Jahren erstellt wurde. Nach dem Brand in der Kita im Jahr 1996 wurde das Flachdach komplett erneuert und mit einer Gefälledämmung mit Neigung nach außen zwecks Ableitung des Wassers errichtet. Die in der Vergangenheit aufgetretenen Feuchtigkeitsschäden wurden beseitigt, so dass Schimmelpilzbildung unterbunden wurde. Die Schadstoffe Asbest und PCB wurden im Rahmen der Untersuchungen in allen städtischen Gebäuden im Kindergarten nicht gefunden.

 

Mit muffigen Gerüchen in älteren Fertighäusern werden bisher folgende Substanzen bzw. Substanzgruppen in Verbindung gebracht:

 

- Phenole als geruchsintensive Komponente des Spanplattenharzes

 

- Formaldehyd aus den Spanplatten

 

- MVOC (mikrobiologisch erzeugte Kohlenwasserstoffe), die auf Schimmelbefall deuten. MVOC entstehen meistens aus einem mikrobiellen Befall im Außenwandaufbau, verursacht durch den Austritt von Kondenswasser aufgrund der unzureichenden Luftdichtigkeit dieser Bauten

 

- Chloranisole, die (mikrobiell bedingt) im Laufe der Zeit aus chlorhaltigen Holzschutzmitteln, insbesondere PCP (Pentachlorphenole), im Zusammenhang mit Kondensationsfeuchte entstehen.

 

 

Zur Klärung der Ursache des modrigen Geruchs und vor allem zum Ausschluss einer möglichen Gesundheitsgefährdung der Gebäudebenutzer hat die Stadt in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss Raumluftuntersuchungen auf VOC (flüchtige, organische Verbindungen), Formaldehyd, PCP, Lindan und Phenole in Innenräumen veranlasst und durchführen lassen.

 

 

 

 

 

Die Konzentrationen der untersuchten Stoffe und Stoffgruppen lagen alle weit unter den Grenz-, Richtwerten und damit im unbedenklichen Bereich. Die in der Literatur angegebenen Geruchsschwellen für diese Stoffe wurden ebenfalls nicht erreicht. Die Laboruntersuchungen ergaben keinen Hinweis für Schadstoffbelastungen. Eine Gesundheitsgefährdung für Gebäudebenutzer konnte damit ausgeschlossen werden.

 

Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt ist das Gebäude auch nach möglichen Feuchtigkeitsschäden, die zur Bildung von MVOC und/oder Chloranisole führen können, untersucht worden. Chloranisole, die aus Verbindungen von Phenolen, Chlorphenolen oder Chlorbenzolen in Verbindung mit mikrobieller Aktivität entstehen können sind zwar nach heutigem Stand der Wissenschaft toxikologisch unbedenklich, sie haben aber eine extrem niedrige Geruchsschwelle, so dass sie schon in niedrigsten Konzentrationen als unangenehm wahrgenommen werden.

 

Ein sichtbarer Schimmelpilzbefall konnte aufgrund der Beprobungen nicht festgestellt werden.

 

Über das Ergebnis der Untersuchung wurden die Elternvertreter und Mitarbeiterinnen der Einrichtung am 25. Juni 2013 durch Mitarbeiter des Umweltbereiches und des Service Immobilien informiert.

 

Auch wenn das Ergebnis erfreulicherweise das Vorhandensein gefährlicher Stoffe nicht bestätigt hat, blieb es unbefriedigend, dass die Raumluft nach wie vor als verbraucht und unangenehm empfunden wurde.

 

Unmittelbar zu Beginn der ferienbedingten Schließung der Kindertagesstätte wurde nunmehr ein Rohrbruch in der Kaltwasserleitung im Abstellraum festgestellt, aufgrund dessen über einen längeren Zeitraum Wasser unter einen Teil des Gußasphaltbodens der Kindertagsstätte gelaufen ist. Der Wassereinbruch war weder im Bodenbelag noch an der Holzverkleidung sichtbar.

 

Gleichwohl war das unterhalb des Gußasphaltbodens befindliche Granulat (Perlite-Schüttung) im Abstellraum, Leiterinnenbüro, Personalbüro sowie im Flurbereich in Teilen komplett durchfeuchtet und nicht mehr zu trocknen, so dass der gesamte Bodenaufbau bis zur Rohsohle ausgebrochen werden musste. Die im Flurbereich angebrachte Holzpaneele, Spanplatten und Dämmplatten waren ebenfalls durchnässt und sind bis zur Betriebsaufnahme der Einrichtung am 2. September 2013 erneuert worden. Die Gruppenräume waren, wie wiederholte Messungen ergeben haben, nicht betroffen.

 

Sowohl MVOC als auch Chloranisole benötigen für deren Bildungsprozess Feuchtigkeit. Wird die Feuchtigkeitszufuhr abgestellt, durchfeuchtete Materialien entfernt, so ist die Bildung von diesen Substanzgruppen unterbunden.

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass der Rohrbruch ursächlich für die Geruchsbelästigung in der Einrichtung ist.

 

Um künftig schwer zu entdeckende Wasserschäden (besonders im Bodenbereich) rechtzeitig zu entdecken, wurde im Raum der Kindergartenleiterin eine digitale Wasseruhr installiert, die eine zeitnahe Kontrolle des Wasserverbrauchs ermöglicht.

 

Mein Umweltbereich hat für den 25.09.2013 eine erneute Untersuchung der Raumluft veranlasst, bei der Sporenelemente und Chloranisole untersucht werden. Diese Untersuchung soll zeigen, ob die Sanierung erfolgreich war.

 

 

 

 

Es steht zu hoffen, dass die Sanierungsmaßnahme wieder zu einer guten Raumluftqualität führt und Kinder, Eltern und Mitarbeiter die Einrichtung wieder ohne Belästigungen besuchen können.

 

Die Elternvertretung der Kindertagesstätte und die Leiterin der Einrichtung sind über die durchgeführte Sanierungsmaßnahme und die beabsichtigte erneute Untersuchung informiert.

 


In Vertretung

 

 

 

Angelika Mielke-Westerlage

Erste Beigeordnete