Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss
beschließt eine Absichtserklärung, in der sog. „Fluxus-Halle“ auf dem Gelände
der „Alten Seilerei“ in Meerbusch-Osterath ein Jugendcafé einzurichten. Die
Betriebsträgerschaft soll zunächst befristet für die Dauer von drei Jahren dem
Osterather Betreuungsverein (OBV) in Kooperation mit der Musikszene Meerbusch
übertragen werden.
Die Verwaltung wird
beauftragt, gemeinsam mit dem Osterather Betreuungsverein und der Musikszene
Meerbusch bis zur Jugendhilfeausschusssitzung am 19. September 2013 das Konzept
zu konkretisieren und die Kosten zu ermitteln.
Sachverhalt:
Der Jugendhilfeausschuss
hatte in seiner Sitzung am 27. September 2011 die Einrichtung eines Jugendcafés
in der Betriebsträgerschaft des Osterather Betreuungsvereins beschlossen.
Räumlich untergebracht werden sollte das Jugendcafé im linken Teil des Gebäudes
„Alter Güterbahnhof“ an der Ladestr. in Meerbusch-Osterath, welches unter
Einbeziehung der Osterather Vereine und Pro Osterath umgebaut werden sollte.
Dem Beschluss lag ein inhaltliches Konzept zugrunde, das unter Beteiligung der
„Musikszene Meerbusch“ (vormals „Rock am Turm“), die wesentliche Teile des
musisch-kulturellen Veranstaltungsprogramms, das sich insbesondere an die
Altersgruppe der 13 – 17-järhigen richten soll, verantwortlich übernehmen
sollten, erstellt worden war.
Für die Übernahme der
Betriebsträgerschaft sollte dem Osterather Betreuungsverein ein Zuschuss von
120.000 € gezahlt werden. Dieser umfasste sowohl Personal-, Sach- und
Programmkosten unter Berücksichtigung der zu erwartenden Einnahmen. Die
Betriebskosten des Gebäudes „Alter Güterbahnhof“ einschl. Versicherungen
sollten von der Stadt getragen werden.
Nachdem sich im Rahmen der
Entwurfsplanung die ursprünglich veranschlagten Kosten von 437.000 € auf 835.000 € erhöht hatten, hat der
Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 12. September 2012 beschlossen,
das Projekt im Gebäude „Alter Güterbahnhof“ nicht weiterzuverfolgen. Eine
Realisierung des inhaltlichen Konzeptes im Gebäude des Pappkartons hätte
Investitionskosten von rd. 455.000 € erforderlich gemacht, zudem wäre eine
Nutzung der Räumlichkeiten aufgrund einzuhaltender Lärmschutzbedingungen über
22.00 Uhr hinaus nicht möglich, so dass sich der Ausschuss auch gegen diese
Variante entschieden hat.
Gleichwohl bestand im
Ausschuss Einigkeit, an der Idee der Errichtung eines Jugendcafés festzuhalten, um damit den geänderten
Freizeitbedingungen durch zunehmenden Ganztagsschulbetrieb und geänderten Interessen
von Jugendlichen an Angeboten der offenen Jugendarbeit Rechnung zu tragen. Denn
sowohl im Rahmen der Sozialraumrecherche der Fachhochschule Düsseldorf, als
auch in Gesprächsrunden mit Jugendlichen wurde immer wieder deutlich, dass sich
die jungen Menschen i.d.R. nicht mehr durch traditionelle Jugendheime
angesprochen fühlen, sondern einen Event-/Treffpunkt wünschen, der ihnen die
Freiheit bietet, kommen und gehen zu können, wann sie wollen und an dem sie
ihre „Ruhe“ haben. Sie wünschen sich einen Raum, in dem spezielle Events,
Partys für sie stattfinden können. Durch spezielle kulturelle Angebote, ein
zeitgemäßes Ambiente, ein jugendgerechtes Getränke- und Speisenangebot,
wollen Jugendliche angesprochen werden.
Die Verwaltung wurde
beauftragt, weiterhin nach einem Objekt zu suchen, das sowohl vom räumlichen
Angebot her geeignet ist, eine den Interessen von Jugendlichen entsprechende
Programmatik im Bereich Event und Gastronomie umzusetzen. Weiterhin sollte die
Einrichtung von jungen Menschen mit Behinderungen aufgesucht werden können, gut
erreichbar für Jugendliche aus allen Ortsteilen aus Meerbusch sein, den Betrieb
an Wochenenden auch über 22.00 Uhr ermöglichen und eine ausreichende Anzahl von
Stellplätzen bieten.
Ein mögliches Objekt, welches
die genannten Bedingungen erfüllt, ist die Fluxus-Halle auf dem Betriebsareal
der „Alten Seilerei“ auf dem Stössel-Gelände (Haus Nr. 9). Die Halle wird seit
einiger Zeit zur Anmietung angeboten.
Das Gebäude mit einer
Gesamtfläche von ca. 650 qm besteht aus einem Eingangsbereich mit ca.
80 qm, der Eventhalle mit ca. 250 qm, einem ca. 110 qm
Bistrobereich mit eingebauter Theke, Kühlung und Zapfanlage, Hängeschränken und
einem dahinterliegenden Lagerraum mit Kühlbereich, sowie im 1. OG aus einer
120 qm Empore mit Büro. Im Kellergeschoss stehen auf ca. 90 qm ein
Künstlerumkleideraum, ein Proberaum und der Toilettenbereich zu Verfügung. Ein
Behinderten WC ist im EG vorhanden.
Sowohl der Bistrobereich, als
auch der Veranstaltungssaal sind für das Konzept des Jugendcafés gut geeignet.
Insbesondere die großzügige Veranstaltungshalle, die lt. Auskunft des
Vermieters für eine Personenzahl von 500
zugelassen ist, bietet Raum für größere Jugendevents wie z.B. große Konzerte
oder Mottopartys. Junge regionale Bands und Musiker, die die verschiedensten
Stilrichtungen vertreten, sowie der Nachwuchs könnten gefördert werden und ein
breites und buntes Angebotsspektrum ermöglichen, mit dem unterschiedlichste
Besucher angesprochen werden können. Es könnte z.B. auch eine offene Bühne
entstehen, die jedem jungen Menschen Gelegenheit bietet, seine Kunst zu
präsentieren. Lesungen junger Autoren, Ausstellungen, Tanz, Poetry-Slam oder
auch Filme könnten das Angebot des Jugendcafés abrunden.
Das kreative Potenzial der Jugendlichen kann
in Form von Malerei, Graffiti, Theater oder Kabarett gefördert werden, denn
Ziel ist es, dass Jugendliche nicht nur Angebote konsumieren können, sondern
auch selber aktiv werden.
Außerdem bestünde die
Möglichkeit einen Raum als Bandproberaum zur Verfügung zu stellen.
Das Gebäude ist für
Jugendliche aus allen Ortsteilen gut erreichbar, durch fehlende Nachbarbebauung
ist auch ein Betrieb nach 22.00 Uhr möglich; es verfügt zudem über eine
ausreichende Anzahl von Stellplätzen. Der große Veranstaltungsraum würde auch
die Möglichkeit einzelner Vereinsnutzung gegen Leistung einer entsprechenden
Nutzungsentschädigung bieten.
In einer Begehung unter
Beteiligung politischer Vertreter wurde der positive Eindruck bestätigt .
Der Verwaltung liegt ein
schriftliches Mietangebot vor, welches Konditionen für eine Anmietung für
zunächst 3 Jahre mit der Möglichkeit der Verlängerung vorsieht. Die Mietkosten
sind aus Sicht der Verwaltung günstig. Durch die auf 3 Jahre befristete
Anmietung wäre einerseits ausreichende Zeit gegeben, um das Jugendcafé zu
etablieren und auf etwaige veränderte Bedürfnisse der Jugendlichen
zuzuschneiden, andererseits würde sich die Stadt zunächst nicht langfristig
binden.
Sowohl der Osterather
Betreuungsverein als Betriebsträger, als auch die Musikszene Meerbusch haben
sich gegenüber dem Jugendamt grundsätzlich bereiterklärt, ein Jugendcafé in der
Fluxushalle, bei entsprechender Bezuschussung durch die Stadt, zu betreiben.
Als Betreiber wäre der Osterather Betreuungsvereins bereit, selbst die Anmietung
und Herrichtung der Räumlichkeiten zu übernehmen.
Nach derzeitigem Stand
belaufen sich die Kosten für die Betriebsführung durch den OBV, die
Beschäftigung des ständigen pädagogischen und bedarfsgerechten gastronomischen
Personals, Veranstaltungstechniker, zusätzliches Servicepersonal bei
Veranstaltungen, Securtiykräfte bei Veranstaltungen, Reinigung des Gebäudes,
Lizensgebühren, der Programmatik, Miete und Nebenkosten etc. auf insgesamt
160.000 €.
Als Einnahme sind dabei
Erlöse durch den Verkauf von Eintrittskarten für Veranstaltungen und der
Getränkeumsatz berücksichtigt. Nutzungsentgelte durch eine Vereinsnutzung
würden im Rahmen der Endabrechnung berücksichtigt.
Im Rahmen der Neujustierung
der Jugendarbeit war die Verwaltung seinerzeit beauftragt worden, gemeinsam mit
den Trägern verträgliche Umschichtungen im Kinder- und Jugendförderplan
vorzunehmen, um die Idee eines Jugendcafés realisieren zu können.
Durch Wegfall der
Bezuschussung von JIM sind im Jugendetat 21.250 € jährlich eingespart worden,
hinzukamen rd. 17.000 € Betriebskosten. Des weiteren wurde in Gesprächen mit
der kath. Kirchengemeinde Hildegundis von Meer einvernehmlich die Bezuschussung
der Einrichtung St. Pankratius Bösinghoven und des Sky Clubs in Osterath
aufgegeben; hierdurch entfallen jährlich rund 75.000 €.
Insgesamt ist der städt.
Haushalt hierdurch um 113.000 € entlastet worden, im Bereich der offenen
Jugendarbeit sind die Ist-Ausgaben 2009 gegenüber dem Ansatz 2013 um 96.400 €
gesunken.
Der GPA Bericht 2011 weist für
das Bezugsjahr 2008 für Meerbusch einen
Betrag von 15,54 € /je Einwohner für die Produktgruppe Kinder- und Jugendarbeit
gegenüber einem Mittelwert im interkommunalen Vergleich von 17,86 € aus. Der seinerzeitige Wert für Meerbusch
inkludierte die vorgenannte Bezuschussung der Einrichtung „Sky Club“, St.
Pankratius Bösinghoven und JIM e.V.
Mit den im Sachkonto 5318100 „Zuschüsse offene Kinder- und Jugendarbeit“ ausgewiesenen Mitteln von 313.000 € im Haushaltsjahr 2013 und den für Jugendkultur im Kulturetat Produkt 040.010.010, Zuschüsse an Vereine - ausgewiesenen 4.480 € sind die Ansätze im Jahre 2013 in Meerbusch vergleichsweise niedrig. Die Stadt Kaarst gibt beispielsweise für die Bezuschussung von Betriebs-u. Personalkosten der Offenen Jugendarbeit 2013 lt. Haushaltsplan 517.530 € aus.
Für die Inneneinrichtung
sowie die erstmalige Ausstattung mit Küchenutensilien, Geschirr, Gläsern,
Dekoration etc. wird voraussichtlich ein Betrag von ca. 30.000 € benötigt,
die Kosten für eine Beleuchtung/Beschallungsanlage betragen ca. 12.000 € -
13.000 € auch abhängig davon, welche Geräte aus dem Pappkarton weiter genutzt
werden können.
Ein Betrag von knapp 30.000 €
ist bereits durch Spendenmittel eingeworben und könnte für notwendige
Beschaffungen verwendet werden. Natürlich wird die Verwaltung sich weiter
bemühen, zusätzliche Spenden zu akquirieren.
Die Anmietung durch den OBV
könnte zum 1.11.2013 erfolgen, wobei der Vermieter bereit wäre, das Objekt für
den Monat November mietfrei zu überlassen, der Betrieb könnte zum 1.12.2013
beginnen.
Im Haushalt 2013 stehen im
Produkt 060.020.010 Kinder- und Jugendsozialarbeit Mittel in Höhe von 20.000 €
aus dem zunächst vorgesehenen mobilen musisch-kulturelle (Ersatz)-programm
sowie 12.000 € Projektmittel als ungebundene Mittel zur Verfügung.
Im Kulturetat - Produkt
040.010.010, Zuschüsse an Vereine - sind darüber hinaus im 4.480 € für
Jugendkulturarbeit veranschlagt.
Vor der weiteren Konkretisierung der
Planungen zur Realisierung des Jugendcafés durch den ehrenamtlichen Vorstand
des Osterather Betreuungsvereins und der Musikszene Meerbusch sollte ein
politisches Votum erfolgen, ob die Bereitschaft besteht, in der Fluxushalle mit
Betriebsführung durch den OBV, ein Jugendcafé einzurichten.
Finanzielle
Auswirkung:
Durch die Ausführung des
vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen auf den Haushalt:
Bei einer Betriebsaufnahme
zum 1.12.2013 würde der an den OBV e.V. zu zahlende Zuschuss 13.333 € betragen.
Diese Mittel stehen im Haushalt 2013 bei Sachkonto 5318100 „Zuschüsse offene
Kinder- und Jugendarbeit“ bereit.
Für das Haushaltsjahr 2014
sowie im Finanzplanungszeitraum müsste der Haushaltsansatz für das Sachkonto
5318100 „Zuschüsse offene Kinder- und Jugendarbeit“ von 313.000 € im
Haushaltsjahr 2013 um 128.000 € auf 441.000 € angehoben werden. (Nachrichtlich
das Ist-Ergebnis 2011 betrug 384.000 €, der Ansatz 2012 betrug 454.000 €).
Alternativen:
Die Errichtung eines Jugendcafes in der sog. „Fluxus-Halle“
auf dem Gelände der „Alten Seilerei“ in Meerbusch-Osterath wird nicht
weiterverfolgt.