Die Stadt Meerbusch hat sich erneut am Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SrV (System repräsentative Verkehrsbefragung) 2023“ der Technischen Universität Dresden beteiligt. Mit der seit 1972 kontinuierlich durchgeführten Zeitreihenuntersuchung „Mobilität in Städten – SrV“ werden gesellschaftliche Entwicklungsprozesse im Kontext der Mobilität regelmäßig mit wissenschaftlichen Methoden analysiert und ausgewertet.
Wie bereits beim SrV 2013 und 2018, ist auch diesmal die Untersuchung durch regionale Kooperation mit einigen benachbarten Städten (Düsseldorf, Grevenbroich, Kaarst, Monheim am Rhein, Neuss und Ratingen) erfolgt und hat wichtige Erkenntnisse zum Pendlerverhalten der Meerbuscher Bevölkerung geliefert. Die Erhebung und Auswertung der Daten wurde dabei für jeden Untersuchungsraum einzeln durchgeführt.
In Meerbusch wurden 2184 Personen telefonisch oder schriftlich über einen einjährigen Zeitraum befragt. Von den Daten zum Verkehrsverhalten der Bevölkerung profitieren Verkehrsplanung, Verkehrspolitik sowie Mobilitätsforschung gleichermaßen. Die Ergebnisse sind nicht nur von fachlicher, sondern auch von gesellschaftlicher Relevanz, da sich deutschlandweit sowohl das Angebot als auch die Nutzung neuer Mobilitätsformen in der jüngeren Vergangenheit mit zunehmender Dynamik verändert haben.
Diese Modal Split –Erhebung wurde durch die AGFS NRW (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte NRW), in der die Stadt Meerbusch seit 2016 Mitglied ist, zu 85 % gefördert.
Kernergebnisse
Auch in der Erhebung 2023 wurden wie in 2018 sowohl stadtweite Daten zur Verkehrsmittelwahl (Modal Split) als auch einzelne Daten für die Stadtteile Osterath, Büderich und Lank-Latum erhoben.
In der aktuellen Erhebung sind Daten zur Verfügbarkeit von Elektrofahrrädern, Elektro-PKW sowie zum Arbeiten im Homeoffice neu hinzugekommen.
Stadtweite
Ergebnisse:
(In Klammern sind jeweils die Werte der Erhebung 2018 dargestellt)
Wege
Pro Tag
Jede/r
mobile Meerbuscher/in legt im Durchschnitt 3,8 (4,0) Wege pro Tag zurück. Dabei wird eine Hin- und Rückfahrt als zwei Wege
gewertet. Die
mittlere Länge eines Weges beträgt ca. 7,1 (7,9) km und die mittlere Dauer
eines Weges 21,1 (20,7) Minuten. Überwiegend bleiben die Befragten in Meerbusch. Nur 39 %
(41 %) aller Wege gehen über die Stadtgrenze hinaus. Der Rest beginnt und endet
innerhalb des Stadtgebiets (Binnenverkehr).
20,8 %
der Berufstätigen sind ganztägig im Homeoffice und haben an diesem Tag keine
Arbeitswege.
Ausstattungsquote
mit Pkw und Fahrrädern
Im
Schnitt stehen pro Haushalt in Meerbusch 1,3 (1,3) Pkw zur Verfügung, 7,7 %
davon haben einen Elektroantrieb. 8,9 % (10,3 %) der Haushalte besitzen keinen
Pkw.
Im
Vergleich dazu ist die Ausstattung der Haushalte mit im Durchschnitt 2,2 (2,1)
Fahrrädern pro Haushalt etwas höher. 18,3 % davon sind mittlerweile mit einem
Elektroantrieb ausgestattet.
Verkehrsmittelwahl
(Modal Split)
Die
Verkehrsmittelwahl der Meerbuscher Bevölkerung auf allen Wegen gliedert sich
wie folgt:
- 25 % (21 %) zu Fuß,
- 17 % (15 %) Fahrrad,
- 8 % (10 %) ÖPNV,
- 50 % (55 %) MIV.
Die
Veränderung der Verkehrsmittelwahl im gesamten Stadtgebiet im Jahr 2013 und
2018 zum Jahr 2023 sowie der Vergleich zur Stadt Kaarst (2018 und 2023) sind
grafisch in Abbildung 1 dargestellt.
Abb.
1 Verkehrsmittelwahl in Meerbusch und Kaarst von 2013 bis 2023
61 % (59 %) aller Wege sind nicht länger als 5 Kilometer. Sie bieten daher ein großes Verlagerungspotenzial auf Verkehrsmittel der Nahmobilität.
Fuß- und Radverkehr überwiegen bei
Wegen im Entfernungsbereich bis zu 1
Kilometer (zu Fuß 66 % (54 %), Fahrrad 19 % (24%)). Bei Wegelängen über 3 bis 5
Kilometer überwiegt die MIV Nutzung mit einem Anteil von 65 % (67 %).
Entfernungsgruppe km |
Zu Fuß |
Fahrrad |
MIV |
ÖV |
Bis 1 |
66 % |
19 % |
14 % |
1 % |
Über 1 bis 3 |
27 % |
28 % |
42 % |
3 % |
Über 3 bis 5 |
9 % |
18 % |
65 % |
8 % |
Über 5 bis 10 |
1 % |
13 % |
71 % |
15 % |
Über 10 |
0 % |
4 % |
80 % |
16 % |
|
Entwicklung
der Mobilität seit 2013
Die
Fahrtweiten sowie die zurückgelegten Wege sind annähernd gleichgeblieben. Auch
die Ausstattungsquoten mit Pkw und Fahrrädern pro Haushalt weisen seit 2013
keine großen Veränderungen auf. Beim Modal Split sind deutlichere Unterschiede
erkennbar. Der Anteil des Fußverkehrs ist von 2018 auf 2023 stark angestiegen.
Jedoch war von 2013 auf 2018 ein hoher Einbruch um 3,6% festzustellen. Seit
2013 gab es dennoch einen Gesamtanstieg von 1,1 %. Eine gegenläufige
Entwicklung gibt es beim Anteil des ÖPNV in Meerbusch. Hier war von 2013 auf
2018 zunächst ein deutlicher Anstieg um 2,3 % festzustellen, der nun in 2023
wieder leicht zurückgegangen ist (- 1,5 %). Insgesamt lässt sich aber auch hier
seit 2013 ein Anstieg um 1,2 % feststellen.
Ist der
Anteil des MIV und 2013 und 2018 noch stabil hoch bei ca. 55 %, ist hier von
2018 auf 2023 ein hoher Einbruch festzustellen (-5 %), welcher vermutlich mit
der Etablierung von Homeoffice – Regelungen und den gestiegenen Benzinpreisen
einhergeht.
Der
Anteil des Radverkehrs hat seit 2013 um insgesamt 3,2 %. stetig zugenommen. Insgesamt lässt sich eine Verschiebung des
Modal Split vom MIV und ÖPNV hin zum Fuß- und Radverkehr feststellen.
Die
Modal-Split-Veränderung seit 2013 stellt sich demnach wie folgt dar:
- Zu
Fuß: 24,4 %, 20,8 %, 25,5 % (+1,1 %)
- Fahrrad:
13,6 %, 14,7%, 16,8 % (+3,2%)
- ÖPNV:
7,4 %, 9,7 %, 8,2 % (+1,2 %)
- MIV:
54,6 %, 54,8 %, 49,6 % (-5 %)
Mobilität in den Stadtteilen:
Im
Vergleich der unabhängig untersuchten Stadtteile fällt auf, dass sich die Daten
nur geringfügig unterscheiden. Ein grafischer Vergleich der Modal Split
Entwicklung in den Stadtteilen ist der Abbildung 2 zu entnehmen.
Kam dem
Fußverkehr in Lank-Latum 2018 mit 29,1 % aller Wege im Vergleich zu den anderen
Stadtteilen (Osterath 17,1 % und Büderich 21,2 %) noch eine besondere Bedeutung
zu, hat der Fußverkehrsanteil 2023 in den anderen Stadtteilen teilweise stark
zugenommen.
In
Lank-Latum liegt der Anteil 2023 bei 28,5 % (-0,6 %), in Osterath liegt er bei
24,4 % (+ 7,3 %) und in Büderich bei 27,7 % (+6,5 %).
Im
Bereich des Radverkehrs liegt Büderich mit einem Anteil von 16,8% (13,9 %)
leicht hinter den anderen beiden Stadtteilen zurück. In Lank-Latum liegt der
Radverkehrsanteil bei 17,6 % (16,7 %) und in Osterath bei 19,2 % (17,4 %).
Auch in
den drei untersuchten Stadtteilen lässt sich eine teils starke Verschiebung des
Modal Split vom MIV und ÖPNV hin zum Fuß- und Radverkehr feststellen.
Insbesondere in Osterath und Büderich ist der MIV Anteil am Modal Split stark
gesunken.
MIV
– Anteil am Modal Split
Lank
Latum 44,9 % (43,2 %)
Büderich
47,5 % (54,3 %)
Osterath
46,7 % (56,2 %)
ÖPNV
- Anteil am Modal Split
Lank-Latum
9,1% (11,0 %)
Büderich
7,9% (10,6 %)
Osterath
9,7% (9,3 %)
Abb. 2 Verkehrsmittelwahl in
den Stadtteilen 2018 und 2023
In den Anhängen 1 bis 5 finden sich der Steckbriefe und die Tabellen mit allen Befragungsergebnissen für die Gesamtstadt und die Stadtteile Lank-Latum, Osterath und Büderich. Der Feldbericht sowie der Methodenbericht zur Befragung werden durch die TU Dresden voraussichtlich Ende März zur Verfügung gestellt. In diesem Zeitraum werden zudem die Ergebnisse der SrV 2023 auf einer Abschlusskonferenz öffentlich vorgestellt.
In Vertretung
gez.
Andreas Apsel
Erster und Technischer Beigeordneter