Betreff
Bericht aus dem Arbeitskreis Pflege
Vorlage
FB22/0739/2024
Aktenzeichen
FB 22 / 6
Art
Informationsvorlage

Der Arbeitskreis Pflege und Betreuung (AK Pflege) ist eine Kooperation zwischen dem Fachbereich Soziales (Seniorenberatung) und den in Meerbusch tätigen Pflege- und Betreuungsdiensten. Er wurde im Februar 2021 als Reaktion auf den Informationsaustausch zur Seniorensituation während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen.

 

Das Hauptziel des AK ist eine engere Vernetzung zwischen den verschiedenen Diensten und dem Fachbereich Soziale Hilfen, um den fachlichen Austausch und die Pflegeversorgung in Meerbusch zu verbessern. Die Teilnehmer streben zudem eine stärkere Präsenz des Pflegeberufs in der Öffentlichkeit an. Möglichkeiten der Personalgewinnung und -qualifizierung sollen durch eine engere Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Agentur für Arbeit, Kreisbehörden und Bildungsanbietern besser genutzt werden.

 

Der Pflegenotstand macht sich auch in Meerbusch bemerkbar. Es gibt demographisch bedingt insgesamt mehr Pflegebedürftige. Gleichzeitig entfallen immer mehr Pflegekräfte aufgrund zunehmend schlechter Arbeitsbedingungen und niedriger Gehälter sowie durch weniger Nachwuchskräfte. Eine halbe Million Pflegekräfte - so groß könnte die Versorgungslücke in Deutschland in zwölf Jahren sein. Das Institut der Deutschen Wirtschaft IWF schätzt, dass bis 2035 in der stationären Pflege rund 307.000 Pflegekräfte fehlen werden, insgesamt inklusive ambulanter Pflege dürften es 500.000 Fachkräfte sein. Die Gründe hierfür angeführten sind handfest: chronische Überbelastung, Zeitdruck, zu wenig Geld für zu viel Leistung und fehlende Anerkennung.

 

Schwierige Arbeitsbedingungen und -zeiten sowie relativ niedrige Löhne machen Berufe in der Pflege sehr unattraktiv. Immer weniger Menschen lassen sich zur Pflegekraft ausbilden und ausgebildete Pflegekräfte wechseln den Beruf oder verringern ihre Arbeitsstunden. Pflegekräfte und Auszubildende in der Pflege wünschen sich im Beruf aber nicht nur eine angemessene Bezahlung und mehr Kolleginnen und Kollegen. Sie wollen auch mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung, verlässliche Dienstpläne und mehr digitale Unterstützung sowie Entlastung von Verwaltungsaufgaben im Arbeitsalltag.

 

Aufgrund der Bezahlung in diesem Bereich wird auch immer wieder das Argument angeführt, dass es für diese Bevölkerungsgruppe an bezahlbarem Wohnraum fehlt. Dies gilt insbesondere, wenn ausländische Fachkräfte angeworben werden. Diese finden vor Ort keinen Wohnraum und nehmen damit Abstand von einem Zuzug bzw. einer Arbeitsaufnahme.

 

Für all diese Problemlagen wird im AK immer wieder versucht, neue, kreative Lösungsansätze zu finden und umzusetzen. Es wird regelmäßig über Maßnahmen zur Personalgewinnung und den Erfahrungsaustausch bezüglich des Fachkräftemangels diskutiert.

 

Derzeit nehmen 11 ambulante Betreuungsanbieter, 11 ambulante Pflegedienste, eine Tagespflege, ein Hausnotruf- und Mahlzeitendienst und ein 24-Stunden Betreuungsdienst an den dreimal jährlich stattfindenden Treffen teil. Seit November 2023 haben auch die vier Pflegeheime, zwei Sanitätshäuser und ein weiterer Hausnotrufanbieter Interesse an einer Teilnahme bekundet.

 

Der Fachbereich Soziale Hilfen erhält durch den AK Pflege zeitnah einen Überblick über die Versorgungssituation der Senioren in Meerbusch aus erster Hand der Versorger, etwa durch Befragungen zur Auslastung und Wartelisten.

 

Bisher behandelte Themen umfassen palliative Versorgung, die örtliche Pflegebedarfsplanung des Rhein-Kreises Neuss sowie den Informationsaustausch mit der Agentur für Arbeit über Personalgewinnung und Qualifizierungsmaßnahmen. Weitere Themen waren die Senioren-App "Gut versorgt in Meerbusch" und die Planung gemeinsamer Auftritte bei Veranstaltungen.

 

Zukünftig streben die Akteure einen intensiveren Informationsaustausch zu aktuellen Entwicklungen im Pflegebereich auch durch Öffentlichkeitsarbeit an, so z.B. die Präsenz der Pflegesparte auf Veranstaltungen wie dem "Tag der Erlebniswelt Pflegeberufe“ am 20. März im Gare du Neuss. Die Premiere war sehr erfolgreich: Zahlreiche Interessierte besuchten diese Veranstaltung. Bei freiem Eintritt nutzten sie die Messe, um sich über vielfältige Pflegeberufe zu informieren, direkte Kontakte zu Arbeitgebern zu knüpfen und praktische Erfahrungen an interaktiven Aktionsständen zu sammeln. Auch die Berufsschulen sind dort mit ganzen Klassenverbänden zu Besuch gewesen. Die Besucherinnen und Besucher, darunter eben auch viele Jugendliche, nahmen die Gelegenheit wahr, um regionale Arbeitgeber zu treffen und konkrete Jobangebote mit nach Hause zu nehmen. In mehreren Vorträgen erhielten sie neue Blickwinkel auf die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im sozial-pflegerisch-medizinischen Bereich. Viele nahmen auch an einer der Exkursionsfahrten teil, die zu einer ansässigen Pflegeschule und verschiedenen stationären Einrichtungen führten. Dort erhielten sie anschauliche Einblicke in den Arbeitsalltag. Die Teilnehmer aus den verschiedensten Sparten der Pflege stellten anschaulich die unterschiedlichen Aspekte der sozial-pflegerisch-medizinisch Berufe dar – von digitalen Pflegeanwendungen bis hin zu konkreten Übungen an einer Reanimationspuppe. Die Bandbreite machte deutlich, wie vielfältig das Berufsfeld selbst ist. Der nächste Tag der Erlebniswelt Pflegeberufe soll am 26. März 2025 stattfinden.

 

Außerdem wird die Teilnahme des AK Pflege bei weiteren öffentlichen Auftritten, wie beispielsweise bei Stadtteilfesten, in Abstimmung mit dem Fachbereich Soziales vorbereitet.

 

 


In Vertretung

 

gez.

 

Peter Annacker

Dezernent