Betreff
Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität
Vorlage
SB11/0631/2023
Art
Informationsvorlage

Der Ausschuss für Klima, Umwelt und Bau hat in seiner Sitzung am 06.04.2022 der Verwaltung den Auftrag erteilt, zu prüfen, welche Maßnahmen seitens der Verwaltung hinsichtlich der Förderung der Biodiversität bereits ergriffen wurden bzw. geplant sind. Weiterhin soll die Verwaltung darstellen, welche Fördermöglichkeiten in diesem Zusammenhang zur Verfügung stehen.

 

Seit vielen Jahren spielt bei der Planung und Umsetzung von Projekten der Stadtverwaltung die Biodiversität eine große Rolle.

Allgemein wird bei der Auswahl von Gehölzen und Stauden auf eine pflanzliche Vielfalt geachtet, die durch ihre Diversität aufkommenden Krankheiten standhalten kann und für eine reichhaltige Tierwelt sorgt. Auch durch eine gezielte Sortenauswahl wird darauf geachtet, dass möglichst viele Tiere angesprochen werden. Die heimische Schlehe dient zum Beispiel 20 Vogelarten als Futterpflanze, während der Portugiesische Kirschlorbeer nur 2 Vogelarten Nahrung liefert.

Zudem wurden in den vergangenen Jahren einige Projekte umgesetzt, mit dem expliziten Ziel, die Biodiversität in der Stadt zu erhöhen.

 

Anlage von Wildblumenwiesen:

Seit 2015 legt die Stadt Wildblumenwiesen mit gebietseigenem heimischen Saatgut an. Bisher wurden, verteilt im ganzen Stadtgebiet, fast 140.000 qm Fläche in Wildblumenwiesen umgewandelt und fachgerecht gepflegt. Die Flächen werden alle zwei Jahre von einem Fachmann kartiert und bewertet. Bis auf einige wenige Ausnahmen hat sich eine artenreiche heimische Flora entwickelt, die insbesondere Nahrungs-, Fortpflanzungs-, und Überwinterungshabitate für heimische Insektenarten bietet.

Jedes Jahr kommen ein bis zwei Flächen dazu.

 

Naturnahe Schaugärten:

Im Stadtgebiet verteilt wurden an sechs Stellen im öffentlichen Raum Gärten zur Förderung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt angelegt und mit jeweils zwei eigens dafür entworfenen Informationstafeln versehen. Ein QR Code verweist auf eine Seite der Stadtverwaltung, auf der sich weitere Informationen finden lassen. Zusätzlich werden jährlich in den Sommermonaten durch eine Umweltpädagogin für Kindergärten, Schulen und die Meerbuscher Bevölkerung Workshops an den Flächen angeboten, um das Thema in die privaten Gärten zu tragen, die die Verwaltung als großes Potential für eine Erhöhung der Biodiversität sieht. Die Workshops wurden im letzten Jahr sehr gut angenommen.

Es ist geplant, noch zwei weitere Schaugärten jeweils in Lank und Büderich anzulegen. Die Workshops sollen auch in der Zukunft jährlich an allen Standorten angeboten werden.

Wegeraine Konzept auf nicht mehr benötigten Wirtschaftswegen

Die Verwaltung hat im vergangenen Jahr in einem Konzept Projekte ausgearbeitet, die auf nicht mehr benötigten Wirtschaftswegen heimische Sträucher und Wildblumenstreifen im Bereich von landwirtschaftlich genutzten Flächen etablieren und somit zu einem Biotopverbund und der Biodiversität im landwirtschaftlich genutzten Raum beitragen. Drei dieser Projekte werden dieses Jahr im Herbst umgesetzt. Jedes Jahr sollen weitere Projektumsetzungen folgen.

 

Waldflächen:

Die Biodiversität ist für das Funktionieren des Waldökosystems von großer Bedeutung. Aus diesem Grund werden in Meerbusch Maßnahmen bei der Waldbewirtschaftung zur Förderung der Biodiversität bewusst umgesetzt. Hierzu gehören der Erhalt von Totholz und von Habitatbäumen, die eine Schlüsselkomponente für die Waldbiodiversität bilden. Auf 5% der Waldflächen liegt ein freiwilliger Nutzungsverzicht.

Zudem arbeitet die Stadtverwaltung daran, in das Förderprogramm des Klimaangepassten Waldmanagements zu kommen. Die meisten Kriterien werden bereits erfüllt. Gerade wird geprüft, wie   durch gezielte Stilllegung von Entwässerungsgräben und andere Maßnahmen natürliche Feuchtbiotope im Wald wiederhergestellt und entwickelt werden können.

Bei den bereits umgesetzten und geplanten Aufforstungen werden Baumarten verwendet, die sich zu einem standortgerechten und artenreichen Laub- und Mischwald entwickeln. Zudem wird auf abgängigen Bereichen ein so genannter Voranbau durchgeführt, um die Verjüngung des Waldes ohne Unterbrechungsphasen zu sichern und zu stärken. Zusätzlich werden Testbaumarten wie Esskastanie, Baumhasel oder Tulpenbaum in den Wald eingebracht, um die Auswirkungen des Klimawandels für den Wald aufzufangen. Seit 2021 bringt die Stadt jedes Jahr insektenfreundliche Zwiebelpflanzen, wie Bärlauch, Krokusse, Narzissen und Blaustern als Initialpflanzungen in Wald- sowie andere Grünflächen ein.

In den letzten Jahren wurden ca. 3,5 ha aufgeforstet. In den nächsten Jahren ist eine Aufforstungsfläche von ca. 4 ha eingeplant.

 

Klimaangepasste Bauleitplanung:

In allen neu aufgestellten Bebauungsplänen spielen textliche Festsetzungen eine große Rolle. Alle Bäume mit einem Stammumfang ab 80 cm werden seit einigen Jahren in den B-Plänen geschützt, Vorgärten müssen zu einem hohen Prozentsatz begrünt werden und auch für die Freiflächen gibt es Auflagen.

Zusätzlich wurde eine Checkliste für Vorhabenträger entwickelt, damit bereits im Vorfeld von Bauvorhaben klimarelevante Themen in die Planung einfließen.

 

Mobiles Grün auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz:

Im Klimafolgenanpassungskonzept wurde der Dr.-Franz-Schütz-Platz als so genannter ‚Hotspot‘ im Herzen Büderichs identifiziert. Um dem entgegenzuwirken wurden insgesamt 32 Stellplätze entsiegelt (320 qm) und 19 Baumkübel aufgestellt, die mit insektenfreundlichen großen Solitärgehölzen als Schattenspender und Stauden bepflanzt wurden. Die gesamte Maßnahme ist zu 100% vom Land NRW gefördert worden.

 

Naturnaher Umbau von Schulhöfen:

In Zusammenarbeit mit den Schulen wurden bisher die beiden Schulhöfe der Eichendorff-Schule und der Martinus-Schule mit den Schülern aktiv zu naturnahen Schulhöfen umgestaltet. Dies beinhaltet sowohl die Art der Spielflächen als auch die Pflanzenverwendung mit heimischen Wildsträuchern und Stauden. Das Konzept schließt eine Umweltbildung und regelmäßige Gartenpflegetage ein, die über Generationen ein Bewusstsein für die heimische Tier- und Pflanzenwelt erzeugen.

Auf weiteren Schulhöfen werden nach und nach Elemente der Biodiversität integriert, wie zum Beispiel eine Ackerfläche und ein Hochbeet mit Kräutern an der Adam-Riese-Schule und je ein Staudenbeet am Meerbusch und Mataré-Gymnasium. In diesem Jahr sollen mit den Schülern der Garten AG der Realschule Osterath im Bereich des Schulgartens heimische Stauden an der Teichanlage gepflanzt, sowie andere Elemente des Naturgartens integriert werden.

 

Entsiegelung von Flächen im Stadtgebiet:

Zum Teil werden versiegelte Flächen im Stadtgebiet nicht mehr in dieser Ausprägung benötigt. Sukzessive sollen diese Flächen nun zurückgebaut und in Pflanzflächen umgewandelt werden. 2022 wurde am Missouri-Platz in Lank eine größere Fläche entsiegelt und mit einem Baum sowie Sträuchern und Stauden bepflanzt. Im Sommer soll auf einem Spielplatz in Strümp an der Camesalle im Zuge der Sanierung eine Asphaltfläche von 170 qm zurückgebaut werden, hier entsteht eine Rasen- und Sandfläche. Im Herbst wird eine Fläche von ca. 80 qm an der Salierstraße in Nierst entsiegelt und bepflanzt. Weitere Flächen (bis zu 550 qm) sind in den nächsten Jahren in Osterath geplant.

 

Nistkästen für Vögel und Fledermauskästen:

Die Auszubildenden des Garten- und Landschaftsbaus fertigen in den Wintermonaten Nistkästen für Vögel und Flachkästen für Fledermäuse an, die im Stadtgebiet aufgehängt werden. Hierdurch erfolgt eine Stärkung der Lebensbedingungen für diese Tiere.

 

Gründachsatzung / Förderprogramm Dach- und Fassadenbegrünung:

Auch die Erhöhung von Gründachanteilen und Fassadenbepflanzung trägt zu einer Biodiversität bei, da hier zusätzlicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen wird.

 

Glyphosatverbot auf städtischen Flächen:

Seit Jahren verzichtet die Stadt auf jeglichen Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln. Zudem ist auf allen verpachteten städtischen Flächen die Verwendung von Glyphosat verboten. Dies wird im Rahmen der Pachtverträge mit den Landwirten schriftlich vereinbart.

 

Baumschutzsatzung:

Die Baumschutzsatzung der Stadt Meerbusch kann die Fällung von Bäumen nicht grundsätzlich verhindern. Sie sichert aber den Baumbestand im Stadtgebiet, da für gefällte Bäume ab einem Stammumfang von 80 cm mindestens ein neuer Baum als ‚Ersatz‘ nachgepflanzt werden muss. Hierzu erfolgt von Seiten der Stadt eine Beratung über eine Artenliste und falls erwünscht auch eine telefonische oder Vorortberatung. Durch dieses Verfahren erfolgt gleichzeitig eine Sensibilisierung im Umgang mit erhaltenswertem Baumbestand.

 

Umweltbildung und Information:

Nicht nur im Rahmen der Schaugärten bietet die Stadt Informationen zur Förderung der Biodiversität an. Es wird schon seit Jahren auf dem Ökomarkt über Maßnahmen der Stadt informiert und Anregungen an Bürger weitergegeben. Dazu werden heimische Wildstauden und heimisches Saatgut verteilt.

Der Umweltkalender bietet wichtige Informationen für Bürger*innen, selber tätig zu werden und damit die Biodiversität in der Stadt zu erhöhen.

Auch der Wettbewerb ‚Meerbuschs Vorgarten des Jahres‘ trägt zu einem erhöhten Bewusstsein für ökologische Belange in der Bevölkerung bei.

Die Informationsbroschüre ‚Naturnahe Vorgärten‘ der Stadtverwaltung soll den weit verbreiteten Schottergärten entgegenwirken.

Durch regelmäßige Bildungsangebote zu den Themen Umwelt und Natur werden die städtischen Mitarbeiter für einen umweltgerechten Umgang mit den städtischen Grünflächen sensibilisiert.

 

 

Aktionsbündnis Insektenschutz:

Die Stadt Meerbusch wirkt aktiv beim so genannten Aktionsbündnis Insektenschutz mit, einer Initiative des Rheinkreises Neuss. Hier geht es um einen Austausch, um Vernetzung und Schaffung von Synergien im Kreis. Die Stadt Meerbusch konnte mit ihren zahlreichen Projekten bereits anderen Kommunen Anregungen geben und gehört in diesem Zusammenhang zu den Vorreiterkommunen im Rheinkreis Neuss.

 

Nachhaltigkeitsstrategie

Die in Arbeit befindliche Nachhaltigkeitsstrategie beschreibt weitere Maßnahmen und Ziele zur Entwicklung des Freiraumes sowie zum Erhalt und zur Stärkung der Artenvielfalt von Flora und Fauna. 

 

Förderprogramme:

Einige Projekte werden bereits durch Förderprogramme abgedeckt, wie die Baumscheibenerweiterung im Rahmen der Innenstadtsanierung in Büderich und Osterath sowie die Entsiegelung des Dr.-Franz-Schütz-Platzes und die Vorhaltung von Habitatbäumen im Wald.

Andere Projekte, wie die Umsetzung des IHKO warten auf ihre Bewilligung.

Momentan stehen keine weiteren geeigneten Förderprogramme zur Verfügung. Die Stadtverwaltung ist aber laufend auf der Suche nach Förderangeboten und wird sich auch in Zukunft bemühen Förderprogramme in Anspruch zu nehmen. Als Unterstützung steht seit 2022 dafür eine eigene Fachkraft in der Kämmerei zur Verfügung.

 


In Vertretung

 

gez.

 

Andreas Apsel

Erster und Technischer Beigeordneter