Betreff
Handlungsfelder aus der Seniorenbefragung
Vorlage
FB2/0477/2021
Aktenzeichen
FB 2 / 6 / Kü
Art
Informationsvorlage

Aus den im letzten Sozialausschuss vorgestellten Resultaten der Seniorenbefragung ergeben sich verschiedene (sozialpolitische) Entwicklungs-, Handlungsfelder:

 

Wohnen / Wohnumfeld

 

Die Frage nach der Möglichkeit auch im hohen Alter weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen zu können, ist eine der wichtigsten Fragen, die Senioren beschäftigt.

 

Im Rahmen der Befragung wurde klar, dass neben der Überwindung von baulichen Barrieren eben auch Unterstützung bei kleineren handwerklichen Arbeiten wie Glühbirnen auswechseln oder kleinere Reparaturen von Nöten ist, um in einem sicheren Zuhause zu leben. Hier wäre eine entsprechende Förderung von ehrenamtlichem Engagement, besonders für Senioren, die nicht über genügend Mittel verfügen, hilfreich.

 

Ebenso wurde der Wunsch, zukünftig in einem betreuten Wohnen/Wohnen mit Service leben zu wollen, von vielen Teilnehmern der Befragung formuliert.

 

Das Angebot der in Meerbusch ansässigen Träger von Wohnungen umfasst aktuell (Stand Juni 2021) 178 Wohnungen.

 

Träger

Stadtteil

Wohnungen insgesamt

GAGFA Paul-Klee-Str.

Osterath

56

Johanniter Stift

Büderich

30

Malteser Stift

Lank-Latum

65

Service „Wohnen am Latumer See“

Lank-Latum

27

 

Im Hinblick auf die bei allen Anbietern existierenden Wartelisten (1 bis 3 Jahre Wartezeit) ergibt sich ein Handlungsbedarf.

 

Die Auswertung der Befragung offenbart auch, dass insbesondere in den kleineren Stadtteilen Infrastrukturmaßnahmen gewünscht werden. Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen und Gesundheitsleistungen werden als nicht ausreichend beurteilt. Darüber hinaus kritisieren viele Teilnehmer der Befragung das Angebot an Fachärzten im gesamten Stadtgebiet.

 

Übersicht der Fachärzte in Meerbusch (Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein)

Fach / Stadtteil

Lank-Latum

Rhein-gemeinden

Osterath

Strümp

Büderich

Gesamt

Innere Med./

Allgemein

7

 

7

2

13

29

Kardiologie

 

 

2

3

5

10

Neurologie

 

 

1

 

3

4

Orthopädie

2

 

1

 

4

7

Chirurgie

2

 

1

 

5

8

Augenheilkunde

 

 

 

 

4

4

Frauenheilkunde

2

 

 

1

4

7

Hals- Nasen- Ohren

 

 

 

 

4

4

Palliativmedizin

 

 

 

 

1

1

 

 

 

 

 

 

 

 

Mobilität

 

Die Befragung zeigt, dass der öffentliche Nahverkehr, und hier insbesondere die Verbindung zwischen den Stadtteilen, und die Erreichbarkeit der Nachbarstädte Düsseldorf und Krefeld, als verbesserungswürdig gesehen wird. Die Angabe, in erster Linie das Auto zu nutzen, weist darauf hin, dass es offenbar zu wenig Alternativen zur Fortbewegung für Senioren in Meerbusch gibt. Für das Fahrrad, das die zweite Wahl für viele Senioren darstellt, wünschen sich viele Befragte einen Ausbau des Fahrradwegenetzes. Abzuwarten ist hier, inwiefern diese Bedarfe in dem aktuell in der Entwicklung befindlichen Mobilitätskonzept Berücksichtigung finden.

 

Freizeitgestaltung

 

Gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer wünscht sich eine stärkere Ausrichtung von Kultur- und Begegnungsangeboten für ihre Altersgruppe. Besonders im Hinblick auf die Generation der jüngeren Senioren ist es erforderlich, neue Formate zu entwickeln. Dies könnte über eine entsprechende Anpassung der städtischen Fördermittel unterstützt werden. Um in einem ersten Schritt für mehr Transparenz über das bereits bestehende Angebot zu sorgen und die Möglichkeit zu schaffen, dass Anbieter voneinander profitieren, böte sich die Nutzung einer digitalen Plattform oder einer App an. So könnten auch Angebote von noch nicht etablierten Anbietern oder Initiativen publik gemacht werden. Zur Nutzung einer digitalen Möglichkeit wurde verwaltungsseitig Kontakt zu Entwicklern aufgenommen.

 

Weiterhin wurde in vielen, frei formulierten Beiträgen der Befragten der Wunsch nach einem Bürgerhaus formuliert.

 

Soziale Kontakte bzw. Pflege

 

Ein weiteres, wichtiges Thema ist die Frage nach der Versorgung im Falle einer Pflegebedürftigkeit oder im hauswirtschaftlichen Bereich. 45 % der Befragten gaben an, sich im „Fall der Fälle“ auf den Partner oder die Partnerin bzw. auf Verwandte zu verlassen. 28% gaben an, die Hilfe von Nachbarn und Bekannten zu bekommen. Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige wie z.B. zur Entlastung beitragende Tagesangebote für an Demenz Erkrankte und Maßnahmen zur Erhaltung einer guten Nachbarschaft durch Quartiersarbeit, wären sinnvolle Beiträge, die für einen langfristigen Bestand der Hilfen sorgen würden.

Im Hinblick auf den derzeit vorherrschenden Personalmangel bei den Pflegediensten, wird die Erhaltung der Versorgung durch Angehörige noch dringlicher. Ein kürzlich gegründetes Netzwerk mit den Pflegediensten, soll darüber hinaus durch regelmäßigen Austausch erreichen, rechtzeitig Kapazitätsgrenzen bei der Versorgung zu erkennen.

 

Natürlich können nicht alle Handlungsfelder gleichzeitig entwickelt werden, insofern soll die Erörterung im Sozialausschuss auch der Priorisierung dienen.

 


In Vertretung

 

gez.

 

Frank Maatz

Erster Beigeordneter