Betreff
Vorstellung der Ergebnisse der Experten- und Öffentlichkeitsbeteiligung zum Integrierten Handlungskonzept Osterath (IHKO) durch das Ingenieurbüro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Vorlage
FB4/0412/2020
Art
Informationsvorlage

Sachverhalt:

 

Nach dem Ratsbeschluss zur Aufstellung eines Integrierten Handlungskonzeptes für den Stadtteil Osterath vom 27.06.2019 (Verwaltungsvorlage Nr. FB4/0951/2019) wurde der entsprechende Auftrag am 30.01.2020 an das Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln vergeben.

 

Eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung der Bürgerinnen und Bürger ist ein elementarer Bestandteil im Erstellungsprozess Integrierter Entwicklungskonzepte, auch im Rahmen der Analyse zum Integrierten Handlungskonzept – kurz IHKO – für Meerbusch-Osterath. Die Ideen und Anregungen der im Untersuchungsraum lebenden Bürgerinnen und Bürger sowie ausgewählter Experten stellen wichtige Erkenntnisse zu Handlungserfordernissen und Missständen in Osterath dar. Zusätzlich fördert die aktive Einbindung eine breite Akzeptanz und letztendlich erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes.

 

Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie haben sich die Projektbeteiligten darauf verständigt, die ursprünglich als Präsenzveranstaltungen beabsichtigten Beteiligungsformate auf ein digitales Angebot umzustellen. Dieses ist auf großes Interesse gestoßen und wurde sehr gut angenommen.

 

Die nachfolgende Vorstellung der Ergebnisse in dieser Informationsvorlage sowie angehängten Dokumentation (Anlage 1 + Anlage 2) stellt lediglich eine Beschreibung dar. Im weiteren Projektverlauf erfolgt eine analytische Auswertung, deren Ergebnis die Grundlage für die Entwicklung eines Leitbildes darstellen wird.

 

Ergebnisse der Expertenbefragung:

 

Zunächst wurden vom 11. Mai 2020 bis zum 25. Mai 2020 vorab im Dialog mit den Fraktionsvorsitzenden ausgewählte Akteure, Interessengruppen und Vereine im Zuge einer schriftlichen digitalen Expertenbefragung beteiligt. Eingebunden waren hierbei möglichst viele unterschiedliche Multiplikatoren, welche die Stadtgesellschaft Osteraths im Kern repräsentieren. Der Fragebogen beinhaltet die Themenbereiche „Soziale Infrastruktur“, „Neue Mobilität“, „Entwicklung des Ortszentrums“ sowie „Wohnen und Leben in Osterath“. Auch zu den Inhalten erfolgte eine vorausgegangene Abstimmung mit den Fraktionsvorsitzenden. Von den insgesamt 95 angeschriebenen Akteuren sendeten 27 den ausgefüllten Fragebogen zurück, was eine insgesamt zufriedenstellende Rücklaufquote darstellt.

 

Insgesamt wird die Lebensqualität in Osterath von den Experten als gut beschrieben. Neben der Verkehrsanbindung bzw. -infrastruktur sehen sie die Qualität der halb-öffentlichen Grünflächen sowie das Angebot an Schulen und sozialer Infrastruktur positiv. Durch das Bevölkerungswachstum sowie die geplanten Neubautätigkeiten wird ein Verlust des dörflichen Charakters befürchtet. Mit den steigenden Pendlerströmen verschärft sich die Verkehrssituation speziell im Bereich der Bahnübergänge weiter. Daneben wird der zunehmende gewerbliche Leerstand, das reduzierte Einzelhandels- und Gastronomieangebot im Ortskern sowie der Wettbewerb zwischen diesem und dem Edeka Nettersheim bzw. Aldi östlich der Bahntrasse als negativer Entwicklungstrend beobachtet.

 

Ergebnisse der Online-Beteiligung:

 

Vom 25. Mai 2020 bis zum 12. Juni 2020 war die breite Öffentlichkeit eingeladen, mittels eines 30 Fragen umfassenden standardisierten Online-Fragebogens, zu den unterschiedlichen Themenfeldern ihre Anregungen mitzuteilen. Zu den Inhalten fand ebenfalls vorab ein Dialog zwischen der Verwaltung und Fraktionsvorsitzenden statt. Mit der Teilnahme von insgesamt 680 Personen wurde eine hohe Beteiligungsquote generiert. Unter den Teilnehmern dominierte die Altersklasse der 30- bis 49-Jährigen mit knapp 45 %. Gut 30 % der Befragten waren in der Altersklasse der 50- bis 65-Jährigen vertreten und jeweils weniger als 10 % in den Klassen der unter 20-Jährigen, der 20- bis 29-Jährigen und der über 65-Jährigen. Als weiteres Beteiligungstool stand eine interaktive Stadtteilkarte zur Platzierung von Wünschen und Ideen zur Verfügung. Hier wurden 611 Einträge von 245 Personen verfasst.

 

Die Befragungsergebnisse und Anregungen aus der interaktiven Karte zeigen viele Parallelen zu den Ergebnissen der Expertenbefragung. Insgesamt leben die Mehrheit der Teilnehmer gerne in Osterath.

 

Insbesondere die hohe Lebensqualität, gute Anbindung an den ÖPNV bzw. MIV, Nähe zur Natur und der Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung wird geschätzt. Als Folge des Wachstums und der Neubautätigkeiten befürchten viele der Befragten ebenfalls den Verlust des dörflichen Charakters. Daher wurden relativ viele Bedenken gegen die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete wie z.B. das Wohngebiet Kamperweg geäußert. Gleichzeitig wird mehr günstiger Wohnraum in Osterath gefordert. Dieser vermeintliche Widerspruch lässt vermuten, dass keine grundlegende Abneigung gegen Neubautätigkeiten besteht bzw. deren Notwendigkeit sogar gesehen wird. Jedoch scheint die Sorge weit verbreitet zu sein, dass Neubauten den dörflichen Maßstab in nachteiliger Weise verändern. Dies rückt in Bezug auf Neubauten die Frage in den Vordergrund, wie eine maßstabsgetreue Neubebauung in Osterath aussehen sollte. Als ein Kriterium wird der Wunsch geäußert, dass sich Gebäudehöhen von Neubauten bzw. in Neubaugebieten an den bestehenden Höhen in Osterath orientieren.

 

Mit Realisierung der neuen Bahnunterführung erwarten die Befragten eine Verbesserung der ortsteilbezogenen Mobilität. Aktuell sind es vor allem das starke Kfz-Aufkommen und die hohen Kfz-Geschwindigkeiten in den Wohngebieten, die bemängelt werden. Der Wunsch nach einem Ausbau der Fahrradinfrastruktur und eine Takterhöhung der RE7 sowie der U74 / U75 wurden vielfach geäußert.

 

Die Mehrzahl der Befragten geht gerne im Ortszentrum an der Hochstraße und Meerbuscher Straße einkaufen. Eine Attraktivierung der Fußgängerzone sowie räumliche Konzentration der Geschäfte auf den zentralen Versorgungsbereich ist allgemein wünschenswert. Negativ bewertet werden der stellenweise gewerbliche Leerstand, die mindergenutzten Ladenflächen und die geringe Angebotsvielfalt im Ortszentrum.

 

Osterath wird unter den Teilnehmern als kein attraktives Ausflugsziel wahrgenommen. Die Befragten beanstanden unzureichende Kulturangebote sowie fehlende Angebote für Jugendliche. Der Bedarf an einer Halle für Feste und Vereinsaktivitäten in Form eines Bürgerzentrums bzw. Bürgerhauses kommt in dem Zuge ebenfalls zur Sprache.

 

Darüber hinaus sind es vor allem stadtgestalterische Aspekte, die die Menschen bewegen.

 

Neben der Kritik zum Konverter, dominiert durch die Standortwahl ohne Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, wünschen sich die Befragten mehr öffentliche Grün- und Pflanzflächen in Osterath. Im Rahmen der Umgestaltung des Rathausparks wird ein offenerer Zugang, mehr Sitzgelegenheiten, der Ausbau der Spiel- und Sportangebote sowie eine allgemeine Vergrößerung des Parks, z. B. um den Pfarrgarten, gefordert.

 

Eine umfassende Zusammenstellung der Ergebnisse aus der Öffentlichkeitsbeteiligung kann der Anlage 1 und Anlage 2 entnommen werden.

 

Ausblick:

 

Basierend auf den Ergebnissen der Beteiligung sowie der Bestandsanalyse wird im weiteren Prozess ein Leitbild formuliert, zu dem im nächsten Schritt Projektideen und Maßnahmen erarbeitet werden. Anschließend werden die Osterather Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure erneut beteiligt, um die Ergebnisse gemeinsam zu diskutieren. Ob dieses im November geplante Beteiligungsformat klassisch in einer Vor-Ort-Veranstaltung oder ebenfalls digital durchgeführt wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen nicht beantwortet werden.

 


In Vertretung

 

gez.

 

Michael Assenmacher

Technischer Beigeordneter

 

Anlagenverzeichnis:

 

Anlage 1:

Zwischenergebnisse der Onlinebeteiligung zum IHKO – Präsentation

 

Anlage 2:

Dokumentation der Expertenbefragung und Onlinebeteiligung zum IHKO