Betreff
Einrichtung des Jugendcafés "Alter Güterbahnhof" in Meerbusch-Osterath
Vorlage
FB2/100/2011
Aktenzeichen
FB 2 / T 2
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss beschließt die Einrichtung eines Jugendcafés am Güterbahnhof in Meerbusch-Osterath nach dem vorgelegten Konzept; die Betriebsträgerschaft soll der Osterather Betreuungsverein übernehmen.

 

 


Sachverhalt:

 

Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner Sitzung vom 07. Juni 2011 dem Rat einstimmig empfohlen, in den Haushalt 2012 investive Mittel zur Einrichtung  eines Jugendcafés im Gebäude „Alter Güterbahnhof“ einzuplanen. Die Verwaltung wurde beauftragt, den Konzeptentwurf mit dem Osterather Betreuungsverein als möglichem Träger des Jugendcafes abzustimmen. Des Weiteren sollte geprüft werden, inwieweit durch Einbeziehung örtlicher Handwerksbetriebe, die Auszubildende beschäftigen oder Vereine und Sponsoren, die Kosten der baulichen Herrichtung und Einrichtung gesenkt werden können.

 

 

1. Inhaltliches Konzept:

 

Das Jugendcafe soll eine Einrichtung für Jugendliche sein, welche durch Angebote und Atmosphäre junge Menschen anspricht. Ziel ist die Einrichtung eines Cafébetriebes mit Öffnungszeiten in den späten Nachmittags- und Abendstunden sowie am Wochenende, einem an ein Kneipencafé ähnelnden Ambiente mit einem regelmäßigen jugendkulturellen und musischen Veranstaltungsprogramm, welches dem Geschmack junger Menschen entspricht. Es soll zugleich ein niederschwelliges Unterstützungsangebot und eine Brückenfunktion in der Phase der beruflichen Orientierung und Berufswahl vorhalten.

 

Auf der Basis dieser „Leitinhalte“ und eines von der Verwaltung erarbeiteten Konzeptentwurfes wurden von der Verwaltung mehrere Gespräche mit Vertretern des Osterather Betreuungsvereins (OBV) geführt. Einbezogen wurde auch der Verein „Musikszene Meerbusch e.V.“ (ehemals „Rock am Turm“), der aufgrund seiner Kompetenz und seiner Ressourcen im künstlerisch-musischen Bereich die Gestaltung der Veranstaltungsangebote verantwortlich übernehmen soll .

 

Beide Vereine wollen eng zusammenarbeiten. Dabei soll der OBV die Betriebsträgerschaft und die regelmäßige Öffnung der Einrichtung übernehmen, der Verein Musikszene Meerbusch e.V. als Kooperationspartner mit Schwerpunkt im Bereich Veranstaltungsorganisation und –durchführung tätig werden.

 

Das mit beiden Partnern abgestimmte Konzept sieht die Schaffung eines jugendadäquaten und jugendkulturellen Raums als Jugendhilfeeinrichtung / Einrichtung der Offenen Jugendarbeit, die allen Jugendlichen offen steht, vor.

 

Im Jugendcafé sollen sich die Besucherinnen und Besucher in lockerer, nicht vordergründig pädagogisierter Umgebung treffen können. Damit besteht die pädagogische Funktion und Aufgabe in der angemessenen Gestaltung des Rahmens und der Atmosphäre des Jugendcafés.

 

Ziel ist es, den jungen Besucherinnen und Besuchern einen attraktiven Freiraum zu bieten, der die Entfaltung der Persönlichkeit unterstützt und gleichzeitig die Identitätsbildung mit dem Wohnort fördert.

 

Das mit dem Osterather Betreuungsverein und der Musikszene Meerbusch e.V. abgestimmte Konzept ist als Anlage beigefügt.

 

Während der Sommerferien wurden Jugendliche, die als Betreuer bei der diesjährigen Stadtranderholung eingesetzt waren, gebeten, die Planungsvorstellungen mit zu diskutieren und sich hinsichtlich des Konzeptes und der Ausstattung meinungsbildend einzubringen.

Insgesamt wirkten 14 Betreuer der Altersgruppe 15 bis 17 Jahre an einer ca 1,5 Stündigen Diskussionsrunde mit und erklärten z.T. ihr Interesse, auch an weiteren Planungen und Beratungen teilzunehmen. Im Anschluss an die Diskussion füllten 12 Jugendliche einen Fragebogen aus.

 

Die Ergebnisse:

Die Mehrzahl der befragten Jugendlichen wünschen sich Öffnungszeiten ab ca. 15:00 oder 16:00 Uhr bis ca. 20:00 oder 21:00 Uhr in der Woche und von 14:00 oder 15:00 Uhr bis 24:00 Uhr an den Wochenenden. Das Getränkeangebot soll nach einhelliger Meinung Softdrinks, Milchshakes und Kaffeevariationen (tagsüber) und ab ca. 18:00 Uhr auch Bier und Biermixgetränke, Wein und Weinmixgetränke für über 16-jährige umfassen. Die meisten Jugendlichen wären bereit, je nach Getränk max. bis zu 3 € zu bezahlen (Softdrinks ca. 1 €, Bier, Biermix und Kaffee ca. 1,50 € und Wein / Weinmix bis zu 3 €.).

 

Die Möblierung im Café soll „hell und gemütlich – aber nicht spießig“ sein. Einigkeit besteht dahingehend, dass sich alle Jugendlichen eine gemütliche Chill-Ecke wünschen, in der unbedingt Sofas stehen müssen. Das gesamte Ambiente soll eher „stylisch“ und „chick“ sein.

 

 

 

 

Sehr wichtig ist den Jugendlichen die Beteiligung bei der Auswahl des Programms und der einzelnen Veranstaltungen. Sie können sich gut vorstellen, dass diese Entscheidungen in einer Art von regelmäßigem „Einrichtungsbeirat“ gemeinsam mit dem Träger getroffen werden. Die Jugendlichen können sich jegliche Art von Veranstaltung vorstellen – von Punkrock über Klassikdarbietungen, von Poetry-Slam über Kleinkunst bis hin zu Informationsveranstaltungen zu bestimmten Themen. Hier wurden beispielsweise Berufsberatung, Studienberatung, gesunde Ernährung, Jugendarbeitsschutzgesetz (wann darf ich wie viel arbeiten) etc. genannt.

 

Weitere Ideen der Jugendlichen waren: alkoholfreie Cocktails vergünstigt zur „Happy Hour“, Mottowochen, Rabattaktionen, „Abstreichkarten“ bei denen es z.B. ab dem 10.ten abgestrichenen Feld 1 Freigetränk gibt, selbiges könnte auch für Veranstaltungen gelten.

Zur Namensgebung schlagen die Jugendlichen einen Wettbewerb vor, als eigene Vorschläge wurden „Abgefahren“ oder „Café Abstellgleis“ genannt.

 

Die Ergebnisse dieser aktuellen Befragung decken sich mit den Ideen und Vorschlägen, die in mehreren Gesprächsrunden des Jugendamtes mit ca. 30 Jugendlichen im Jahr 2010 gemacht wurden.

 

 

2. Bauliche Maßnahmen

 

Die vom Servicebereich Immobilien erarbeitete Vorplanung für die Herrichtung eines Jugendcafés im Gebäude „Alter Güterbahnhof“ wurde in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 07. Juni 2011 vorgestellt und in der Sitzung der Jugendhilfeplanungsgruppe am 08.09.2011, die vor Ort stattgefunden hat, nochmals fachlich erläutert.

 

In Gesprächen haben sich örtliche Handwerksbetriebe, der Verein Pro Osterath, der Heimat- und Schützenverein und der Männergesangverein Osterath bereiterklärt, sich in die Realisierung des Vorhabens mit dem Ziel der Kostenreduzierung für den städt. Haushalt, einzubringen. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen geht die Verwaltung nach dem Ergebnis der bisherigen Gespräche davon aus, die Kosten der baul. Sanierung und Herrichtung durch das Engagement der Vereine von bisher kalkulierten 500.000 € auf 250.000 € senken zu können.  Die Vereine verbinden ihre Bereitschaft mit temporären Nutzungsrechten. Aus Sicht der Verwaltung steht einer Vereinsnutzung  dann nichts entgegen, wenn der Charakter der Einrichtung als Jugendcafe gewahrt bleibt; dies ist allerdings zwingende Voraussetzung.   Veranstaltung anderer Nutzer zu den Schließungszeiten des Jugendcafes dürften unproblematisch sein.

 

Sowohl aus Sicht der angedachten Betreiber als auch der Osterather Vereine wäre es sinnvoll, den Ausbau nicht auf die bisherige Wohnung und das Atelier des Gebäudes Alter Güterbahnhof zu beschränken, sondern auch eine Möglichkeit zu schaffen, für einzelne Veranstaltungen durch Schaffung von Zugangsmöglichkeiten den Veranstaltungsraum, der z.Zt. dem Meerbuscher Kulturkreis überlassen ist, mit nutzbar zu machen. SIM prüft derzeit die Möglichkeiten.    

 

 

 

3. Lfd. Betrieb

 

Als laufende Betriebskosten für Betriebsführung und Programmatik wird von Kosten von rd. 120.000 € jährlich ausgegangen. Diese betreffen die Personalkosten zur Führung der Einrichtung, die Durchführung von Veranstaltungen, den „Gastrobetrieb“ und die Reinigung. Als Einnahme sind dabei Erlöse durch den Verkauf von Eintrittskarten für Veranstaltungen und dem Getränkeumsatz berücksichtigt.

 

 

4. Inneneinrichtung

 

Für die Inneneinrichtung sowie einmalige Ausstattung mit Küchenutensilien, Geschirr, Gläsern, Dekoration etc. wird ein Betrag von rund 30.000 € benötigt. Die Verwaltung wird ihre Bemühungen fortsetzen, die Einrichtungskosten über Sponsorenmittel zu finanzieren. Ein Betrag von 16.100 € ist bereits eingeworben. Mit einer Konkretisierung des Projektes und den ersten sichtbaren Baufortschritten werden hier sicherlich weitere Sponsoren eingeworben werden können.

 

 

 

5. Kostendeckung

 

Die Kosten für den Ausbau des Alten Güterbahnhofes zum Jugendcafe müssen im Haushalt veranschlagt werden.

 

Im Rahmen der Diskussion um die Neujustierung der Jugendarbeit war die Verwaltung beauftragt worden, mit der kath. Kirchengemeinde Hildegundis von Meer die Personal- und Sachkostenzuschüsse für 3 Einrichtungen erhält, Gespräche zu führen. In einem am 07.07.2011 mit dem Pfarrer und dem zuständigen Vertreter des Kirchenvorstandes geführten Gespräch konnte Einigkeit erzielt werden, dass sich die Stadt zum 31.12.2012 aus der Bezuschussung der Einrichtung in Osterath zurückzieht. Die Einrichtung in Ossum-Bösinghoven konnte bereits im Jahre 2010 keine Fördermittel nach dem Kinder- und Jugendförderplan mehr erhalten, so dass auch diese Mittel eingesetzt werden können. Einschließlich der Zuschussmittel, die in der Vergangenheit an JIM gezahlt wurden, würde damit im Jugendhaushalt ein Betrag von 105.000 € zur Verwendung der laufenden Personal- und Sachkostenzuschüsse für das Jugendcafé zur Verfügung stehen.

 

Für musisch-kulturelle Jugendveranstaltungen sind im Kulturetat 6.000 € veranschlagt; soweit das Konzept zum Tragen kommt, sollte der Jugendfreizeitetat um diesen Betrag erhöht, im Gegenzug der Kulturetat in der Höhe reduziert werden. Die noch fehlenden Mittel von 9.000 € müssen im Rahmen des Haushaltes bereitgestellt werden.

 

 

 

 

 

 

 


Finanzierung:

 

siehe Sachverhalt