Betreff
Künftige Konzeption und Betrieb der Halle 9 auf dem Stoessel-Gelände
Vorlage
FB2/0789/2018
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die Verwaltung wird beauftragt, die künftige Konzeption für den Betrieb der Halle 9 auf dem Stoessel-Gelände zu erarbeiten.

 


Sachverhalt:

 

Mit Schreiben vom 17.05.2018 teilte der Vorstand des OBV Meerbusch e.V. mit, dass er seine Trägerschaft für das JuCa/Halle 9 zum 31.12.2018 kündigt. Entsprechend der Kooperationsvereinbarung zum Betrieb des Jugend-Kultur-Cafés in der Fluxus-Halle auf dem Gelände der Alten Seilerei, Meerbuscher Straße, zwischen der Stadt Meerbusch und dem OBV Meerbusch e.V. vom 18. Juni 2014 ist die Kündigung fristgerecht eingegangen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Notwendigkeit im Rahmen der Beratungen zu entscheiden, ob ein neues Konzept zum Betrieb der Halle 9 zur Beratung vorgelegt werden soll oder ob die Einstellung des Betriebs der Halle 9 beschlossen wird.

 

In einem stetigen Dialog zwischen Verwaltung, Politik (Jugendhilfeausschuss) und den Trägern der Jugendhilfe werden die Angebote und Leistungen der Jugendhilfe in ihrer Wirksamkeit angepasst.

Gesellschaftliche Veränderungen wirken sich insbesondere auch auf die Inanspruchnahme dieser Angebote aus. Schon im Jahr 2008/2009 wurde im Rahmen einer interfraktionellen Arbeitsgruppe die „Förderung des politischen Engagements Jugendlicher“ und, in der Folge, das sich verändernde Freizeitverhalten Jugendlicher im Rahmen einer von der Fachhochschule Düsseldorf durchgeführten Sozialraumrecherche für Meerbusch genauer analysiert. Wesentliches Merkmal dieser Recherche war der sehr hohe Beteiligungsgrad in verschiedenen Beteiligungsformaten der Jugendlichen in allen Stadtteilen. Die daraus erwachsenen Empfehlungen wurden ebenfalls mit hoher Beteiligung der Zielgruppen der 13-21 Jährigen diskutiert und sind unmittelbar in eine gewünschte Neuausrichtung der offenen Jugendarbeit eingeflossen.

 

Durch die Einrichtung eines sogenannten teilkommerziellen „Jugendcafés“ sollte ein besonders interessantes Angebot zur Erreichung dieser Ziele für junge Leute geschaffen, neue Nutzergruppen erschlossen und das Angebot zeitgemäßer werden.

 

Wesentliche Ergebnisse der Beteiligung waren, dass sich die jungen Menschen kein weiteres traditionelles Jugendheim, sondern einen Event-/Treffpunkt wünschen, der ihnen die Freiheit bietet, kommen und gehen zu können wann sie wollen und an dem sie ihre „Ruhe“ haben. Sie wünschen sich weiter einen Raum, in dem spezielle Events und Partys für sie stattfinden können. Dabei sollte es um einen Treffpunkt für alle Jugendlichen in Meerbusch gehen, den sie gerne und häufig aufsuchen. Spezielle kulturelle Angebote, ein zeitgemäßes Ambiente, ein jugendgerechtes Getränke- und Speisenangebot sollte die Jugendlichen ansprechen.

 

Der Jugendhilfeausschuss hat sich in seiner Sitzung am 24.11.2010 zur Einrichtung eines Jugend-Kultur-Cafés in Meerbusch entschieden und das grundlegende Konzept des Jugendcafés verabschiedet.

 

Das Konzept sah neben einem reinen Cafébetrieb insbesondere auch Veranstaltungen im musisch-kulturellen Bereich vor. Junge regionale Bands und Musiker sowie der Nachwuchs sollten gefördert werden.

 

Nach Prüfung möglicher Standorte am „Alten Güterbahnhof“ in Meerbusch-Osterath und im ehemaligen „Pappkarton“ in Meerbusch-Strümp wurden diese vom Jugendhilfeausschuss in der Kosten/Nutzen-Betrachtung, insbesondere vor dem Hintergrund eines unklaren Projekterfolges,  nicht weiter verfolgt. Schließlich konnte die sog. „Fluxushalle“ auf dem Gelände der Alten Seilerei in Meerbusch-Osterath für ein Jugendcafé durch den Jugendhilfeträger OBV Meerbusch e.V. angemietet werden. Der Standort erschien insbesondere  aufgrund der Option eines Projektausstieges ohne vorherige Investitionskosten, seiner räumlichen Gegebenheiten und einer nicht gegebenen  Lärmproblematik als geeignet.

 

Neben den guten Erfahrungen mit dem OBV e.V. als Jugendhilfeträger sprach vor allem die hohe Leistungsfähigkeit für den  OBV Meerbusch e.V. als Betreiber des JuCas, um Personal - wie gewünscht - flexibel je nach Veranstaltungsformat kurzfristig hinzu- bzw. abzuziehen.

 

Das Jugendcafé „JuCa“ eröffnete am 13. Dezember 2013 unter Betriebsträgerschaft des OBV Meerbusch e.V.

 

Zur Förderung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit erhält der Träger seither städt. Zuschüsse.

 

Durch die unterschiedlichsten Angebote wurde versucht, Jugendliche bis 18 Jahren, der hauptsächlichen Zielgruppe Offener Kinder- und Jugendarbeit, in das Haus zu ziehen. Leider ist die Annahme des JuCas durch diese Zielgruppe nicht so gelungen, wie es sich alle Beteiligten mit der damaligen Beschlussfassung erhofft und erwartet haben.

 

Nach Angaben des Betreibers OBV entwickelten sich die Besucherzahlen wie dargestellt:

 

 

 

Die Gesamtbesucherzahl konnte zwar demnach gesteigert werden, die Zahl der jugendlichen Zielgruppe jedoch im Wesentlichen nicht. Zudem wurden bei den Teilnehmerzahlen unter 18 Jahren auch Besucher von Veranstaltungen mitgezählt, die nicht in die Kategorie „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ fallen, wie z.B. Kinder und Jugendliche, die bei gemeinwesenorientierten Veranstaltungen anwesend waren oder Kinder und Jugendliche, die z.B. an Veranstaltungen einer Grundschule teilnahmen.

 

Im Vergleich mit den anderen Jugendzentren im Stadtgebiet sind die dargestellten Besucherzahlen jugendlicher Teilnehmer durchaus als durchschnittlich zu bezeichnen, allerdings für ein eventorientiertes Jugendangebot und den Zuschussbedarf eher enttäuschend. Es ist zudem nicht zielführend, wenn z.B. Events im musisch-kulturellen Bereich wie bei der U18-Wahlpartie  aufwendig organisiert und beworben werden und dann nur sehr wenige Jugendliche teilnehmen.

 

 

Nicht vergleichbar hiermit ist die Mobile Jugendarbeit „Karibu“, da hier aufgrund des mobilen Konzeptes Kinder und Jugendliche in ihren jeweiligen Sozialräumen aufgesucht werden und die Teilnehmerzahlen aufgrund der räumlichen Situation des Fahrzeugs begrenzt sind. Nach Angaben der Leiterin der Mobilen Jugendarbeit nahmen 2017 insgesamt 2.517 Besucher an den Angeboten teil, davon 2.070 als regelmäßige „Stammbesucher“ während der wöchentlichen Angebotszeiten in den Stadtteilen und 447 Besucher bei Sonderaktionen und Ausflügen.

 

Bereits im ersten Tätigkeitsbericht für das Jahr 2014 gibt der damalige Kooperationspartner des OBV, die Musikszene Meerbusch e.V. an, dass die Zielgruppe jugendlicher Besucher überwiegend nur bei den kostenlosen Angeboten bei 20 – 50 % lag (je nach Veranstaltungsart). In ihrem Fazit stellt  die Musikszene Meerbusch e.V. in Frage : …„ob ein solches Angebot in Meerbusch-Osterath seinen Sinn erfüllt und ob tatsächlich ein Bedarf bei den Meerbuscher Jugendlichen für eine solche Einrichtung besteht“.

 

Aus Sicht der Verwaltung muss festgestellt werden, dass die seinerzeitigen - wenn auch vorsichtigen - Erwartungen an eine neue Form der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Meerbusch leider nicht in Erfüllung gegangen sind.

 

Sehr gut angenommen wurde das „JuCa“ mit seinem Parallelangebot „Halle 9“ seit seinem Bestehen von den verschiedensten Nutzergruppen wie zum Beispiel Vereinen und Verbänden, zu Tagungszwecken und Veranstaltungen zu unterschiedlichsten Gelegenheiten. Auch die Stadt Meerbusch nutzt die vorhandenen Räumlichkeiten gerne für Veranstaltungen.

 

Im Jahresbericht 2015 beschreibt der OBV Meerbusch e.V. bereits als „Ausblick“, dass er zukünftig vermehrt Veranstaltungen für Meerbuscher Vereine im JuCa stattfinden lassen möchte, da die Nachfrage nach einer großen Versammlungsstätte so hoch sei. Ebenso hatte der Vorstand des OBV Meerbusch e.V. aufgrund der hohen Nachfrage bereits zu diesem Zeitpunkt beschlossen, private Vermietungen nur noch für Geburtstage bis zum 30. Lebensjahr zuzulassen, wenn keine anderen Veranstaltungen geplant sind.

 

Ganz offensichtlich gibt es für Meerbuscher Vereine einen deutlichen Bedarf nach einem gemeinwesenorientierten Veranstaltungsort – wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen.

 

Ziel sollte daher sein, die „Halle 9“ als Veranstaltungsort für Meerbusch zu erhalten. Ein städtischer Zuschuss zu den Vorhaltekosten (Miet- / Betriebskosten) sollte es den in Meerbusch aktiven gemeinnützigen Vereinen etc. ermöglichen, die Räumlichkeiten zu vertretbaren Konditionen in Anspruch nehmen zu können.

 

Über die Vermietung auch zu privaten Feiern oder an Unternehmen etc. sollte eine unternehmerische Führung des Betriebes ohne darüber hinaus gehende städtische Zuschussfinanzierung angestrebt werden.

 

Das künftige Betriebskonzept sollte daher insbesondere die städtischen Nutzungsinteressen und die, durch den Zuschuss zu steuernden, betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen Kooperationspartner als Betreiber festlegen.


Finanzielle Auswirkung:

 

Durch die Ausführung des vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen auf den Haushalt:

 

Die Auswirkungen werden im Konzept dargelegt.

 

 

 


Alternative:

 

Der Betrieb der Halle 9 wird zum … eingestellt.