Seit
dem Jahr 2015 werden in Nordrhein-Westfalen mit Landesmitteln diverse Projekte
zur „Kinderbetreuung in besonderen Fällen für Kinder aus Flüchtlingsfamilien
und vergleichbaren Lebenslagen“ – kurz: „Brückenprojekte“ gefördert. Das
Ministerium für Kinder, Familie und Flüchtlinge und Integration des Landes NRW
berichtete im September dieses Jahres, dass zahlreiche Jugendämter die entsprechenden
Anträge gestellt und vielfältige Angebote auf den Weg gebracht haben. Eine
Vielzahl der Projekte, die in den Jahren 2015 und 2016 gestartet sind, wurde
auch 2017 fortgesetzt und es kommen weiterhin neue Brückenprojekte hinzu.
Aufgrund der positiven Resonanz wird von Seiten des Landes angestrebt, die
Förderung auch für 2018 zu ermöglichen.
Auch
in Meerbusch wurden die Angebote im Rahmen des Brückenprojektes von Beginn an
erfolgreich angenommen. Bereits im Oktober 2016 hatte das Jugendamt und der
Verein „Meerbusch hilft e. V.“ die Fördermittel für ein Brückenprojekt
beantragt. So wurde ein Brückenprojekt - insbesondere für die Bewohner der Unterkunft
Fröbelstraße in Meerbusch-Osterath - eingerichtet, um für Kinder und Eltern aus
Flüchtlingsfamilien und Familien in vergleichbaren Lebenslagen ein
niedrigschwelliges Spiel–, Beschäftigungs- und Lernangebot zu etablieren und so
auch den Zugang zur institutionellen Kindertagesbetreuung zu erleichtern z.B.
durch:
Ø Eltern-Kind-Gruppen
Ø Spielgruppen
Ø Kinderbetreuung
Eine
unerlässliche Voraussetzung für die Teilnahme an dem Projekt und der
Bewilligung der Fördermittel zur Durchführung des Brückenprojektes ist die
Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe. In der Sitzung des
Jugendhilfeausschusses vom 07.02.2017 wurde der Verein „Meerbusch hilft e.V.“ –
zunächst befristet bis zum 01.03.2019 – als freier Träger der Jugendhilfe gem.
§ 75 SGB VIII (KJHG) i. V. m. § 25 Abs. 1 Nr. 1 Erstes AG-KJHG anerkannt. Im
März 2017 konnte das Betreuungsangebot mit Bewilligung der Fördermittel des
Landes dann starten.
Nach
den durchweg positiven Erfahrungen mit dem Betreuungsangebot an der
Fröbelstraße und des Bedarfs in der Einrichtung am Hülsenbuschweg, wurde -
ebenfalls mit Meerbusch hilft und in Abstimmung mit der Flüchtlingshilfe
Büderich - ein weiteres Brückenprojekt in Büderich in der Flüchtlingsunterkunft
Hülsenbuschweg initiiert. Da noch Mittel beim LVR zur Verfügung standen, wurde
ein Förderantrag noch für das laufende Jahr kurzfristig am 13.10.2017 gestellt
und ist mit Bescheid vom 23.10.2017 mit 6.300 € umfänglich bewilligt worden.
Beide
Brückenprojekte sollen auch im Jahr 2018 fortgeführt werden, so dass die
entsprechenden Förderanträge bereits beim Landschaftsverband Rheinland (LVR)
mit einer voraussichtlichen Fördersumme von 2 x 45.000 € gestellt wurden. Da
Maßnahmen, die schon in 2017 angelaufen sind, bei der voraussichtlichen
Förderung 2018 vorrangig berücksichtigt werden, bestehen gute Aussichten für
eine Anschlussförderung.
Förderfähig
aus den Projektmitteln des Landes sind diese Angebote, wenn sie nicht im
Rahmen des Kinderbildungsgesetzes NRW finanzierbar sind. Die beantragten
Fördermittel sollen zur Durchführung der vorgesehenen Betreuungsangebote
auskömmlich sein, städtische Mittel – außer der Bereitstellung der städtischen
Räume - sind hierfür nicht vorgesehen.
Zielgruppen
der Brückenprojekte in Meerbusch sind Kinder der Altersgruppe bis zum Schuleintritt
aus Flüchtlingsfamilien und vergleichbaren Lebenslagen und ihre Familien. Diese
sollen durch die Angebote
Ø an die Gesellschaft
herangeführt,
Ø beim Erlernen der
deutschen Sprache unterstützt,
Ø in ihren sozialen
Kompetenzen gefördert,
Ø in der familiären
Erziehung begleitet und unterstützt werden sowie
Ø Hilfe beim
Ausgleich von Defiziten und Stärkung der vorhandenen Kompetenzen erhalten.
Das
Angebot richtet sich in erster Linie an die U 6 Kinder und ihre Eltern.
In
Osterath finden derzeit eine Eltern-Kind-Gruppe sowie eine Kinderbetreuung
statt. Darüber hinaus gibt es noch eine Spielgruppe, die von ehrenamtlichen
Mitarbeitern/innen geführt wird. In allen Angeboten wird ausschließlich Deutsch
gesprochen.
Zur
Durchführung der Angebote werden für das Projekt in Osterath eine
Sozialpädagogin und zwei Tagespflegepersonen eingesetzt. Das Brückenprojekt
findet an 5 Tagen pro Woche mit je 3 Stunden statt. Die Eltern-Kind-Gruppe
richtet sich dabei an Eltern mit Kindern im Alter von 0 - 2,5 Jahren. An der
Eltern-Kind-Gruppe nehmen derzeit ausschließlich Mütter mit ihren Kindern teil.
Dies liegt daran, dass die Kinder noch sehr klein sind und sich die Väter
traditionell weniger einbringen, aber einige Väter nehmen zudem in der Zeit an
Integrationskursen teil. Für die Frauen bietet dies eine gute Möglichkeit, mit
anderen Müttern sowie den Betreuungspersonen in den Austausch zu kommen, sich
sprachlich weiterzuentwickeln. Mütter und Kinder machen im Rahmen dieses
Betreuungsangebotes erste Erfahrungen mit „Betreuungsangeboten außerhalb der
Familie“, lernen strukturierte Tagesabläufe kennen, die Kinder machen erste
Erfahrungen mit der Einhaltung von Regeln innerhalb von Betreuungsgruppen. Auch
kommen Mütter und Kinder hier mit altersgerechtem Spielzeug in Kontakt und die
Kinder erfahren motorische Förderung durch die Krabbel- und Spielangebote.
Aktuell nehmen ca. 6-7 Kinder mit ihren Müttern das Angebot war.
Die
Kindertagesbetreuung mit den 2,5 - 6 -Jährigen wurde zu Beginn des Projekts stärker
besucht. Derzeit besuchen ca. 5-7 Kinder die Gruppe. Inzwischen sind einige
Familien nach zeitlicher Anerkennung und somit Änderung ihres Asylstatus in
Mietwohnungen verzogen und viele Kinder konnten in diesem Sommer einen
„regulären“ KiTa-Platz bekommen.
Es
kann festgestellt werden, dass sich die Kinder trotz anfänglicher sprachlicher
Hindernisse schnell in die Gruppenstruktur einfinden, was ihnen insbesondere
den späteren Kindergartenbesuch erleichtert. Seitens der Kindergärten gibt es
schon jetzt positive Rückmeldungen über die ehemaligen
„Brücken-Kinder“. Das Projekt erfüllt offensichtlich die gestellten
Anforderungen.
Eltern
und Kinder zeigen im Projekt gerade gegenüber den Mitarbeitern großes
Vertrauen, wobei die räumliche Nähe zur Unterkunft sich als Vorteil zur
Vertrauensbildung erweist und um Hemmschwellen zu senken. Die anfänglichen
„Weglauf“-Tendenzen einzelner Kinder in der Kinderbetreuung des
Brückenprojektes haben sich inzwischen gelegt.
Da
die Mitarbeiter von „Meerbusch hilft e.V.“ z.B. auch von anderen Angeboten des
Trägers, wie bspw. den Begegnungsabenden bekannt sind, wirkt auch dies
vertrauensbildend.
Wenngleich
es einen beantragten Angebotsrahmen für das Projekt gibt, so kann gleichwohl
auf veränderte Bedarfe eingegangen werden. So kann z.B. aufgrund der jüngeren
Altersstruktur ein Angebot stärker als Krabbelgruppe angelegt werden.
Die
Angebote im Rahmen des Brückenprojektes werden durchweg positiv auf- und
angenommen und die angesteuerten Ziele für die Familien konnten bisher erreicht
werden. Auch wenn sich das Angebot insbesondere unmittelbar an die Kinder
richtet, erleichtert es der ganzen Familien, sich sowohl sprachlich als auch
strukturell in einer ihnen neuen Gesellschaft zurechtzufinden.
Die
Hilfe zur Selbsthilfe wird insbesondere unterstützt durch die Möglichkeit des
Austausches der Mütter untereinander und der begleiteten Annäherung der
Familien.
Tatsächlich wirkt sich das Projekt auch als eine Art Puffer für die regulären Kinderbetreuungsangebote aus, da die Kinder zeitlich besser gesteuert und auf das Betreuungssystem vorbereitet aufgenommen werden können. Die Brückenprojekte können und sollen eine reguläre Kita Förderung nicht ersetzen, daher hat die weitere Kindertagesstättenbedarfsplanung auch diese Bedarfe in Quantität und Qualität zu berücksichtigen. Es ist in jedem einzelnen Fall eine besondere Herausforderung, diese Kinder so zu fördern, dass sie über eine individuelle Förderung die Schulreife in ihrer Kita-Zeit erreichen.
In Vertretung
gez.
Frank Maatz
Erster Beigeordneter