In
der Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport am 09.05.2017 wurde von einer
Vertreterin des Jugendamtes der Stadt Viersen über das dort seit 10 Jahren mit
Erfolg durchgeführte Jugendprojekt „Jugendpolitisches Praktikum“ referiert. Das
Projekt richtet sich an Schüler ab der Klasse 9 in allen weiterführenden
Schulen. Die wesentlichen Bestandteile des Projektes sind neben der Vorveranstaltung
– so wie in der Niederschrift der letzten Sitzung erläutert - das Speed
Debating, die Einführung in die Grundzüge der Kommunalpolitik (ohne
theoretisches Hintergrundwissen, keine Praxis anwendbar), der Besuch einer
Fraktions- und einer Ausschusssitzung sowie die Durchführung eines Planspieles,
in dem die Teilnehmer die Möglichkeit erhalten Politik zu erproben.
Grundvoraussetzungen und Empfehlungen
für das Projekt
Nach
Auskunft der Fachkraft aus Viersen werden für das Projekt 50 Schüler aus
weiterführenden Schulen benötigt. Von den in Viersen bestehenden 7 in Betracht
kommenden Schulen sei die erforderliche Anzahl an interessierten Jugendlichen
in den letzten Jahren annähernd, nicht immer gänzlich, erreicht worden. Dies
vor dem Hintergrund, dass das Projekt in der Freizeit der Schüler, also nicht
während des Unterrichtes, in den Abendstunden und auch an Wochenenden
stattfindet.
In
Viersen wurde das Projekt einmal jährlich, innerhalb von 2 Wochen an 3 Abenden
(je von 18.00 bis 20.00 Uhr) und an einem Samstag (von 11.00 bis 17.00 Uhr)
durchgeführt. Dazu kam die vorgeschaltete Intro-Veranstaltung „Speed-Debating“
(ca. 1,5 bis 2 Wochen vorher).
Etabliert
und auch allgemein empfohlen wird die Begleitung des Projektes durch eine
hauptamtliche Fachkraft in der Verwaltung, die für die aufwendige Planung,
Gesamtorganisation, Werbung und Durchführung zuständig ist. Diese Fachkraft
sollte gute Kenntnisse in den Verwaltungsbereichen haben, die für Jugendliche
Relevanz haben können, wie z.B. Jugend, Schule, Kultur, Sport,
Stadtentwicklung, Straßenverkehr. Die jeweiligen Fraktionen sind mit jeweils
zwei Vertretern aktiv beteiligt.
Umsetzung des Projektes in der Stadt
Meerbusch
Verwaltungsseitig
wird das Kommunalpolitische Praktikum als pädagogisch sinnvolle Ergänzung zu
den bereits bisher umgesetzten und geplanten Aktivitäten in der
Jugendbildungsarbeit gesehen. Hier lernen Jugendliche in der Praxis, wie
Politik auf kommunaler Ebene funktioniert und werden für ihre Beteiligung
befähigt. Zudem werden sie gleichzeitig motiviert, sich selbst einzubringen.
Die Stadt Meerbusch fördert in diesem Zusammenhang stetig Projekte zur
politischen Partizipation. Beispielhaft sei die durch Schüler initiierte und
geplante Installation eines Skaterparkes oder die in Meerbusch im September
2017 stattfindende U-18 Wahl genannt. Hierbei nehmen Jugendliche unter 18 unter gleichen
Bedingungen wie bei der danach stattfindenden Bundestagswahl an einer
Wahlveranstaltung teil, um das Prozedere kennenzulernen. Dieses politische
Lernprojekt fand bereits in der Vergangenheit mehrfach in vielen Städten
Deutschlands statt (Bei der Landtagswahl 2017 in NRW haben 35.000 Kinder in 400
Wahllokalen gewählt). Die Stadt Meerbusch beteiligt sich in diesem Jahr zur
Bundestagswahl daran.
Bezugnehmend
auf das nun durchzuführende Projekt „Kommunalpolitisches Praktikum“ wird es bei
nur vier weiterführenden Schulen in der Stadt Meerbusch schwierig sein, die
erforderliche Anzahl interessierter Schüler (50) zu erreichen. Hier ist nur
über eine sehr enge Kooperation mit den Schulen und einer Implementierung des
Themas und des Projektes in den Unterricht eine erfolgversprechende,
verbindliche Durchführung zu erwarten. Zudem wird in allen die Jugendlichen
betreffenden Institutionen, insbesondere den Jugendzentren für die
außerschulische Durchführung, aber auch in den Jugendverbänden und dem
Stadtjugendring, kontinuierlich Werbung für das kommunalpolitische Praktikum
gemacht werden müssen. Hierzu sind der grundsätzliche Austausch und die
Zustimmung dieser Institutionen notwendig, um ein nachhaltiges Projekt, das
sich nicht nur kurze Zeit hält, ins Leben zu rufen.
In
den derzeit geführten Gesprächen über eine Neuausrichtung des JuCas hin zu
einer Gemeinwesen-Einrichtung für alle
Generationen, könnte das Kommunalpolitische Praktikum ebenfalls als Thema
einfließen und hier die notwendige Verbindung zwischen Jugendlichen und
Erwachsenen „generationenübergreifend“ bieten.
Der
im Jugendamt angesiedelte Bereich „Zusammenarbeit Jugendhilfe und Schule“
befasst sich seit Jahren mit dem Austausch beider Institutionen. In enger
Zusammenarbeit mit allen Meerbuscher Schulen, dem Stadtjugendring und den
Jugendzentren werden aktuelle Entwicklungen und Probleme aufgegriffen,
diskutiert und Maßnahmen zur Behebung vorgenommen. So wurden in der
Vergangenheit Präventionsprojekte zur Vermeidung von Überschuldung junger
Menschen (Knete, Krisen, Kompetenzen), aber auch Seminare für Lehrer und
Schulsozialarbeiter zum Thema Mobbing
oder der Qualitätsentwicklung im Offenen Ganztag erfolgreich
durchgeführt. Zudem standen und stehen in den regelmäßig stattfindenden
Konferenzen zwischen Jugendhilfe und Schule das konkrete Vorgehen bei
Einzelproblemen und Grundsatzfragen, bis hin zum Verhalten bei einer möglichen
Kindeswohlgefährdung, im Vordergrund.
Ausgehend
von der oben genannten Anforderung, das Projekt solle von einer hauptamtlichen,
sozialpädagogischen Fachkraft in der städtischen Verwaltung verantwortet
werden, wäre im Stellenplan 2018 1/3 Anteil einer Vollzeitstelle vorzusehen.
Als
erster Schritt würde, zu Beginn des Schuljahres 2017/2018, in den oben
genannten Gremien Werbung für das Projekt betrieben und die grundsätzliche
Bereitschaft zur Mitarbeit und Umsetzung festgestellt werden. An der darauf
folgenden Umsetzung im Laufe des Jahres 2018 würden dann alle oben genannten
Gremien beteiligt.
In Vertretung
gez.
Frank Maatz
Erster Beigeordneter