Aufgabe und Ziel des Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes
Das Integrierte
Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Meerbusch 2030 ist Ergebnis eines fast
zweijährigen, intensiven Beteiligungs- und Erarbeitungsprozesses von Politik,
Verwaltung und Bürgerschaft. Wesentliches Ziel war es, Strategien und
Lösungsansätze für eine zukünftige nachhaltige Stadtentwicklung
herauszuarbeiten und Maßnahmen zu benennen, die Antworten auf die sich
verändernden demographischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sein können.
Das ISEK versteht sich deshalb als Leitfaden, der durch den integrierten Ansatz nicht nur die
rein bauliche Stadtentwicklung im Fokus hat, sondern vielmehr auch die
Ergebnisse aus demographischen und räumlichen Untersuchungen sowie die
Anforderungen an Familie und Beruf, an das Wohnen im Alter, an die Grün- und
Freiräume, an intelligente Verkehrslösungen als auch einem lebendigen
Miteinander verbindet und abstimmt. Das ISEK soll nicht andere
Fachkonzepte, wie Handlungskonzepte, Entwicklungspläne oder städtebauliche
Rahmenpläne ersetzen, sondern es dient vielmehr bei deren Erarbeitung als
umfassender Orientierungsrahmen.
Dialog- und Beteiligungsprozess
Die Grundlagen für das ISEK wurden in
einem intensiven Dialog- und Beteiligungsprozess erarbeitet. Nach einer
umfassenden Analysephase sind die Ergebnisse mit Politik und Verwaltung, aber
auch der Bürgerschaft diskutiert und abgestimmt worden.
Ein zentraler Baustein in der
Erarbeitung des ISEKs war die Zukunftskonferenz im Oktober 2015. Über 50
Akteure aus den Bereichen Bildung, Sport, Natur, Umwelt, Wirtschaft, Soziales,
Religion, Kultur, Verkehr und Wohnen arbeiteten an einem gemeinsamen
Zukunftsbild für die Stadtentwicklung.
Aufbauend auf die Erkenntnisse aus der
Zukunftskonferenz konnten Handlungsempfehlungen für die Stadtentwicklung für
die nächsten 15 Jahre formuliert werden. Im April 2016 wurden diese
Empfehlungen in drei internen Fokusrunden mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Stadtverwaltung diskutiert und in einem Workshop mit den politischen
Vertretern weiter konkretisiert.
Auf Grundlage der herausgearbeiteten
Handlungsfelder wurden Fokusthemen und -räume bestimmt, die für die
„Weichenstellung“ der zukünftigen Stadtentwicklung in Meerbusch besondere
Relevanz besitzen. In themenbezogenen Fokusrunden mit Fachleuten aus der
Verwaltung wurden die Inhalte diskutiert und Strategien und Lösungsansätze
herausgearbeitet.
Diese Ergebnisse wurden mit den
Vertretern der Politik in einem konzentrierten, eintägigen Workshop diskutiert
und weiter finalisiert.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
Zukunftskonferenz wurden vor der Abschlussveranstaltung eingeladen, sich in
einem Hearing vorab einen Überblick über den Erarbeitungsstand zu verschaffen
und direkt nachzuvollziehen, wie ihre Anregungen umgesetzt wurden. Das Hearing
fand im Juni 2016 statt. Bei dieser Gelegenheit bestand auch die Möglichkeit,
eine persönliche Rückmeldung zu den vorgestellten Ergebnissen zu geben und
diese direkt mit den politischen Vertretern zu diskutieren.
Den Abschluss des Dialog- und
Beteiligungsprozesses im Zuge der Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts
bildete die öffentliche Abschlussveranstaltung im Juli 2016. Hier wurde der
vollständige Bearbeitungsprozess vorgestellt, wobei das größte Augenmerk auf
der Vorstellung der integrierten Handlungsfelder und der konkreten Maßnahmen
lag.
Aktuelle Herausforderungen und Aufgaben
für die Stadtentwicklung
Für zukünftige Entwicklungen der Stadt
sind insbesondere die aktuellen Tendenzen der demografischen,
gesellschaftlichen und mobilen Entwicklung von Bedeutung. Für eine nachhaltige
und lebenswerte Stadtstruktur sind deshalb insbesondere die Bereiche Wohnen und
Mobilität maßgebend.
So zeichnet sich Meerbusch vor allem
durch seine hochwertigen Wohn- und Wohnumfeldqualitäten aus, die insbesondere
durch die Freiraum- und Erholungsqualitäten der „Stadt im Grünen“ bestimmt
werden. Aus der demografischen Entwicklung resultiert der Bedarf an
ausreichendem, nachfragegerechten und bezahlbaren Wohnraum sowie an
entsprechenden Versorgungseinrichtungen. Auch muss sich Meerbusch der
Herausforderung seiner Profilierung als Wirtschaftsstandort im Ballungsraum der
Landeshauptstadt stellen. Zudem sind bei zukünftigen Entwicklungen des
Siedlungs-und Wirtschaftsraums die Belange der Landschaft und der Umwelt zu
berücksichtigen. Dementsprechend sind nachhaltige und intelligente
Verkehrslösungen zu entwickeln.
Perspektive Wohnen
Die Anzahl der Baufertigstellungen von
Wohnungen ist seit den 1990er-Jahren stark rückläufig, wohingegen die
Bodenpreise stark zugenommen haben. Der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen
geht kontinuierlich zurück.
Für eine Stabilisierung der
Bevölkerungszahl sind die Flächenreserven quantitativ ausreichend; die
Verfügbarkeit der Flächen ist jedoch stark eingeschränkt und selbst bestehende
Bebauungspläne oder laufende Umlegungsverfahren sind aufgrund verschiedener
Problemlagen noch keine Garantie für eine Umsetzung.
Sollen aktiv neue, junge
Bevölkerungsgruppen gewonnen werden, so reichen die bisher durch Bebauungspläne
oder den Flächennutzungsplan gesicherten Flächenreserven unabhängig von ihrer
Verfügbarkeit nicht aus.
Quartiere im Generationenwechsel in
räumlicher Konzentration oder Nähe zu zukünftigen Entwicklungen müssen
besonders beobachtet werden und ggf. mit weiteren Angeboten der öffentlichen
Infrastruktur ausgerüstet werden.
Es fehlen ansprechende und alternative
Wohnangebote für Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit Behinderung
außerhalb stationärer und intensivpflegerischer Angebote. Vor allem bedarf es
barrierearmer und -freier Wohnungen. Auch neue, gemeinschaftliche Wohnformen
sind noch nicht hinreichend als „Marktnischen“ entwickelt worden.
Perspektive Mobilität
Aufgrund der guten Anbindungen an den
Fernverkehr über die nahen Autobahnanschlüsse besteht eine hervorragende
Erschließungsqualität für den MIV. Durch die Lage zwischen den Oberzentren und
mehreren Autobahnstrecken ist Meerbusch aber auch stark von den negativen
Effekten der Durchgangsverkehre betroffen.
Die Knotenpunktverknüpfung zwischen dem
überregionalen Bahnverkehr, der Stadtbahn und dem Busverkehr ist noch nicht
optimal gelöst. Die Qualitäten des öffentlichen Personennahverkehrs können noch
verbessert werden.
Auch die Erhöhung des Fahrradanteils im
Modal Split hat aufgrund der günstigen räumlichen Bedingungen großes Potential.
Insgesamt ist Förderung von
multimodalen Verkehrsangeboten zukunftsweisend. Maßnahmen zur Förderung des
Umweltverbundes müssen jedoch attraktiv und konsequent umgesetzt werden, um
gegenüber der hohen Autoaffinität Wirkung zu zeigen.
Weitere Vorgehensweise
In der heutigen gemeinsamen Sitzung von
Haupt- und Finanz- sowie Planungs- und Liegenschaftsausschuss soll das ISEK
vorgestellt werden.
In der Sitzung des Planungs- und
Liegenschaftsausschusses am 13. 06. 2017 und der Ratssitzung am 29.06.2017 soll dann das ISEK
abschließend beraten und als Entwicklungskonzept gem. § 1 Abs. 6 Nr. 11
BauGB beschlossen werden. Die Verwaltung
soll beauftragt werden, das Leitbild mit den strategischen Leitlinien bei
künftigen Planungen zu berücksichtigen und abzuwägen. Des Weiteren soll die
Verwaltung beauftragt werden, die vorgeschlagenen Maßnahmen für die Gesamtstadt
als auch für die Fokusräume zu priorisieren und dem Planungsausschuss bzw. dem
Rat zunächst ein Arbeitsprogramm für die nächsten drei Jahre zum Beschluss
vorzulegen. Insbesondere die Beschlüsse zu den vertieft betrachteten
Fokusräumen werden dann unter dem Sachverhalt der Förderung stehen.
Weiterhin wird in einer der nächsten Sitzungen die ‚Marktanalyse Wohnen Meerbusch‘ sowie die ‚Baulandentwicklungsstrategie für Meerbusch‘ zur Beratung eingebracht. Um vertiefende Aussagen für den Bereich Wohnen treffen zu können, wurde mit Erarbeitung dieser Instrumente bereits parallel zur Erstellung des ISEKs begonnen.