Der
Landesjugendhilfeausschuss Rheinland (LJHA) und der Landschaftsausschuss des
LVR (LA) hatten beschlossen, ab dem Kindergartenjahr 2014/15 die bisherigen
Komponenten des - die Landesförde-rung ergänzenden - freiwilligen
LVR-Fördersystems, durch ein System von „Kindpauschalen“ zu ersetzen. Insgesamt
sollte eine auf das einzelne Kind ausgerichtete und möglichst wohnortnahe
Förderung ermöglicht werden. Um den Übergang in die neue Finanzierung zu
erleichtern, wurden im Kindergartenjahr 2014/2015 die Kosten für therapeutische
Leistungen noch in Verbindung mit der Kindpauschale vom LVR übernommen. Im
Kindergartenjahr 2015/2016 wurde auch fest angestelltes therapeutisches
Personal noch bezuschusst, aber zum Kindergartenjahr 2016/2017 hat sich der LVR
aus der Finanzierung der therapeutischen Leistungen vollständig zurückgezogen.
Zum
01.März 2014 sind die entsprechenden Richtlinien des Landschaftsverbandes
Rheinland (LVR) zur Förderung der Inklusion in Kindertageseinrichtungen in
Kraft getreten, eine Neufassung der Richtlinien erfolgte nun zum 01.06.2016.
Vorrangiges
Ziel des neuen Förderverfahrens ist die Weiterentwicklung der inklusiven
Bildung und Betreuung von Kindern von Beginn an, also auch in möglichst allen
Kitas, ohne dass Kinder von ihrem sozialen Umfeld getrennt werden. „Kinder mit
Behinderungen und Kinder, die von einer Behinderung bedroht sind, sollen nach
Möglichkeit gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung gefördert werden“ (§ 8
KiBiz).
Mit
der neuen LVR-Förderung wird die bisherige Förderung von Einzelintegration und
der integrativen Gruppen ersetzt.
In
Ergänzung der Mittel des Landes auf Grundlage des KiBiz (3,5 fache
Kindpauschale) stellt der Landschaftsverband Rheinland Trägern von Kitas eine
freiwillige zusätzliche LVR-Kindpauschale pro Kind in Höhe von 5.000 € zur
Verfügung. Diese sg. FInK-Pauschle
(Förderung von Inklusion in Kindertageseinrichtungen) ist für
zusätzliche pädagogische Fachkraftstunden, sowie für eine Qualifizierung des
Personals, eine Vernetzung/Kooperation und intensivierte Beratung der Eltern
einzusetzen (bei 5 Kindern mit Behinderung können 19,5 Std. einer pädagogischen
Fachkraft finanziert werden).
Wenn
in den ersten zwei Monaten der Förderung noch keine zusätzlichen
Fachkraftstunden eingerichtet werden können, kann die Pauschale auch für
Qualifizierung und Fortbildung von Beschäftigten, Kosten des zeitl. Aufwandes
der Vernetzung/Beratung sowie für Sachmittel (keine medizinischen Hilfsmittel)
bis zu einer Höhe von 5 % des Zuwendungsbetrages verwendet werden.
Für
die Betreuung von Kindern mit Behinderung in Gruppenform III (Kinder über 3
Jahre) werden künftig auch Ergänzungskräfte gemäß § 2 Abs. 1 der gültigen
Personalvereinbarung im Sinne der Richtlinie als Fachkräfte anerkannt.
Die
Zuwendung ist an die Bedingung geknüpft, dass die Stärke der inklusiven Gruppe
um einen Platz reduziert wird. Die 3,5 fache Kindpauschale muss dann für die
Finanzierung dieser Gruppenstärkenreduzierung herangezogen werden. Die Höhe der
3,5 fachen Kindpauschale bezieht sich dabei nicht auf die Gruppenform, in der
das Kind tatsächlich betreut wird, sondern immer auf Gruppenform III, 35 Std.,
d. h. für alle Kinder mit Behinderung wird die gleiche Pauschale gewährt für
die Finanzierung der Platzreduzierung.
Bei
unterjähriger Feststellung der (drohenden) Behinderung kann eine FInK-Pauschale
bewilligt werden, auch wenn eine Platzreduzierung zu diesem Zeitpunkt nicht
möglich ist. Der Platzreduzierung ist frühestmöglich, spätestens zum folgenden
Kita-Jahr nachzukommen. In diesem Fall sind die durch die 3,5 fache
Kindpauschale geförderten zusätzlichen Personalstunden durch mind. 3,9
Fachkraftstunden aus der FInK-Pauschale zu ergänzen. Ergeben sich abweichend
von der Bedarfsplanung bis zum Beginn des Kita-Jahres noch Verschiebungen, die
eine Platzreduzierung möglich machen, so ist dem nachzukommen.
Situation in
Meerbusch im Kita-Jahr 2015/2016
Insgesamt
wurden im letzten Kita-Jahr 31 behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder
in Meerbusch trägerübergreifend in 11 Kindertagesstätten betreut und gefördert.
Für das aktuelle Kita-Jahr 2016/2017 sind derzeit 24 Kinder in 9 Einrichtungen
angemeldet. Erfahrungsgemäß werden auch nach der Aufnahme in die
Kindertageseinrichtung bei einigen Kindern Förderbedarfe festgestellt, die dann
einen inklusiven Platz benötigen. Das Jugendamt unterstützt und berät die
Träger und insbesondere die Eltern, wenn sie ein förderbedürftiges Kind in
einer Kita anmelden möchten oder sich im Laufe der Zeit herausstellt, dass ein
Kind einen besonderen Förderbedarf hat.
Rein
formal existieren die sogenannten integrativen Gruppen nach der Reform nicht
mehr. Es handelt sich finanzierungstechnisch letztlich um reguläre GF III
Gruppen mit 20 Kindern, die aufgrund der Gruppenstärkenreduzierung auf 15
Kinder verkleinert werden. Da sich die bisherigen integrativen Gruppen (15
Kinder insgesamt, davon 5 Kinder mit Behinderung) auch konzeptionell und
pädagogisch bewährt haben, wurde diese
Gruppenstruktur im Familienzentrum Fronhof und in der ev. Kita Krähennest
beibehalten.
Gemäß
den Richtlinien des Landschaftsverbandes können in einer Betreuungsgruppe
maximal 6 Kinder mit (drohender) Behinderung aufgenommen werden, wovon maximal
2 unter drei Jahren sein dürfen.
Versorgungssituation
in Meerbusch
Kinder mit Behinderungen:
2015/16
/ 2016/17
Osterath:
Ev. Kita
Krähennest
(2 Gruppen mit bis zu 5 behind. Kindern) 10 / 7
Büderich:
Städt. FZ Fronhof
(1 Gruppe mit 5 behinderten Kindern) 5 / 5
Lank:
Lebenshilfe Kita Farbenland
(1 integrative Gruppe GF III) 5 / 5
Osterath:
Städt. Kita Knirpsmühle 1 / 1
Büderich:
Städt. Kita Lummerland 2 / 2
Montessori-Kinderhaus 1 / 1
Ev. Kita Schatzkiste (U 3) 1 / 0
Kiku Nepomuk 0 / 1
Lank:
Ev. Kita Schulstraße 2 / 0
Strümp / Bösinghoven:
Städt. Kita Kunterbunt 2 / 1
FZ 71 e.V. Strümp 1 / 0
FZ 71 e.V. Bösinghoven 1 / 1
Insgesamt 31 / 24
In der Kindertagespflege werden zurzeit keine Kinder mit Behinderung betreut.
Mit der Reform wird den Eltern mehr Verantwortung für die regelmäßige Einholung von ärztlichen Verordnungen für die notwendigen therapeutischen Leistungen übertragen. Nur wenn die Anschlussverordnungen rechtzeitig vorliegen, kann eine kontinuierliche Förderung der Kinder gesichert werden. Dies bedeutet für Eltern aber auch für die Kita zusätzlicher Aufwand.
Für alle bisher integrativen Einrichtungen war es eine besondere Herausforderung, auch in dem neuen Finanzierungssystem weiterhin eine verbindliche Grundlage für einen möglichst einfachen Zugang der Kinder zu therapeutischen Leistungen in der Einrichtung zu gewährleisten. Hierzu haben diese Kooperationen mit ortsansässigen Praxen abgeschlossen, z.B. die ev. Kita Krähennest mit einer Praxis für Physio- und Logopädie oder die Familienzentren Fronhof und 71 e.V. mit einer Logopädie-Praxis. Eigene therapeutische Fachkräfte werden nicht mehr von Trägern beschäftigt. Die Kita Farbenland der Lebenshilfe ist eine Kooperation mit einem Therapie- und Kinderzentrum in Düsseldorf für ergo-, physio- und logopädische Therapie eingegangen. Die Kita wird zusätzlich durch eine Therapiekoordinatorin des Trägers beraten.
Nach den neuen Richtlinien könnte sich eine Kindertageseinrichtung über eine Kassenzulassung als Ort der Leistungserbringung anerkennen lassen und damit auch weiterhin therapeutisches Personal beschäftigen. Die erbrachte Therapieleistung könnte dann mit den Krankenkassen direkt abgerechnet werden. Hiervon haben bisher die Träger aufgrund des erheblichen Aufwandes Abstand genommen.
Fazit:
Auch
im Kita-Jahr 2016/2017 konnten alle Kinder mit Behinderung oder die von einer
Behinderung bedroht sind, mit einem Kita-Platz versorgt werden. Erstmalig
wurden Plätze, die in einer integrativen Gruppe vorgehalten wurden, nicht voll
belegt. Nach hiesiger Einschätzung ist dies auf die Möglichkeit der
Inanspruchnahme von Plätzen im Rahmen der Einzelinklusion zurückzuführen.
Zweifellos wird damit dem Wunsch und Wahlrecht der Eltern Rechnung getragen.
Für die Kinder bedeutet dies, in Meerbusch nicht nur gemeinsam mit nicht
behinderten Kindern betreut und gefördert werden zu können, sondern gemeinsam
mit ihren Freunden und Freundinnen „aus der Straße“ die gleiche Kita besuchen
zu können.
In Vertretung
gez.
Frank Maatz
Erster Beigeordneter