Betreff
Erdgasfernleitung ZEELINK
von Eynatten nach Legden
Vorlage
FB4/0076/2015
Art
Informationsvorlage

Ferngastrassenplanung "ZEELINK"

 

Sachverhalt:

 

Die Open Grid Europe GmbH plant in Zusammenarbeit mit der Thyssengas GmbH den Bau der Erdgasfernleitung „Zeelink“ zwischen Eynatten (Belgien) und Legden im Münsterland im Zeitraum:

 

2019-2020

 

Die Bundesrepublik ist in sogenannte Gasmarktgebiete aufgeteilt. Bis Ende März 2011 gab es in Deutschland sechs Gasmarktgebiete – drei H-Gas-Gebiete (Gaspool, Netconnect Germany und Thyssengas H-Gas) und drei L-Gas-Gebiete (Aequamus, Thyssengas L-Gas und Open Grid Europe L-Gas). Die Verbraucher in diesen Regionen werden automatisch mit der jeweiligen Sorte Erdgas beliefert. Aktuell bestehen in Deutschland nur noch zwei Erdgasmarktgebiete. Durch die Zusammenführung großer Erdgasmarktgebiete soll neuen Erdgaslieferanten schneller der bundesweite Markteintritt ermöglicht werden.

 

Ca. 25 Prozent des Gesamtmarktes werden mit L-Gas versorgt. Dieser Anteil soll mittelfristig ersetzt werden, da die Verfügbarkeit von L-Gas stark zurückgeht. Um etwaigen Versorgungsengpässen entgegenzuwirken, ergibt sich die planerische Notwendigkeit der Maßnahme. Ein Rückgriff auf das vorhandene Gasnetz sei nicht möglich, da sich die Gassorten nicht mischen lassen.

 

Exkurs:

Der Unterschied zwischen L-Gas und H-Gas  ist  ein rein chemischer und für die Nutzung im Haushalt tatsächlich wenig relevant. Erdgas ist ein Gasgemisch, bei dem H-Gas (high caloric gas) und L-Gas (low caloric gas) zwei verschiedene Sorten bezeichnen. Die chemische Zusammensetzung von Erdgas hängt dabei vorrangig von der Fundstätte ab. Welches Gas zum Endverbraucher gelangt, ist hingegen vom Gasmarktgebiet abhängig.

 

H-Gas hat einen höheren Methan- und somit Energiegehalt als L-Gas aber auch hier kann sich die chemische Zusammensetzung unterscheiden. H-Gas gelangt in den meisten Fällen von der Nordsee oder aus den GUS-Staaten in den Süden der Republik. Beispielsweise hat H-Gas von der Nordsee einen Methangehalt von etwa 89 Prozent, während H-Gas aus den GUS-Staaten bis zu 98 Prozent Methan erreichen kann. Je höher der Methananteil am Erdgas, desto höher sind auch Energiegehalt und Brennwert. Bei H-Gas liegt der Methangehalt in der Regel zwischen 87 und 98,9 Prozent.

 

L-Gas weist einen niedrigeren Methangehalt als H-Gas auf. Dieser liegt zumeist zwischen 80,1 und 87 Prozent. Das weniger energiehaltige L-Gas erfüllt aber dennoch dieselben Funktionen und eignet sich nicht weniger gut für die Beheizung von Wohnhäusern. Für denselben Heizeffekt muss jedoch mehr L-Gas als H-Gas aufgewendet werden, dafür hat L-Gas aber auch einen niedrigeren Marktpreis.

 

Vor diesem Hintergrund ist die geplante Erdgasfernleitung Gegenstand des aktuellen Netzentwicklungsplans (NEP) Gas:

 

http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1431/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/NetzentwicklungundSmartGrid/Gas/gas-node.html;jsessionid=DD825D596C1C2842606A24E5B8877A13

 

 

Projektsteckbriefe

http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/NetzentwicklungUndSmartGrid/Gas/NEP_2015/Konsultation/NEP_Gas_2015_Anlage6_Projektsteckbriefe.pdf?__blob=publicationFile&v=1

 

Ein erster grober Leitungsverlauf im Entwurf wurde zwischenzeitlich anhand eines sogenannten Trassenkorridors mit einer Breite von 600 m bestimmt.

 

Demnach ist das Stadtgebiet Meerbusch nicht betroffen.

 

Betroffen sind aktuell die Städte Willich, Tönisvorst und Kempen. In Kempen-St. Hubert und Korschenbroich-St. Glehn sind darüber hinaus Gas-Druck-Regel-Mess-Anlage (GDRM / Verdichterstation) geplant, deren Dimensionierung noch nicht abschließend bestimmt wurde.

 

Die Rohrleitung hat durchschnittliche eine Überdeckung von 0,80 bis 1,00 m sowie eine Nennweite von DN 1200. Dies entspricht einem inneren Durchmesser von ca.1,20 m. Die sonstigen Dimensionen der Baustelle, Arbeitstrasse und benötigte Rohrlager sind der Anlage zu entnehmen.

 

Open Grid Europe hat die Planung am 27.04.2015 im Rahmen eines Behördentermins Vertretern des Kreises Viersen sowie der betroffenen Städte Willich, Tönisvorst und Kempen vorgestellt und das erforderliche Planverfahren skizziert. Demnach sind zur Genehmigungsfähigkeit des Gesamtprojekts ein Raumordnungsverfahren sowie ergänzend drei Planfeststellungsverfahren nach dem Energiewirtschaftsgesetz durchzuführen. Zuständige Planfeststellungsbehörde für Maßnahmen im Kreis Viersen ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Im Vorfeld der Entwicklung des Trassenkorridors wurden verschiedene Trassenvarianten geprüft.

 

Die Vertreter von Open Grid Europe stellten im Scopingtermin (26.06.2015) heraus, welche fachlichen Kriterien die Prüfung der Trassenvarianten bislang bestimmt haben. Hierzu gehören u.a. erforderliche seitliche Mindestabstände zu Höchstspannungs-Oberleitungen (380 kV) sowie die Betroffenheit von Siedlungsflächen, Wasserschutzgebieten oder Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten.

Über die sogenannten „Verdichterstationen“ soll in einem gesonderten Genehmigungsverfahren entschieden werden.

 

Beispiel: Gasverdichterstation

 

 

Im Ergebnis plant die Open Grid Europe im Rhein Kreis Neuss zum derzeitigen Planungsstand einen Trassenkorridor zwischen Korschenbroich und Kaarst sowie

 

Aktueller Untersuchungskorridor zwischen Korschenbroich und Kaarst

 

ein Korridor zwischen Alt-Willich und Willich-Schiefbahn. Nach der Querung der A 44 ist der weitere Verlauf in Richtung Nordwesten im Bereich der L 361 / L379 / L 362 (östlich von Willich-Anrath und westlich Tönisvorst-St. Tönis) in Richtung Kempen-St. Hubert geplant.

                             

Aktueller Untersuchungskorridor von Willich in Richtung Kempen

 


gez.

 

Bürgermeisterin

Angelika Mielke-Westerlage