Beschlussvorschlag:
1. Der Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss beauftragt die Stadtverwaltung, mit der Installation von Freifunk-Routern Bürgern und Gästen der Stadt den freien Zugang zum Internet an zentralen Standorten in Meerbusch zu ermöglichen:
a) in Büderich im Bereich des Dr.-Franz-Schütz-Platzes (an der Stadtbibliothek, dem Verwaltungsgebäude Dr.-Franz-Schütz-Platz und dem Rathaus Dorfstraße)
b) in Osterath an der VHS und dem Verwaltungsgebäude Bommershöfer Weg
c) in Lank wird ein ähnlich geeigneter Standort gesucht
Gemeinsam mit Bürgern und Gewerbetreibenden soll das Angebot in den Stadtteilen weiter ausgebaut werden.
2. Weitere Installationen je einer Freifunk-Lösung erfolgen in den derzeitigen Asylbewerberunterkünften Cranachstraße in Büderich und Heidbergdamm in Lank, um den Bewohnern den Kontakt in die Heimatländer zu ermöglichen.
Sachverhalt:
Hintergrund
Die
Bereitstellung von WLAN-Zugängen zum Internet kann grundsätzlich unterteilt
werden in geschlossene und offene Zugänge. Geschlossene Zugänge sind im
Regelfall über ein Kennwort gesichert, das außerhalb der gewünschten
Nutzergruppe nicht bekannt ist. Ein Beispiel dafür sind die meisten WLAN-Netze
in Privatwohnungen oder die städtischen WLAN-Zugänge in den Sitzungsräumen. Bei
offenen Zugängen ist zu unterschieden zwischen Zugängen, für die der Nutzer
bezahlen muss und solchen, die ohne Bezahlung nutzbar sind, zum Beispiel
Freifunk.
Freifunk
ist eine nicht-kommerzielle Initiative, die sich regional in voneinander
unabhängigen gemeinnützigen Vereinen organisiert hat. Die Initiative betreibt
ein freies Funknetz, dem jeder durch Bereitstellung eines mit der kostenlos
erhältlichen Firmware konfigurierten Routers beitreten kann und das sich
dadurch ständig erweitert. Freifunk-Router, die sich im jeweiligen
Empfangsbereich befinden, verbinden sich automatisch zu einem sogenannten
Mesh-Netzwerk, in dem alle erreichbaren Freifunk-Router miteinander
kommunizieren und die Netzlast untereinander aufteilen.
Weder
die Bereitstellung eines Freifunk-Routers, noch die Nutzung des darüber
bereitgestellten WLAN-Netzes erfordert weitere Voraussetzungen. Insbesondere
ist es nicht notwendig, offizielles Mitglied des Vereins Freifunk Rheinland
e.V. zu sein. Support und Unterstützung erhalten Interessierte über die Website
des Vereins oder über regionale Ansprechpartner, die sich im Regelfall ad hoc
organisieren.
Der
Zugang zum Internet ist für jeden ohne weitere Angaben von persönlichen Daten
oder einer anderen Form der Registrierung möglich.
In
Meerbusch der Internet-Zugang über Freifunk zum Beispiel auf dem Parkfest in Osterath und beim
Schützenfest in Büderich getestet werden.
Haftung
Die
Frage der Haftung für Rechtsverstöße von Nutzern offener WLANs hat in der
Vergangenheit zu viel Unsicherheit bei allen Interessierten und Anbietern
geführt. Durch die sogenannte Störerhaftung können Betreiber eines unzureichend
gesicherten WLANs für Rechtsverstöße von Dritten mittels Zugriff auf das offene
WLAN mitverantwortlich gemacht werden, was je nach Auslegung nicht nur zu
Unterlassungsansprüchen sondern auch zu Schadenersatzansprüchen geführt hat.
Der
Verein Freifunk Rheinland e.V. ist als erster Freifunk-Verein in Deutschland im
Sommer des letzten Jahres Mitglied im Europäischen Internetproviderverbund RIPE
geworden und genießt somit Provider-Status. Er wird damit juristisch behandelt
wie zum Beispiel die Telekom oder Vodafone. Der Datenverkehr wird verschlüsselt
und alle Anfragen gehen ausschließlich von öffentlichen IP-Adressen des
Freifunk Rheinland e.V. aus. Durch die Nutzung der Infrastruktur des Providers
Freifunk Rheinland liegt die Störerhaftung beim Verein, der einzelner
Bereitsteller eines Freifunk-Routers ist davon befreit.
Anstehende
Gesetzesänderungen
Die
Bundesregierung bereitet eine Gesetzesänderung vor, um die Haftungsfragen bei
offenen WLAN-Netzen zu klären. Der derzeitige Entwurf sieht vor, dass bei
nicht-privaten Netzen zumindest eine Seite vorgeschaltet wird, auf der der
Nutzer zustimmt, keine Rechtsverletzungen zu begehen. Vom fraglichen Nutzen
eines solchen Schritts unabhängig, kann Freifunk Rheinland e.V. diese
Voraussetzung schaffen, sobald es gesetzlich vorgeschrieben ist.
Erfahrungen anderer
Kommunen
Arnsberg
In
Arnsberg entspringt das Freifunk-Netz einer Bürgerwerkstatt im Rahmen des
Stadtentwicklungsprojektes Zukunftsagentur | Stadtentwicklung. Die Realisierung
begann im März 2014. Die Stadtverwaltung und der Verkehrsverein der Stadt
unterstützen die bürgerschaftlich getragene Struktur aktiv und setzen selbst
Freifunk-Router ein mit dem Ziel das Freifunk-Netz im gesamten
Innenstadtbereich, an Bushaltestellen und an anderen öffentlichen
Aufenthaltsorten verfügbar zu machen.
Derzeit sind insgesamt (von Stadt und Bürgern) etwa 120 Router im Einsatz, im
Verlauf des Jahres sollen weitere 80 folgen.
Die
Stadt Arnsberg geht mit dieser Initiative zum einen auf konkret geäußerte
Bürgerwünsche ein, zum anderen möchte sie den öffentlichen Raum der Stadt als
Kommunikations- und Aufenthaltsraum attraktiver machen. Sie sieht in der Initiative
die Möglichkeit, mit geringen Kosten einen konkreten Mehrwert für Bürger und
Gewerbetreibenden zu schaffen und sie gleichzeitig „mitzunehmen“ und gemeinsam
an der Weiterentwicklung des Netzes zu arbeiten.
Dormagen
In
Dormagen installierte die Stadtverwaltung im Oktober 2014 im Ratssaal, in der Stadtbibliothek, in der
VHS, in der Musikschule und auf dem Rathausvorplatz Freifunk. Unter
Einbeziehung der Mitglieder der Werbegemeinschaft wird der Aufbau eines
„Dormagener Bürgernetzes" initiiert mit dem Ziel, Freifunk in der gesamten
Fußgängerzone zur Verfügung zu stellen.
Dazu
werden über die Wirtschaftsförderung die Banken, Einzelhändler und Gastronomen
aktiviert, um die Reichweite des Freifunk-Netzes durch die Aufstellung weiterer
Router zu erweitern.
Die
Stadt sieht in der Bereitstellung des Freifunknetzes vor allem eine Maßnahme
der Wirtschaftsförderung, die die Attraktivität der Innenstadt erhöht.
Freifunk in
Meerbusch
Für
die Bereitstellung von einzelnen Freifunk-Lösungen durch die Stadt Meerbusch
sind zwei Aspekte zu berücksichtigen:
1.
Ein
Initialsignal zu setzen, um gemeinsam mit Bürgern und Gewerbetreibenden
öffentliche Plätze im Stadtgebiet attraktiver zu machen.
2.
In
Asylbewerberunterkünften eine Möglichkeit zu schaffen, mit Familie und Freunden
im Heimatland in Kontakt zu bleiben.
Installation
an zentralen Standorten
Gerade
für Gastronomie und Einzelhandel ist die Bereitstellung eines freien
Internet-Zugangs ein Mittel der Kundenbindung und –ansprache. Zum Teil nutzen
einzelne Gewerbetreibende bereits kommerzielle Angebote. Die Möglichkeit,
gemeinsam und mit geringen Kosten ein freies Angebot zu etablieren, ist häufig
nicht bekannt. Hier kann die Stadtverwaltung durch die Installation an den
zentralen Plätzen Meerbuschs eine Initiatoren-Rolle übernehmen. Gemeinsam mit
den Werbegemeinschaften kann die Wirtschaftsförderung die ansässigen
Einzelhändler und Gastronomen informieren, um das Netz mit jedem zusätzlichen
Router weiter auszubauen und damit stabiler, flächendeckender und
leistungsstärker zu machen.
Um
den unmittelbaren Nutzen einer Freifunk-Installation zu erhöhen, ist es
sinnvoll, die Installation nicht nur an einem einzelnen Gebäude durchzuführen,
sondern an mehreren nah aneinander-liegenden Standorten, um die Reichweite des
Freifunknetzes möglichst effektiv zu vergrößern. In Frage kommen hier
insbesondere die Standorte Verwaltungsgebäude Dr.-Franz-Schütz-Platz,
Stadtbibliothek und Rathaus Dorfstraße in Büderich und in Osterath die VHS und
das Verwaltungsgebäude Bommershöfer Weg. In Lank wird noch nach einem ähnlich
geeigneten Standort gesucht, der Haupt-, Finanz- und
Wirtschaftsförderungsausschuss wird über den Fortgang informiert.
In
den Gebäuden wird jeweils ein DSL-Anschluss ohne direkten Anschluss an das
Niederrhein-Netz genutzt. Die vorhandenen gesicherten WLAN-Netze für die
digitale Ratsarbeit bleiben weiterhin und unabhängig davon bestehen.
Am
jeweiligen Router wird zusätzlich ein Freifunk-Router über einen VPN-Kanal
verbunden. Die handelsüblichen Router werden mit spezieller Firmware bestückt,
über einen VPN-Kanal mit dem vorhandenen Router verbunden und dann an einem
geeigneten Standort im oder am Gebäude installiert. Die notwendigen Arbeiten
können durch eigene Mitarbeiter ausgeführt werden. Freifunk Rheinland bietet
für Wahl des konkreten Installationsorts und für die Konfiguration kostenlose
Unterstützung an. Die Installation kann kurzfristig erfolgen. Im laufenden
Betrieb fallen pro Installation noch Kosten in Höhe von jeweils ca. 5 EUR
jährlich für die Stromversorgung an.
Installation in den Asylbewerberunterkünften
Von Seiten der Bürger, die sich freiwillig für die in
Meerbusch untergebrachten Asylbewerber engagieren, wurde wiederholt angeregt,
sowohl in Lank als auch in Büderich eine Lösung ähnlich der in Bösinghoven zur
Verfügung zu stellen. Die Erfahrungen mit der aus einer privaten Initiative
hervorgegangenen Freifunk-Lösung sind sehr positiv. Die Asylbewerber können mit
den verfügbaren Internetdiensten wie E-Mail und Nachrichtendiensten den Kontakt
mit ihren Familien und Freunden im Heimatland aufrecht zu erhalten. Zudem kann
der Zugang genutzt werden, um die Wohnungs- und Arbeitssuche der Asylbewerber
zu erleichtern, und um das Erlernen der Deutschen Sprache zu unterstützen.
Auch hier ist die Installation durch eigene Mitarbeiter möglich. Zusätzlich zu den einmaligen Kosten der notwendigen Router und Kleinteile fallen noch laufende Kosten für einen DSL-Anschluss an, der derzeit in den Unterkünften nicht existiert.
Finanzielle
Auswirkung:
Durch
die Ausführung des vorgeschlagenen Beschlusses entstehen folgende Auswirkungen
auf den Haushalt:
- Für
eine effektive Bereitstellung von Freifunk an den Gebäuden
Stadtbibliothek, Verwaltungsgebäude Dr.-Franz-Schütz-Platz und Rathaus
Dorfstraße, der VHS und dem Bommershöfer Weg fallen etwa 1000 EUR Kosten
für Router und Kleinteile/Verkabelung an, die im Produkt 010.111.120
„Service DV-Management und Telekommunikation“ aus dem Produktsachkonto
Geschäftsaufwendungen getragen werden können.
- Für
eine Installation in einer Flüchtlingsunterkunft fallen jeweils einmalige
Kosten für Hardware und Kleinteile von etwa 150 EUR an. Hinzu kommen
Kosten von etwa 50 EUR monatlich für die Bereitstellung eines zusätzlichen
DSL-Anschlusses.
- Für
jedes weitere Gebäude ist mit Aufwendungen von etwa 150 EUR zu rechnen,
sofern bereits ein DSL-Anschluss vorhanden ist. Sofern ein zusätzlicher
DSL-Anschluss gelegt werden muss, entstehen zusätzliche Kosten von etwa 50
EUR pro Monat.
Alternativen:
Teiloptionen des Beschlussvorschlags oder die Wahl anderer Gebäude