Betreff
Bericht über das Kooperationsprojekt "Sicher im Bus zur Schule" durch "Busschule", "Busbegleiter" und "ohne Gewalt stark"
Vorlage
FB3/0057/2015
Art
Informationsvorlage

Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt von Rheinbahn, Polizei und der Stadt Meerbusch.

 

Mit diesem Projekt im Bereich der Unfallprävention unterscheidet sich Meerbusch von anderen Städten. Als Schulträger kümmert sie sich nachhaltig um die verkehrspädagogische Ausbildung ihrer Schüler.

 

Der wissenschaftlich (Evaluation der Projekte Busschule und Busbegleiter der Rheinbahn; Bergische Universität Wuppertal; Februar 2004) anerkannte Erfolg: Weniger Unfälle mit Kindern im Nahverkehr, weniger Schäden durch Vandalismus, motivierte Jugendliche voller Selbstvertrauen und Sozialkompetenz. Dafür arbeiten seit 14 Jahren verschiedene Partner im Projekt „Busbegleiter“ zusammen.

 

Zahlen und Daten

Die Projektgruppe besteht aus Schulverwaltungsamt, Jugendamt, Elternbeirat, Kommissariat für Vorbeugung der Kreispolizeibehörde Neuss, allen weiterführenden Schulen und der Rheinbahn. Gemeinsam haben die Partner im Jahr 2000 das Busbegleiter-Konzept entwickelt und ab 2002 die ersten Jugendlichen ausgebildet.

 

Seither absolvierten 503 Schüler der Maria-Montessori-Gesamtschule, des Mataré-Gymnasiums, des Meerbusch-Gymnasiums, der Gemeinschaftshauptschule Osterath (bis 2012) und der Realschule Osterath die Ausbildung; ständig sind rund 100 Busbegleiter in den Fahrzeugen der Rheinbahn im Einsatz. Einzigartig sind Flächendeckung und Nachhaltigkeit der Verkehrsprävention: Meerbusch ist die einzige Stadt im Netz der Rheinbahn, die ihren jungen Bürgern an allen weiterführenden Schulen die Möglichkeit bietet, regelmäßig verkehrspädagogische Trainings zu absolvieren.

 

Das Projekt „Busbegleiter“ ist im Bereich der Primärprävention angesiedelt, arbeitet also vorbeugend und zielt darauf ab, die Ursachen zu reduzieren.

 

 

 

 

 

 

Es besteht aus drei Elementen:

1.    „Die Busschule“
Unfallpräventionstraining in der 5. Jahrgangsstufe, bisher haben etwa 8.160 Schüler teilgenommen;

2.    „Ohne Gewalt stark“
Gewaltprävention in der 7. Jahrgangsstufe, bisher etwa 7.830 Teilnehmer;

3.    „Busbegleiter“
Zivilcourage-Projekt in der 8. Jahrgangsstufe, bisher 503 ausgebildete Ehrenamtler, sowie 702 Teilnehmer am Auffrischungstraining.

 

Im Jahr 2014 haben die Kooperationspartner insgesamt 1.119 Schüler und seit dem Start des Projektes im Jahr 2000 17.195 Teilnehmer unter den Schülern erreicht!

 

1. Die Busschule

Das Ziel der Busschule ist es, die Sicherheit auf dem Schulweg und in der Freizeit zu erhöhen, Unfällen vorzubeugen und die Kinder für mögliche Gefahrenquellen zu sensibilisieren. Täglich sind 80.000 Schüler im ganzen Netz mit den Fahrzeugen der Rheinbahn unterwegs. Dabei bieten Bus und Bahn im Vergleich zum Fahrrad oder dem elterlichen Kraftwagen schon die sicherste Mobilität für die Kinder und Jugendlichen, denn nur sieben Prozent aller Unfälle mit Kindern im Straßenverkehr ereignen sich im Zusammenhang mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

 

Ablauf der Busschule

Die Schüler der fünften Jahrgangsstufen stellen unter Anleitung einer erfahrenen Rheinbahn-Pädagogin Alltagssituationen nach: Sicheres Warten an der Haltestelle, reibungsloses Einsteigen in den Bus, sicheres Sitzen und Stehen. Die Beamten des Kommissariats für Vorbeugung der Kreispolizeibehörde Neuss thematisieren die Unfallprävention auf dem Weg zur Haltestelle, die Notfall-Einrichtungen im Bus und die Möglichkeiten, Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Sie sprechen auch problematische Themen wie Vandalismus und Schwarzfahren auf sensible, angemessene Weise an. Im Mittelpunkt des Trainings stehen die folgenden Elemente:

       Der Weg zur Haltestelle: Rechtzeitig losgehen, sehen und gesehen werden, Wahl des sichersten, nicht des kürzesten Weges.

       Die Haltestelle: Wo stehe ich sicher? Welchen Platz braucht der Bus beim Anfahren der Haltestelle? Welche Folgen haben Mutproben und Rangeln?

       Ein -und Aussteigen: Wie geht’s für alle am schnellsten und ohne Drängelei? Was muss ich beachten, damit die Türen sich problemlos öffnen?

       Verhalten im Bus: Wie stehe und sitze ich sicher? Wohin mit dem Tornister? Was darf ich alles in den Bus mitnehmen?

       Notfall-Einrichtungen: Nothämmer, Türöffner und der Ausstieg durch die Dachluken.

Der von der Rheinbahn entwickelte Crash-Dummy „Tim Tonne“ ist ein Teil des Konzeptes: Er macht den Kindern anschaulich klar, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern können und wie man sie vermeidet. Gemeinsam werden einfache Regeln erarbeitet, die die Schüler direkt vor Ort ausprobieren und trainieren können – so macht Lernen Spaß!

 

 

2. Ohne Gewalt stark

„Ohne Gewalt stark“ ist ein für einen Schulvormittag konzipiertes Programm für Kinder und Jugendliche der siebten Jahrgangsstufen, das theaterpädagogische Methoden erfolgreich in der Gewaltprävention einsetzt. Wie können sich Kinder und Jugendliche in einer Bedrohungssituation verhalten? Wie können sie verhindern, dass ein Konflikt eskaliert und es zu einer Gewaltsituation kommt? Wie können sie eingreifen, um anderen zu helfen, ohne sich selbst zu gefährden?

 

Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen und verschiedenen Trainern suchen wir Antworten auf diese Fragen, indem wir sie in Rollenspielen mit realitätsnahen Konfliktsituationen konfrontieren. Auf diese Weise bekommen sie die Möglichkeit, spielerisch Deeskalationsstrategien zu entwickeln und praktisch zu erproben.

 

3. Die Busbegleiter

Was machen die Busbegleiter?

Die Busbegleiter sind mindestens zu zweit an Bord eines Busses, beobachten, was im Fahrzeug passiert, und helfen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sie sind auf Notfälle und Unfallsituationen vorbereitet. Ziel ist es, die Sicherheit auf dem Schulweg zu erhöhen, indem die Schüler Streitigkeiten untereinander schlichten, Zivilcourage zeigen und selbst für eine friedliche Atmosphäre im Bus sorgen. Die Busbegleiter haben dabei eine zentrale Rolle: Sie sind die Ansprechpartner für ihre Mitschüler und zugleich die Kontaktpersonen zum Fahrer.

 

Wie läuft das Projekt ab?

Nach der Vorstellung der Inhalte und Abläufe in den achten Jahrgangsstufen der Schulen melden sich interessierte Jugendliche freiwillig für das Ehrenamt. Rheinbahn und Polizei übernehmen die Ausbildung. Die zweitägige Schulung auf dem Betriebshof der Rheinbahn in Düsseldorf-Heerdt macht sie in folgenden Bereichen fit:

-       Konfliktlösung und Gewaltvorbeugung: höhere Sozial- und Handlungskompetenz, Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit Aggressivität und Gewalt, Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten (verbal und körpersprachlich), Streitschlichter-Techniken;

-       Verantwortung und Zivilcourage: Gestaltung eines friedlichen sozialen Umfeldes, Übernahme von Verantwortung, Mut und Selbstvertrauen; bei Übergriffen nicht wegschauen, regelverletzendes Handeln unter Schülern thematisieren, Zivilcourage zeigen, Zeugen- und Helferverhalten fördern;

-       Unfallursachen vorbeugen: elementare Regeln für das richtige Verhalten an der Haltestelle, beim Ein- und Aussteigen, während der Fahrt; Umsetzung dieser Kenntnisse bei Fehlverhalten der Mitschüler;

-       Richtiges Verhalten bei Unfällen und Notfällen: Handlungsabfolge bei Unfällen und Notfällen, Kennenlernen der Notfall-Einrichtungen im Bus (Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Koffer, Fahrerfunk, Nothammer), Erlernen der wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen.

 

Die Busbegleiter tragen einen speziellen Ausweis, damit Schüler und Fahrer sie erkennen. In Problemsituationen sprechen sie die Mitschüler an und bitten notfalls den Fahrer um Unterstützung. Durch regelmäßige Treffen und Projekt-Sitzungen mit der Polizei und der Rheinbahn haben sie die Möglichkeit, Rücksprache mit  den anderen Busbegleitern und ihren Betreuungslehrern zu halten und Erfahrungen auszutauschen. Ein jährliches Auffrischungstraining erweitert und vertieft die Handlungskompetenz der Busbegleiter.

 

Seit Einführung des Gemeinschaftsprojekts „Sicher im Bus zur Schule“ ist es in der Stadt Meerbusch im Bereich der Schülerbeförderung zu keinen nennenswerten Unfällen mehr gekommen. Grundsätzlich ist nach der Studie und Evaluierung der Universität Wuppertal festzuhalten, dass die Zahl der Unfälle mit Kindern und Jugendlichen im ÖPNV um fast 75 Prozent zurückgegangen ist – durch die Projekte Busschule und Busbegleiter.

 


In Vertretung

gez.

Frank Maatz

Erster Beigeordneter

 

 

Anlagen:

- Presseartikel

- Kurzfassung der Studie