Es handelt sich hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt von Rheinbahn, Polizei und der Stadt Meerbusch.
Mit diesem Projekt im Bereich der Unfallprävention
unterscheidet sich Meerbusch von anderen Städten. Als Schulträger kümmert sie
sich nachhaltig um die verkehrspädagogische Ausbildung ihrer Schüler.
Der wissenschaftlich (Evaluation der Projekte
Busschule und Busbegleiter der Rheinbahn; Bergische Universität Wuppertal;
Februar 2004) anerkannte Erfolg: Weniger
Unfälle mit Kindern im Nahverkehr, weniger Schäden durch Vandalismus,
motivierte Jugendliche voller Selbstvertrauen und Sozialkompetenz. Dafür arbeiten seit 14 Jahren
verschiedene Partner im Projekt „Busbegleiter“ zusammen.
Zahlen und Daten
Die Projektgruppe besteht aus
Schulverwaltungsamt, Jugendamt, Elternbeirat, Kommissariat für Vorbeugung der
Kreispolizeibehörde Neuss, allen weiterführenden Schulen und der Rheinbahn.
Gemeinsam haben die Partner im Jahr 2000 das Busbegleiter-Konzept entwickelt
und ab 2002 die ersten Jugendlichen ausgebildet.
Seither
absolvierten 503 Schüler der
Maria-Montessori-Gesamtschule, des Mataré-Gymnasiums, des Meerbusch-Gymnasiums,
der Gemeinschaftshauptschule Osterath (bis 2012) und der Realschule Osterath
die Ausbildung; ständig sind rund 100
Busbegleiter in den Fahrzeugen der Rheinbahn im Einsatz. Einzigartig sind Flächendeckung und
Nachhaltigkeit der Verkehrsprävention: Meerbusch ist die einzige Stadt im Netz
der Rheinbahn, die ihren jungen Bürgern an allen weiterführenden Schulen die Möglichkeit
bietet, regelmäßig verkehrspädagogische Trainings zu absolvieren.
Das Projekt „Busbegleiter“ ist im Bereich der
Primärprävention angesiedelt, arbeitet also vorbeugend und zielt darauf ab, die
Ursachen zu reduzieren.
Es besteht aus drei Elementen:
1. „Die
Busschule“
Unfallpräventionstraining in
der 5. Jahrgangsstufe, bisher haben etwa 8.160
Schüler teilgenommen;
2.
„Ohne Gewalt stark“
Gewaltprävention in der 7.
Jahrgangsstufe, bisher etwa 7.830 Teilnehmer;
3.
„Busbegleiter“
Zivilcourage-Projekt in der
8. Jahrgangsstufe, bisher 503
ausgebildete Ehrenamtler, sowie 702
Teilnehmer am Auffrischungstraining.
Im Jahr 2014 haben die Kooperationspartner
insgesamt 1.119 Schüler und seit dem
Start des Projektes im Jahr 2000 17.195
Teilnehmer unter den Schülern erreicht!
1. Die Busschule
Das Ziel der Busschule ist
es, die Sicherheit auf dem Schulweg und in der Freizeit zu erhöhen, Unfällen
vorzubeugen und die Kinder für mögliche Gefahrenquellen zu sensibilisieren.
Täglich sind 80.000 Schüler im ganzen Netz mit den Fahrzeugen der Rheinbahn
unterwegs. Dabei bieten Bus und Bahn im Vergleich zum Fahrrad oder dem
elterlichen Kraftwagen schon die sicherste Mobilität für die Kinder und
Jugendlichen, denn nur sieben Prozent aller Unfälle mit Kindern im
Straßenverkehr ereignen sich im Zusammenhang mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ablauf
der Busschule
Die Schüler der fünften
Jahrgangsstufen stellen unter Anleitung einer erfahrenen Rheinbahn-Pädagogin
Alltagssituationen nach: Sicheres Warten an der Haltestelle, reibungsloses
Einsteigen in den Bus, sicheres Sitzen und Stehen. Die Beamten des Kommissariats für Vorbeugung der
Kreispolizeibehörde Neuss thematisieren die Unfallprävention
auf dem Weg zur Haltestelle, die Notfall-Einrichtungen im Bus und die
Möglichkeiten, Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Sie sprechen auch
problematische Themen wie Vandalismus und Schwarzfahren auf sensible,
angemessene Weise an. Im Mittelpunkt des Trainings stehen die folgenden
Elemente:
• Der
Weg zur Haltestelle: Rechtzeitig losgehen, sehen und gesehen werden, Wahl des
sichersten, nicht des kürzesten Weges.
• Die
Haltestelle: Wo stehe ich sicher? Welchen Platz braucht der Bus beim Anfahren
der Haltestelle? Welche Folgen haben Mutproben und Rangeln?
• Ein
-und Aussteigen: Wie geht’s für alle am schnellsten und ohne Drängelei? Was
muss ich beachten, damit die Türen sich problemlos öffnen?
• Verhalten
im Bus: Wie stehe und sitze ich sicher? Wohin mit dem Tornister? Was darf ich
alles in den Bus mitnehmen?
• Notfall-Einrichtungen:
Nothämmer, Türöffner und der Ausstieg durch die Dachluken.
Der von der Rheinbahn
entwickelte Crash-Dummy „Tim Tonne“ ist ein Teil des Konzeptes: Er macht den
Kindern anschaulich klar, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern können und
wie man sie vermeidet. Gemeinsam werden einfache Regeln erarbeitet, die die
Schüler direkt vor Ort ausprobieren und trainieren können – so macht Lernen
Spaß!
2. Ohne
Gewalt stark
„Ohne Gewalt stark“ ist ein für einen Schulvormittag konzipiertes
Programm für Kinder und Jugendliche der siebten Jahrgangsstufen, das
theaterpädagogische Methoden erfolgreich in der Gewaltprävention einsetzt. Wie
können sich Kinder und Jugendliche in einer Bedrohungssituation verhalten? Wie
können sie verhindern, dass ein Konflikt eskaliert und es zu einer
Gewaltsituation kommt? Wie können sie eingreifen, um anderen zu helfen, ohne
sich selbst zu gefährden?
Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen und verschiedenen
Trainern suchen wir Antworten auf diese Fragen, indem wir sie in Rollenspielen
mit realitätsnahen Konfliktsituationen konfrontieren. Auf diese Weise bekommen
sie die Möglichkeit, spielerisch Deeskalationsstrategien zu entwickeln und
praktisch zu erproben.
3. Die Busbegleiter
Was
machen die Busbegleiter?
Die Busbegleiter sind mindestens zu zweit an Bord eines Busses,
beobachten, was im Fahrzeug passiert, und helfen, Konflikte gewaltfrei zu
lösen. Sie sind auf Notfälle und Unfallsituationen vorbereitet. Ziel ist es,
die Sicherheit auf dem Schulweg zu erhöhen, indem die Schüler Streitigkeiten
untereinander schlichten, Zivilcourage zeigen und selbst für eine friedliche
Atmosphäre im Bus sorgen. Die Busbegleiter haben dabei eine zentrale Rolle: Sie
sind die Ansprechpartner für ihre Mitschüler und zugleich die Kontaktpersonen
zum Fahrer.
Wie
läuft das Projekt ab?
Nach der Vorstellung der Inhalte und Abläufe in den achten
Jahrgangsstufen der Schulen melden sich interessierte Jugendliche freiwillig
für das Ehrenamt. Rheinbahn und Polizei übernehmen die Ausbildung. Die
zweitägige Schulung auf dem Betriebshof der Rheinbahn in Düsseldorf-Heerdt
macht sie in folgenden Bereichen fit:
-
Konfliktlösung und Gewaltvorbeugung: höhere Sozial- und Handlungskompetenz, Sicherheit und
Selbstvertrauen im Umgang mit Aggressivität und Gewalt, Verbesserung der
kommunikativen Fähigkeiten (verbal und körpersprachlich),
Streitschlichter-Techniken;
-
Verantwortung und Zivilcourage: Gestaltung eines friedlichen sozialen Umfeldes, Übernahme von
Verantwortung, Mut und Selbstvertrauen; bei Übergriffen nicht wegschauen,
regelverletzendes Handeln unter Schülern thematisieren, Zivilcourage zeigen,
Zeugen- und Helferverhalten fördern;
-
Unfallursachen vorbeugen: elementare Regeln für das richtige Verhalten an der Haltestelle,
beim Ein- und Aussteigen, während der Fahrt; Umsetzung dieser Kenntnisse bei
Fehlverhalten der Mitschüler;
-
Richtiges Verhalten bei Unfällen und Notfällen: Handlungsabfolge bei Unfällen und Notfällen, Kennenlernen der
Notfall-Einrichtungen im Bus (Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Koffer, Fahrerfunk,
Nothammer), Erlernen der wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Die Busbegleiter tragen einen speziellen Ausweis, damit Schüler
und Fahrer sie erkennen. In Problemsituationen sprechen sie die Mitschüler an
und bitten notfalls den Fahrer um Unterstützung. Durch regelmäßige Treffen und
Projekt-Sitzungen mit der Polizei und der Rheinbahn haben sie die Möglichkeit,
Rücksprache mit den anderen
Busbegleitern und ihren Betreuungslehrern zu halten und Erfahrungen
auszutauschen. Ein jährliches Auffrischungstraining erweitert und vertieft die
Handlungskompetenz der Busbegleiter.
Seit Einführung des
Gemeinschaftsprojekts „Sicher im Bus zur Schule“ ist es in der Stadt Meerbusch
im Bereich der Schülerbeförderung zu keinen nennenswerten Unfällen mehr
gekommen. Grundsätzlich ist nach der Studie und Evaluierung der Universität
Wuppertal festzuhalten, dass die Zahl der Unfälle mit
Kindern und Jugendlichen im ÖPNV um fast 75 Prozent zurückgegangen ist – durch
die Projekte Busschule und Busbegleiter.
In Vertretung
gez.
Frank Maatz
Erster Beigeordneter
Anlagen:
- Presseartikel
- Kurzfassung der Studie