Sitzung: 14.02.2013 Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss
Beschluss: mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 4, Nein: 11, Enthaltungen: 2
Vorlage: ZD/102/2013
Beschlussvorschlag:
Der
Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss beauftragt die Verwaltung,
eine Liste sämtlicher Straßen, Wege und Plätze in Meerbusch, die nach Menschen
benannt sind, deren Namen mit der Zeit des Naziregimes in Verbindung gebracht
werden, zu erstellen.
Gemeint
sind Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus öffentliche Ämter inne
hatten, Personen die an der Diskriminierung, Ermordung und Verfolgung von
Menschen beteiligt waren oder diese befürwortet haben, die den 2. Weltkrieg
offen gefordert und verteidigt haben. Diese Aufzählung ist nicht abschließend
und soll auf den gedachten Personenkreis hinweisen.
Ratsfrau
Niederdellmann erläutert den Antrag der SPD-Fraktion. Im Anschluss entwickelt
sich eine kontroverse Diskussion.
Im
Rahmen dieser Diskussion lehnen die Ratsherren Damblon und Peters den Auftrag
an die Verwaltung als zu weitgehend und unkonkret ab. Die Verwaltung könne dies
im beantragten Umfang nicht leisten. Hier seien vielmehr der Geschichtsverein
oder sonstige Fachleute zu beauftragen. Da keine Dringlichkeit bestehe, sei dem
Bürger zudem nicht zu vermitteln, warum sich die Verwaltung in dem großen
Umfang mit der Fragestellung beschäftigen solle.
Die
Ratsherren Rettig und Schleifer bekunden für ihre Fraktion zwar Zustimmung zur
Intention des Antrages, stellen dabei jedoch ebenfalls heraus, dass dies durch
die Verwaltung in dem Umfang nicht zu leisten ist. Bei konkreten
Verdachtsfällen zu Einzelpersonen soll eine Prüfung erfolgen. Soweit die
SPD-Fraktion selbst bereits bestimmte Personen in Auge habe, solle sie deren
Namen nennen und den Antrag entsprechend konkretisieren.
Auf
entsprechende Nachfrage berichtet Bürgermeister Spindler, dass die Vorstellung
der Endfassung des Abschlussberichtes zu Hugo Recken in der Sitzung des
Ausschusses am 18.04.2013 vorgesehen sei.
Ratsherr
Neuhausen erläutert den Antrag seiner Fraktion weiter. Die Erstellung einer
Liste sei sinnvoll und notwendig, damit der Rat selbst die Initiative zur
Überprüfung einzelner Personen ergreifen könne und nicht auf Einzelhinweise
durch Dritte reagieren müsse. In festzulegenden Einzelfällen solle dann der Stadtarchivar
eine Überprüfung vornehmen. Er gehe davon aus, dass letztlich die konkrete
Überprüfung von 2 – 4 Personen durch die Verwaltung leistbar sei.
Ratsherr
Radmacher gibt zu bedenken, dass nach dem Ende des II. Weltkrieges bereits sog.
Entnazifizierungsverfahren durchgeführt wurden und heute nur noch wenige
Zeitzeugen am Leben seien. Er halte es für fraglich, ob eine Überprüfung heute
zu anderen Ergebnissen führe. Außerdem sei zu bedenken, dass damals viele
Amtsträger zwangsweise Parteimitglieder gewesen seien.
Ratsherr
Staudinger-Napp unterstützt den Antrag. Bei der Beratung seien folgende
Fragestellungen zu bedenken:
Wie
gehen wir Meerbuscher verantwortlich mit unserer Zeitgeschichte in Meerbusch
offen und ehrlich um?
Welche
Verantwortung haben wir als die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der
Meerbuscher Menschen aus unserer Zeitgeschichte für Gegenwart und Zukunft?
Welche
ethische Verpflichtung haben wir als die gewählten Vertreterinnen und Vertreter
der Meerbuscher Menschen gegenüber den Opfern der Kriege und der Ausgrenzungen
aus Meerbusch in unserer Zeitgeschichte?
Ratsfrau
Kox gibt zu bedenken, dass durch die Erstellung der beantragten Liste alle
Namen in ihr zunächst unter einen Generalverdacht gestellt würden. Eine
Überprüfung solle daher nur bei konkreten Verdachtsfällen erfolgen.
Ratsherr
Eimer weist die Gefahr eines möglichen Generalverdachts zurück. Unter
Berücksichtigung aktueller Kriterien komme man heute u.U. zu einer anderen
Betrachtung der Rolle und des Verhaltens von Personen als dies nach dem Krieg
erfolgte. Insofern sollte man eine erneute Diskussion ermöglichen.
Bürgermeister Spindler erklärt,
die Verwaltung könne keine Liste im Sinne des angesprochenen Grobscreenings
erstellen, da dann das nicht zu vertretende Risiko bestünde, dass Personen
nicht auf der Liste erschienen, die nach gründlicher Prüfung aber
möglicherweise zu nennen wären und andererseits Personen in die Liste ohne
begründeten Verdacht aufgenommen würden. Wenn also tatsächlich eine Gesamtliste
gewollt wäre, müsste insofern ein umfangreicher Auftrag an einen Historiker
erteilt werden. Auch die Überprüfung bestimmter Personen sei durch den Archivar
nicht nebenbei durchzuführen.
Ratsfrau Niederdellmann und Ratsherr Neuhausen halten den Antrag aufrecht. Sollte es es in der heutigen Sitzung zu einer Ablehnung kommen, werde in Kürze eine Konkretisierung zu einzelnen Personen erfolgen.
Abstimmungsergebnis:
|
Ja |
Nein |
Enthaltungen |
CDU |
|
7 |
|
FDP |
|
1 |
2 |
SPD |
3 |
|
|
Bündnis 90 /
Die Grünen |
|
2 |
|
UWG |
1 |
|
|
Bürgermeister |
|
1 |
|
Gesamt |
4 |
11 |
2 |