Sitzung: 20.02.2013 Sozialausschuss
Ausschussvorsitzender Focken stellt Frau Bülow-Höller als Mitarbeiterin
des Jugendmigrationsdienstes (JMD) für den Rhein-Kreis Neuss vor und erteilt
ihr das Wort.
Frau Bülow-Höller informiert anhand der auch als Anlage beigefügten
Folienpräsentation ausführlich über Strukturen, Finanzierung und die
vielfältigen Aufgaben des Jugendmigrationsdienstes, der als
Integrationsfachdienst kreisweit für die Beratung und Begleitung von Menschen
im Alter von 12 – 27 Jahren mit Migrationshintergrund zuständig ist. Die
Betreuung erfolge unter Berücksichtigung der individuell sehr unterschiedlichen
Ziele der Jugendlichen und zwar so lange wie sie gewünscht und entsprechender
Bedarf vorhanden sei.
Der JMD verfüge über Standorte in Dormagen, Neuss und Grevenbroich. Die
Kontakte zwischen JMD und den Meerbuscher Jugendlichen würden in erster Linie
von den Schulen, dem Job-Center und der sozialpädagogischen Betreuung in den
Meerbuscher Asylübergangswohnheimen initiiert. Hinsichtlich der tatsächlichen
Inanspruchnahme sei jedoch zu bedenken, dass es sich um ein freiwilliges
Angebot handele.
Während des Vortrags hebt Frau Bülow-Höller ausdrücklich die Bedeutung
der Sprachkompetenz als Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Bildungs-
und Ausbildungsverlauf der jungen Menschen mit Migrationshintergrund hervor.
Trotz der vielfältigen Sprachförderangebote sei diesbezüglich eine noch
stärkere Unterstützung erforderlich. Ferner sei eine weniger formalisierte
Vorgehensweise bei der Anerkennung der Zeugnisse und Schulabschlüsse aus den
Herkunftsländern wünschenswert, um die Chancen der jungen Migranten zu
verbessern. Hinsichtlich der Sprachbarrieren infolge der vielen
unterschiedlichen Nationalitäten der Hilfesuchenden verweist Frau Bülow-Höller
auf unterschiedliche Sprachkompetenzen der Mitarbeiter des Migrationsdienstes,
auf einen Pool an Dolmetschern und auf die in Neuss eingesetzten
Integrationslotsen. In zahlreichen Fällen brächten die Jugendlichen aber auch
selber eine Person mit, die übersetzen könne, so dass Verständigungsschwierigkeiten
keine erhebliche Rolle spielten. Ferner würden die verschiedenen
Ehrenamtsvermittlungen in den Kommunen in Anspruch genommen, um freiwillige
Helfer, beispielsweise als Paten, zu gewinnen. Auch darüber hinaus sei der Fachdienst sehr gut vernetzt.
Bezüglich der Sprachkurse führt Frau Bülow-Höller ergänzend aus, dass
die angebotenen Sprachkurse inhaltlich in der Regel der Niveaustufe B 1
entsprächen, insbesondere aber im Hinblick auf die berufliche Ausbildung jedoch
das Sprachniveau B 2 erforderlich sei und insoweit aus ihrer Sicht eine Lücke
im System existiere, die häufig infolge der ausbleibenden Erfolgserlebnisse
auch zu erheblichem Motivationsverlust und Enttäuschung bei den jungen Menschen
führe.
In diesem Zusammenhang informiert Erste Beigeordnete Mielke-Westerlage
über die Einführung einer Seiteneinsteigerklasse am Städtischen
Meerbusch-Gymnasium zum nächsten Schuljahr. In dieser
Klasse würden Jugendliche mit Migrationshintergrund sprachlich intensiv betreut und entsprechend
ihrer Lernfortschritte später einer weiterführenden Schule zugewiesen. Auch
nach dem möglichen Schulwechsel würden die Schüler jedoch weiterhin durch das
SMG betreut. Die Etablierung der Seiteneinsteigerklasse sei auf Aufforderung
der Bezirksregierung infolge der steigenden Anzahl von Schülern mit
Sprachförderbedarf im nördlichen Kreisgebiet erfolgt und ergänze als zweites
Standbein die bereits bestehenden Angebote.
Auf Nachfrage aus dem Ausschuss, inwieweit man zu einer höheren
Inanspruchnahme durch Meerbuscher Jugendliche beitragen könne, verdeutlicht die
Mitarbeiterin des JMD, dass ihre Präsenz in Meerbusch unter Berücksichtigung
der gegebenen Personalressourcen begrenzt und die Beratungsstelle mit insgesamt
270 Fällen gut ausgelastet sei. Auf Anfrage versichert Frau Bülow-Höller
jedoch, dass dennoch keine Hilfesuchenden seitens des JMD abgewiesen würden.