Ausschussvorsitzender Focken stellt Frau Bülow-Höller als Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes (JMD) für den Rhein-Kreis Neuss vor und erteilt ihr das Wort.

 

Frau Bülow-Höller informiert anhand der auch als Anlage beigefügten Folienpräsentation ausführlich über Strukturen, Finanzierung und die vielfältigen Aufgaben des Jugendmigrationsdienstes, der als Integrationsfachdienst kreisweit für die Beratung und Begleitung von Menschen im Alter von 12 – 27 Jahren mit Migrationshintergrund zuständig ist. Die Betreuung erfolge unter Berücksichtigung der individuell sehr unterschiedlichen Ziele der Jugendlichen und zwar so lange wie sie gewünscht und entsprechender Bedarf vorhanden sei.

 

Der JMD verfüge über Standorte in Dormagen, Neuss und Grevenbroich. Die Kontakte zwischen JMD und den Meerbuscher Jugendlichen würden in erster Linie von den Schulen, dem Job-Center und der sozialpädagogischen Betreuung in den Meerbuscher Asylübergangswohnheimen initiiert. Hinsichtlich der tatsächlichen Inanspruchnahme sei jedoch zu bedenken, dass es sich um ein freiwilliges Angebot handele.

 

Während des Vortrags hebt Frau Bülow-Höller ausdrücklich die Bedeutung der Sprachkompetenz als Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Bildungs- und Ausbildungsverlauf der jungen Menschen mit Migrationshintergrund hervor. Trotz der vielfältigen Sprachförderangebote sei diesbezüglich eine noch stärkere Unterstützung erforderlich. Ferner sei eine weniger formalisierte Vorgehensweise bei der Anerkennung der Zeugnisse und Schulabschlüsse aus den Herkunftsländern wünschenswert, um die Chancen der jungen Migranten zu verbessern. Hinsichtlich der Sprachbarrieren infolge der vielen unterschiedlichen Nationalitäten der Hilfesuchenden verweist Frau Bülow-Höller auf unterschiedliche Sprachkompetenzen der Mitarbeiter des Migrationsdienstes, auf einen Pool an Dolmetschern und auf die in Neuss eingesetzten Integrationslotsen. In zahlreichen Fällen brächten die Jugendlichen aber auch selber eine Person mit, die übersetzen könne, so dass Verständigungsschwierigkeiten keine erhebliche Rolle spielten. Ferner würden die verschiedenen Ehrenamtsvermittlungen in den Kommunen in Anspruch genommen, um freiwillige Helfer, beispielsweise als Paten, zu gewinnen. Auch darüber hinaus sei  der Fachdienst sehr gut vernetzt.

 

Bezüglich der Sprachkurse führt Frau Bülow-Höller ergänzend aus, dass die angebotenen Sprachkurse inhaltlich in der Regel der Niveaustufe B 1 entsprächen, insbesondere aber im Hinblick auf die berufliche Ausbildung jedoch das Sprachniveau B 2 erforderlich sei und insoweit aus ihrer Sicht eine Lücke im System existiere, die häufig infolge der ausbleibenden Erfolgserlebnisse auch zu erheblichem Motivationsverlust und Enttäuschung bei den jungen Menschen führe.

 

In diesem Zusammenhang informiert Erste Beigeordnete Mielke-Westerlage über die Einführung einer Seiteneinsteigerklasse am Städtischen Meerbusch-Gymnasium zum nächsten Schuljahr. In dieser Klasse würden Jugendliche mit Migrationshintergrund  sprachlich intensiv betreut und entsprechend ihrer Lernfortschritte später einer weiterführenden Schule zugewiesen. Auch nach dem möglichen Schulwechsel würden die Schüler jedoch weiterhin durch das SMG betreut. Die Etablierung der Seiteneinsteigerklasse sei auf Aufforderung der Bezirksregierung infolge der steigenden Anzahl von Schülern mit Sprachförderbedarf im nördlichen Kreisgebiet erfolgt und ergänze als zweites Standbein die bereits bestehenden Angebote. 

 

Auf Nachfrage aus dem Ausschuss, inwieweit man zu einer höheren Inanspruchnahme durch Meerbuscher Jugendliche beitragen könne, verdeutlicht die Mitarbeiterin des JMD, dass ihre Präsenz in Meerbusch unter Berücksichtigung der gegebenen Personalressourcen begrenzt und die Beratungsstelle mit insgesamt 270 Fällen gut ausgelastet sei. Auf Anfrage versichert Frau Bülow-Höller jedoch, dass dennoch keine Hilfesuchenden seitens des JMD abgewiesen würden.