Sitzung: 05.02.2013 Ausschuss für Planung und Liegenschaften
Beschluss: einstimmig beschlossen
Vorlage: FB4/100/2013
Beschluss:
Der Ausschuss für Planung und Liegenschaften beschließt
1. zur zielgerichteten und
gesteuerten Entwicklung des Osterather Ortskerns die Erarbeitung eines
„Masterplans Ortskern Osterath" mit dem Kernbereich, begrenzt im
·
Norden
durch die Gemeindestraße „Am Hoterhof“ und gedachte Verlängerung bis zur
Bahnstrecke
·
Westen
durch Fröbelstraße, Kirchplatz und Heinenkamp
·
Osten
durch Krefelder Straße und Bahnhofsweg
·
Süden durch Virchowstraße, Schützendelle und Azaleenweg
2. Es ist geplant, zu einem späteren Zeitpunkt
einen Aufstellungsbeschluss für die bisher nicht durch Bebauungspläne erfassten
Bereiche des Ortskems zu fassen.
3. Eine externe Vergabe
Die Erarbeitung eines Masterplans soll
aufgrund der Prioritätenliste im Planungsbereich und den erklärten Belastungen
mit Unterstützung einer Hochschule (z. B. RWTH Aachen, FH Köln, TU
Dortmund) erarbeitet werden. Dabei sollen realistische Rahmenbedingungen
zugrunde gelegt werden.
4. Die Verwaltung wird gebeten, den Fraktionen
eine Übersicht städtischer Grundstücke mit der Angabe von Größe und möglichem
Veräußerungswert zeitnah zukommen zu lassen.
5. Der zu entwickelnde Masterplan soll unter
Beteiligung der Osterather Vereine, des Einzelhandels, der Verwaltung (Planung
und Wirtschaftsförderung) und der Politik erarbeitet werden. Den Vorsitz dieses
Arbeitskreises soll der Vorsitzende des Planungsausschusses oder sein Vertreter
haben.
6. Der
Masterplan soll, soweit erforderlich, mögliche Anpassungen oder Änderungen
bestehender oder angrenzender Bebauungspläne vorschlagen. Hierbei soll auch
eine optimierte Verkehrssteuerung, u. a. unter Einbeziehung der
Fragestellung der möglichen Öffnung der Schranke Bommershöfer Weg, thematisiert
werden.
Ratsherr
Peters hält es für wichtig, eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen, keine
Konkretisierung. Die Bürgerschaft müsse beteiligt werden. Es bestehe
erheblicher Handlungsbedarf. Im Wissen um knappe Personalressourcen sollten
Hochschulen angesprochen und eingebunden werden.
Ratsfrau Niederdellmann-Siemes
möchte den Punkt 3 um die TU Dortmund ergänzt wissen, Absolventen der Fakultät
Raumplanung könnten im Rahmen einer Masterarbeit das Thema bearbeiten.
Kontaktdaten wolle sie der Verwaltung kurzfristig mitteilen.
Herr Dr. Gérard hält die
Vorgaben für zu abstrakt. Er macht auf die Verfahrensdauer von Bebauungsplänen
respektive Bebauungsplanänderungen aufmerksam. Das Verkehrskonzept könne
konträr zu einem Forschungsprojekt, einem Gutachten oder einer Masterarbeit
stehen. Eine Grundlagenforschung biete keine Lösungsansätze. Selbst bei einer
externen Vergabe bleibe ein operatives Geschäft mit erheblichem
Betreuungsaufwand bei der Verwaltung. Gehe es vorrangig um eine Unterstützung
des Einzelhandels, sei schnelles Handeln erforderlich, besonders im Hinblick
auf verändertes Käuferverhalten, u. a. durch Interneteinkäufe. Schließlich sei
bei einer Auftragsvergabe ein Zeithorizont für das Ende zu formulieren.
Eine
reine Studentenarbeit, mit mehrheitlich theoretischen Ansätzen, könne nicht zielführend
sein. Eine Ideensammlung ohne dezidiertes Hintergrundwissen werde dem
politischen Willen, eine Aufwertung des Ortskerns zu schaffen, um den
befürchteten negativen Auswirkungen des Frischmarktes etwas entgegenzusetzen,
nicht ausreichen.
Im
Ergebnis wird zur Betreuung der Studenten in jedem Fall Personal gebunden und
ggf. gute Ideen müssten anschließend mit weiteren Gutachten auf
Realisierbarkeit erneut untersucht werden. Er plädiere deshalb für die
Beauftragung eines qualifizierten Gutacherbüros, welches einen realistischen,
mit Kosten unterlegten Maßnahmenkatalog erarbeitet, aus dem die Politik
finanzierbare Bausteine auswählen und beschließen könne.
Ratsfrau Kox erinnert daran,
dass die FH seinerzeit in Sachen Sport- und Freizeitpark Eisenbrand offen und
ohne Vorgaben in die Überlegungen gegangen sei und dies zu einem brauchbaren
Ergebnis geführt habe.
Herr Hüchtebrock weist auf eine
längere Verfahrensdauer – allein durch die Diskussion des Verkehrskonzepts und die
Bürgerschaftsbeteiligung – hin. Für eine Masterarbeit z. B. bilde dies ein
zu großes Zeitfenster. In wie weit die Semesterarbeit einer Studentengruppe in
den Verfahrensablauf passe, sei zu eruieren.
Sachkundiger Bürger Quaß kann
sich eine Verteilung auf verschiedene Hochschulen, jeweils als Masterarbeit,
vorstellen.
Ratsherr Gabernig erwartet vom
Dezernenten Visionen, die in Bezug auf z. B. das Areal Blum, das
Einkaufszentrum, das Gelände der Barbara-Gerretz-Schule, die Verkehrsführung
einzubringen seien; dann wären 90% der Aufgaben erledigt.
Der Vorsitzende schlägt vor,
einen „Kümmerer“ zu benennen.
Herr Hüchtebrock führt aus, dass
eine Ortskernaufwertung alle städtebaulichen Themen für Osterath bearbeiten
müsse. Sinnvoll sei es, einen Fachbeitrag zur
nachhaltigen Stadtteilentwicklung Meerbusch-Osteraths erarbeiten zu lassen. Der
Stadtteilentwicklungsplan Osterath sollte über die Grundlagenerfassung hinaus
ein Rahmenkonzept für die städtebauliche Entwicklung des Meerbuscher Stadtteils
entwerfen und künftige Potenziale zu den unterschiedlichen städtebaulichen
Themenbereichen aufzeigen. Er sollte dabei die verkehrliche und bauliche
Situation aufgreifen und zukunftsweisende Tendenzen weiterschreiben. Dazu
gehöre die Innenentwicklung, die Integration neuer Siedlungsflächen, die
Nahversorgung, das Wohnen und Arbeiten, der öffentliche Nahverkehr und sonstige
verkehrliche Fragen, der Freiraum (Plätze, Straßen, Grünflächen), Fragen der
sozialen Stadt – dies unter Beachtung des demografischen Wandels – sowie der
Klimaschutz und v. a. der Einzelhandel und das Stadtmarketing. Mit
dem Aufzeigen geplanter Entwicklungs- und Handlungsvorschläge sollte auch die
Bündelung der Sorgen und Anregungen aus der Bürgerschaft integriert werden,
ohne jedoch hierbei eine Liste von individuellen Einzelwünschen entstehen zu
lassen.
Die Beteiligung der
Bürgerschaft bei der Ausarbeitung der Stadtteilziele müsse dabei von den
Bürgervereinen im Stadtteil mit organisiert werden, da die Bürgervereine ihre
Stadtteile und deren Akteure am besten kennen und zu verschiedenen Fragen
gezielt konsultiert werden können, sei es durch Befragungen, bei Workshops oder
in Arbeitsgruppen.
Die Bürger-, Sport-,
Ortsvereine und die politischen Parteien fungieren dabei als Multiplikator der
Ideen, bevor das Stadtteilexpertenwissen der Bürgerinnen und Bürger mit dem
Fachwissen der Planerinnen und Planer zusammengeführt werden kann.
Abzuarbeiten seinen Fragen zur
historischen Kraft, zu aktuellen Stärken, zu gemeinsamen Zukunftschancen, zur
Sicherung und Stärkung Osteraths als Nahversorgungszentrum innerhalb
Meerbuschs, zur Steigerung der Attraktivität des Handels-, Arbeits-,
Dienstleistungs-, Wohn- und Freizeitstandortes, zur Nutzungsvielfalt im
Stadtteil, zur Schaffung eines hohen Grades an Unverwechselbarkeit und
Individualität des Stadtteils.
Die Erarbeitung der hier
erforderlichen Aufgabenfelder könne nur durch ein geeignetes, einschlägig
erfahrenes Planungsbüro, welches eine fachlich kompetente Umsetzung „aus einer
Hand“ gewährleistet, erbracht werden, vor allem auch unter Beachtung einer möglicherweise
mehrjährigen Verfahrensdauer.
Sachkundiger Bürger Losse sieht
eine Verweigerungshaltung der Verwaltung gegenüber dem Beschluss des
Ausschusses.
Ratsfrau Niederdellmann-Siemes
sieht ein Problem in der Weigerung des Bürgermeisters, entsprechend den
beschlossenen Aufgaben ggf. zusätzliches Personal bereitzustellen.
Aus
dieser Not heraus müssten andere Wege beschritten werden. Die Einbeziehung von
Studenten mit einem „Blick von draußen“ halte sie für richtig. Im Übrigen
erwarte sie von der Verwaltung, dem Beschluss nicht kontraproduktiv entgegen zu
wirken.
Herr Dr. Gérard betont
abschließend, dass die Verwaltung die Sache selbstverständlich anpacken und den
Beschluss ausführen werde; jedoch sei es die fachliche Meinung der Verwaltung,
dass der vorgeschlagene Weg über die Beauftragung von Hochschulen zur
Erarbeitung des Masterplanes nicht der geeignete sei.
Abstimmungsergebnis: einstimmig