Sitzung: 01.09.2021 Ausschuss für Klima, Umwelt, Bau
Anmerkung
der Schriftführerin: Herr Klein gibt zur Protokoll:
1.
Nach welchen Bewertungskriterien erfolgen derzeit
Sanierungen und Neubauten der Stadt Meerbusch?
Bisher folgt das Bauen, Sanieren und Instandhalten keinen
formal anerkannten Bewertungsverfahren. Selbstverständlich wird aber gleichwohl
auf die Verwendung schadstoffhaltiger Materialien verzichtet, bzw. die
Anwendung solcher Materialien wird in den Ausschreibungen ausgeschlossen (z.B.
Farben und Klebstoffe mit Gütesiegel Blauer Engel, Verzicht auf
Kunststofffenster, möglichst Verzicht auf Styropor-Produkte, Verzicht auf die
Verwendung von Tropenhölzern etc.)
2.
Welche anerkannten Bewertungskriterien zum Thema
nachhaltiges Bauen gibt es?
Weltweit gibt es eine Vielzahl von Bewertungssystem, die
sich teilweise inhaltlich deutlich unterscheiden. In Deutschland sind folgende
Verfahren am bekanntesten:
- DGNB – Zertifizierung
- Leed-Verfahren
- Breeam-Zertifizierung
- BNB – Bewertungssystem
(herausgegeben vom Bundesministerium des Inneren, Bau und Heimat)
-
Während bei den ersten drei genannten Verfahren jeweils Gesellschaften/
Unternehmen mit dem Ziel einer Gewinnerzielungsabsicht dahinter stehen, handelt
es sich beim BNB-Bewertungsverfahren um ein frei zugängliches System welches
insbesondere staatlichen Behörden zur Anwendung empfohlen wird.
3.
Welche Erfahrungen hat die Verwaltung mit gesunden
Baustoffen?
Gesunde Baustoffe sind bei richtiger Konstruktionsweise,
Anwendung und Verarbeitung genauso einsetzbar, wie andere Baustoffe. Zur
weiteren Spezifizierung müsste aber zunächst
definiert werden, was „gesunde Baustoffe“ sind, bzw. was
darunter verstanden wird.
4.
Wie kommt die Stadt Meerbusch ihrer Vorbildfunktion als
Bauherr im Hinblick auf nachhaltiges und ökologisches Bauen nach?
Seit Ende 2018 hat im Service Immobilien ein deutliches
Umdenken beim Bauen stattgefunden. Die sogenannte „graue Energie“ – also der
CO2-Aufwand zur Herstellung, Transport und Verarbeitung von Baustoffen, macht
bei einem Bauwerk ca. 50% der Emissionen aus. Von daher ist es sinnvoll, bei
neuen Bedarfen zunächst umfassend zu prüfen, ob eine Weiterverwendung
bestehender Bausubstanz möglich und technisch sinnvoll ist. Sofern diese Frage bejaht werden kann, ist
die Ertüchtigung bzw. Instandsetzung vorhandener Bauwerke aus Gründen des
Ressourcenverbrauchs und zur Reduzierung von Emissionen einem Neubau immer
vorzuziehen. Die Stadt hat dies in den letzten Jahren insbesondere bei den
Generalsanierungsmaßnahmen meerbad, Umbau Erwin-Heerich-Haus und Rathaus Alte
Dorfstraße bereits so praktiziert. Die geplante Sanierung und Instandsetzung
der Obdachlosenhäuser an der Strümper Straße ist ein weiteres Beispiel für
diese Handlungsweise.
In Bezug auf die Verwendung von Dämmstoffen wird bei
Neubauten geprüft, ob der Einsatz von umweltfreundlicheren Materialien oder von
Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen möglich ist. Beispiele hierfür sind
z.B. der Neubau der Kita Wienenweg wo die Außenwände aus einem beidseitig
verputzten, monolithischen Ziegelmauerwerk ohne zusätzlichen Dämmstoffeinsatz
bestehen. Die übliche Dämmung der Bodenplatte (EPS – Dämmplatten) wurde durch
eine Schüttung aus Glasschaumschotter (recyceltes Altglas) ersetzt. Bei den
Kindertagesstätten Laacher Weg und Lötterfelder Straße wurde das gesamte Tragwerk
in einer Holz-Hybridbauweise errichtet, die Fassade der Kita Lötterfelder
Straße darüber hinaus mit einer Holzverschalung versehen. Bei dieser Kita wurde
dann auch erstmalig versucht, ausschließlich Dämmstoffe aus nachwachsenden,
natürlichen Rohstoffen zu verwenden. Die ursprünglich geplante Dämmung der
Außenwände aus Hanf-/ Sisalfaserdämmmatten konnte jedoch aufgrund von
Lieferproblemen nicht realisiert werden, hier ist nun eine Einblasdämmung aus
recyceltem Altparier (sogenannte Zellulosedämmung) eingebaut. Die Dämmplatten
unter dem Estrich sollten ursprünglich aus Holzweichfaserplatten bestehen doch
musste hier – ebenfalls aufgrund von Lieferschwierigkeiten – auf eine lose
Schüttdämmung aus Bimsstein zurückgegriffen werden.
Selbstverständlich gehört zu einer nachhaltigen Bauweise
auch die Betrachtung der haustechnischen Gewerke. Wenn eben möglich, versuchen
wir Neubauten an bestehende Heizungsanlagen über eine Nahwärmeleitung mit
anzuschließen (so z.B. Neubau der Kita´s Wienenweg, Laacher Weg und Lötterfelder
Straße sowie beim Neubau des Stadtarchivs. Die Gebäude werden zur Verringerung
des Energieverbrauchs und zur Verbesserung der Luftqualität mit Lüftungsanlagen
einschl. Wärmerückgewinnung ausgestattet und erhalten, vorwiegend zur
Eigenstromerzeugung, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Weitere
Photovoltaikanlagen wurden und werden sukzessive im Gebäudebestand realisiert.
Außerdem setzt die Stadt Meerbusch in allen Ihren Gebäuden seit Jahren
zertifizierten Ökostrom aus Wasserkraft ein.
Abschließend sei noch erwähnt, dass im Zuge von Neubauten
auch das Regenwassermanagement eine wichtige Planungskomponente darstellt.
Sofern die örtlichen Bodenverhältnisse dies zulassen, wird das anfallende
Regenwasser von Dachflächen und Wegen vor Ort versickert und Flachdachflächen
begrünt.