Anmerkung der Schriftführerin: Herr Klein gibt zur Protokoll:

 

1.    Nach welchen Bewertungskriterien erfolgen derzeit Sanierungen und Neubauten der Stadt Meerbusch?

 

Bisher folgt das Bauen, Sanieren und Instandhalten keinen formal anerkannten Bewertungsverfahren. Selbstverständlich wird aber gleichwohl auf die Verwendung schadstoffhaltiger Materialien verzichtet, bzw. die Anwendung solcher Materialien wird in den Ausschreibungen ausgeschlossen (z.B. Farben und Klebstoffe mit Gütesiegel Blauer Engel, Verzicht auf Kunststofffenster, möglichst Verzicht auf Styropor-Produkte, Verzicht auf die Verwendung von Tropenhölzern etc.)

 

2.    Welche anerkannten Bewertungskriterien zum Thema nachhaltiges Bauen gibt es?

 

Weltweit gibt es eine Vielzahl von Bewertungssystem, die sich teilweise inhaltlich deutlich unterscheiden. In Deutschland sind folgende Verfahren am bekanntesten:

-       DGNB – Zertifizierung

-       Leed-Verfahren

-       Breeam-Zertifizierung

-       BNB – Bewertungssystem (herausgegeben vom Bundesministerium des Inneren, Bau und Heimat)

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Während bei den ersten drei genannten Verfahren jeweils Gesellschaften/ Unternehmen mit dem Ziel einer Gewinnerzielungsabsicht dahinter stehen, handelt es sich beim BNB-Bewertungsverfahren um ein frei zugängliches System welches insbesondere staatlichen Behörden zur Anwendung empfohlen wird.

 

3.    Welche Erfahrungen hat die Verwaltung mit gesunden Baustoffen?

 

Gesunde Baustoffe sind bei richtiger Konstruktionsweise, Anwendung und Verarbeitung genauso einsetzbar, wie andere Baustoffe. Zur weiteren Spezifizierung müsste aber zunächst

definiert werden, was „gesunde Baustoffe“ sind, bzw. was darunter verstanden wird.

 

4.    Wie kommt die Stadt Meerbusch ihrer Vorbildfunktion als Bauherr im Hinblick auf nachhaltiges und ökologisches Bauen nach?

 

Seit Ende 2018 hat im Service Immobilien ein deutliches Umdenken beim Bauen stattgefunden. Die sogenannte „graue Energie“ – also der CO2-Aufwand zur Herstellung, Transport und Verarbeitung von Baustoffen, macht bei einem Bauwerk ca. 50% der Emissionen aus. Von daher ist es sinnvoll, bei neuen Bedarfen zunächst umfassend zu prüfen, ob eine Weiterverwendung bestehender Bausubstanz möglich und technisch sinnvoll ist. Sofern diese Frage bejaht werden kann, ist die Ertüchtigung bzw. Instandsetzung vorhandener Bauwerke aus Gründen des Ressourcenverbrauchs und zur Reduzierung von Emissionen einem Neubau immer vorzuziehen. Die Stadt hat dies in den letzten Jahren insbesondere bei den Generalsanierungsmaßnahmen meerbad, Umbau Erwin-Heerich-Haus und Rathaus Alte Dorfstraße bereits so praktiziert. Die geplante Sanierung und Instandsetzung der Obdachlosenhäuser an der Strümper Straße ist ein weiteres Beispiel für diese Handlungsweise.

 

In Bezug auf die Verwendung von Dämmstoffen wird bei Neubauten geprüft, ob der Einsatz von umweltfreundlicheren Materialien oder von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen möglich ist. Beispiele hierfür sind z.B. der Neubau der Kita Wienenweg wo die Außenwände aus einem beidseitig verputzten, monolithischen Ziegelmauerwerk ohne zusätzlichen Dämmstoffeinsatz bestehen. Die übliche Dämmung der Bodenplatte (EPS – Dämmplatten) wurde durch eine Schüttung aus Glasschaumschotter (recyceltes Altglas) ersetzt. Bei den Kindertagesstätten Laacher Weg und Lötterfelder Straße wurde das gesamte Tragwerk in einer Holz-Hybridbauweise errichtet, die Fassade der Kita Lötterfelder Straße darüber hinaus mit einer Holzverschalung versehen. Bei dieser Kita wurde dann auch erstmalig versucht, ausschließlich Dämmstoffe aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen zu verwenden. Die ursprünglich geplante Dämmung der Außenwände aus Hanf-/ Sisalfaserdämmmatten konnte jedoch aufgrund von Lieferproblemen nicht realisiert werden, hier ist nun eine Einblasdämmung aus recyceltem Altparier (sogenannte Zellulosedämmung) eingebaut. Die Dämmplatten unter dem Estrich sollten ursprünglich aus Holzweichfaserplatten bestehen doch musste hier – ebenfalls aufgrund von Lieferschwierigkeiten – auf eine lose Schüttdämmung aus Bimsstein zurückgegriffen werden.

 

Selbstverständlich gehört zu einer nachhaltigen Bauweise auch die Betrachtung der haustechnischen Gewerke. Wenn eben möglich, versuchen wir Neubauten an bestehende Heizungsanlagen über eine Nahwärmeleitung mit anzuschließen (so z.B. Neubau der Kita´s Wienenweg, Laacher Weg und Lötterfelder Straße sowie beim Neubau des Stadtarchivs. Die Gebäude werden zur Verringerung des Energieverbrauchs und zur Verbesserung der Luftqualität mit Lüftungsanlagen einschl. Wärmerückgewinnung ausgestattet und erhalten, vorwiegend zur Eigenstromerzeugung, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Weitere Photovoltaikanlagen wurden und werden sukzessive im Gebäudebestand realisiert. Außerdem setzt die Stadt Meerbusch in allen Ihren Gebäuden seit Jahren zertifizierten Ökostrom aus Wasserkraft ein.

 

Abschließend sei noch erwähnt, dass im Zuge von Neubauten auch das Regenwassermanagement eine wichtige Planungskomponente darstellt. Sofern die örtlichen Bodenverhältnisse dies zulassen, wird das anfallende Regenwasser von Dachflächen und Wegen vor Ort versickert und Flachdachflächen begrünt.