Herr Guntermann berichtet aus seiner Arbeit als Seelsorger in der Flüchtlingsarbeit.

Seit ca. 4 Jahren sei er im Auftrag des Bistums Aachen tätig. Inzwischen seien im Rahmen eines auf 4 Jahre angelegten Programms 4 gleichartige Stellen im Bistum geschaffen worden. Die Befristung laufe im Dezember 2019 aus. Zu seiner Zielgruppe gehörten Flüchtlinge, Mitarbeiter aus Verwaltung und Polizei und ehrenamtliche Helfer. Seine Gesprächspartner kämen nicht ausschließlich aus dem kirchlichen Umfeld, denn sein Beistand sei offen für alle und erfolge unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Erster Berührungspunkt mit Geflüchteten in Meerbusch habe er als Notfallseelsorger im Zusammenhang mit einem Unglück am Rhein gehabt, bei dem ein junger Mann aus Afghanistan ertrank. Im Zusammenhang mit einer Spendenaktion für die in Afghanistan stattfindende Beerdigung des Verunglückten habe er positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Moscheen in Krefeld gesammelt. Mittlerweile sei hieraus ein sehr vertrauensvoller Umgang geworden. Da sich die Art des Miteinander unter Muslimen (Frauen und Männer treffen sich beispielsweise getrennt voneinander) und die Stellung der Moschee in ihrer Gemeinschaft von der christlichen Gemeinschaft unterscheide, sei die adäquate Kommunikation zwischen den Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit das wichtigste Thema für das Zusammenleben, so seine Auffassung. Die Moschee sei für die muslimische Gemeinschaft nicht nur ein Gotteshaus, sondern auch ein wichtiger Ort der sozialen Begegnung Gleichgesinnter im näheren Wohnumfeld. In seinen Gesprächen mit Geflüchteten in Krefeld und Meerbusch, so Herr Guntermann weiter, habe er allerdings festgestellt, dass seine Gesprächspartner Kontakt zu Moscheen eher meiden und sich liberalere Moscheen wünschten.

 

Frau Maas fragt nach, wie ein geeigneter Ort für religiöse Muslime seiner Meinung nach aussehen könnte. Herr Guntermann erklärt, dass die Bandbreite unter den Muslimen sehr breit sei und er sich vorstellen könne, dass ein Begegnungsort für interkulturelle bzw. interreligiöse Zusammenkünfte, mit der Gelegenheit in einem separaten Raum zu beten, in seinen Augen angemessen sein könne.

 

Herr Annacker führt an, dass die Definition der Menschen vorrangig durch ihre Religionszugehörigkeit das Miteinander und die Integration aus seiner Sicht eher erschweren würde. Herr Guntermann entgegnet, für einen religiösen Menschen gehöre seine Religion zu seinem Wesen und ihre Ausübung sei für ihn eine Notwendigkeit. Allerdings würde sich auch unter den Moslimen die Entwicklung zur säkularen Gesellschaft abzeichnen.

 

Herr Focken gibt zu Bedenken, dass Geflüchtete ohne Möglichkeit der Religionsausübung sich möglicherweise von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen könnten. Was nicht wünschenswert wäre. Daher sei er der Meinung, man müsse eine Begegnungsmöglichkeit schaffen.

 

Frau Maas berichtet, dass sie aus ihrer Arbeit mit Muslimen wisse, dass die Religion einen anderen Stellenwert in ihrer Gesellschaft besitze als unter Christen. Die Religion hätte eine starke soziale Funktion. Herr Guntermann bestätigt dies und führt aus, dass im Gegensatz zur christlichen Religion bei Muslimen die Verantwortung für die Religionsausübung bei der Familie läge, und weniger bei den Geistlichen.

 

Frau Maas schlägt vor, über die Schaffung einer Begegnungsstätte für Muslime mit der Möglichkeit der Religionsausübung in Meerbusch, als Alternative zu den zumeist als wenig liberal beurteilten Moscheen im Umkreis, in den Fraktionen zu beraten. Die Mitglieder sind mit dem Vorschlag einverstanden.