Im Jahre 1986 wurde ein Werkvertrag mit dem Textilmuseum über die Restaurierung der beiden Fahnen geschlossen. Eine solche Restaurierung, das war damals schon absehbar, würde sich über mehrere Jahre erstrecken. Ihr Beginn war nicht vor 1988 zu erwarten. Die haushaltsmäßige Abwicklung erfolgte im Jahre 1989.

 

Am Ende der 1980er Jahre änderte man aufgrund gemachter Erfahrungen bisher praktizierte Methoden der Textilrestauration. Die ursprünglich vorgesehene Montage zwischen Glasplatten wurde zugunsten einer ganzflächigen Doublierung aufgegeben. Es handelt sich hierbei um eine Klebemethode, die erst die Entwicklung bestimmter moderner, textilverträglicher und alterungsbeständiger Klebstoffe ermöglichte.

 

Während und nach der Restaurierung blieben die Fahnen  im Deutschen Textilmuseum Krefeld fachgerecht und in speziell dafür geeigneten Regalen gelagert.

 

Im Oktober 2016 trafen sich Herr Krügel und Herr Cieslik im Deutschen Textilmuseum mit der Leiterin der dortigen Chefrestauratorin, Frau Brachwitz, zu einem Ortstermin. Vor der endgültigen Montage waren Fragen wie die der Anbringung der Fahnenstange, der Lagerungsbehälter, des Transportes und der Rücknahme zu klären. Da ein weiterer Verbleib im Magazin des Deutschen Textilmuseums nicht mehr möglich war, musste eine Form der geeigneten Aufbewahrung und konservatorisch einwandfreien Lagerung außerhalb der speziellen Gegebenheiten eines Textilmuseums in Räumen der Stadt Meerbusch gefunden werden.

 

Eine „hängende“ Aufbewahrung beider Fahnen ist ausgeschlossen. Aufgrund des nach wie vor sehr empfindlichen Zustandes der Fahnen hat sich die Stadtverwaltung nach fachlicher Beratung mit den Restauratoren entschlossen, spezielle Aufbewahrungsbehältnisse einer darauf spezialisierten Firma zu beschaffen. Das Textilmuseum hat die restaurierten und doublierten Fahnen für die dauernde und konservatorisch unbedenkliche Aufbewahrung in diesen Spezialbehältnissen montiert.

 

In diesen Kartons können die Fahnen langfristig gelagert werden, das Material ist alterungsbeständig, sodass Fahnen und Trägerplatten abgedeckt und gesichert bleiben. Die Aufbewahrungsbehältnisse mit den Fahnen müssen aus konservatorischen Gründen unbedingt waagerecht gelagert werden. Unterlagen über Handhabung und Lagerung wurden der Meerbuscher Stadtverwaltung übergeben und durch eine Einweisung anhand der beiden Objekte ergänzt.

 

Nach diesen Abschlussarbeiten konnten die Fahnen durch eine Spedition vom Textilmuseum nach Meerbusch transportiert und dort so eingelagert werden, dass sie ohne die Befürchtung fortschreitender Schädigung aufbewahrt werden können.

 

Die Restaurierung: Fäden, Farben und Fehlstellen

 

Über die Restaurierung verfasste das Deutsche Textilmuseum eine ausführliche Dokumentation (Brachwitz, Vollmuth, Deutsches Textilmuseum, Restaurierungsbericht, Krefeld 2016). Photographien hieraus, die einen Eindruck vom Vorher und Nachher sowie von den Arbeiten geben, werden in der Sitzung des Kulturausschusses gezeigt. Nachfolgend ist das Wichtigste aus der Dokumentation zusammengefasst oder in Auszugszitaten wiedergeben.

 

1. Fahne „Kameradschaftlicher Krieger-Verein zu Osterath 1869“

 

Die Fahne ist 1905 mm lang und 1565 mm breit; die Fahnenstange ist 1570 mm lang. Das Fahnentuch wird von bemalter Seide gebildet.

 

Die Fahne entstammt dem historischen Kontext des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 und des Deutschen Krieges 1866, also der ersten beiden der so genannten deutschen Einigungskriege. „Die auch im Übrigen von nationaler Symbolik bestimmte Fahne diente dem Kameradschaftlichen Krieger-Verein zu Osterath zur Traditionspflege.“

 

Die Fahne besteht aus zwei seidenen Fahnenblättern mit einem baumwollenen Futter. Es handelt sich um eine Leinwandbindung, Kette mit 86 Fäden/cm, Schuss mit 33 Fäden/cm, beides Seide.

 

Die Fahnenstange ist mit einem aus fünf Teilen zusammengenähten Baumwollband umwickelt.

 

Die Malerei ist zwar deckend, aber nicht pastös, sodass die Seide durch die Farben völlig abgedeckt ist, aber die Webstruktur zumeist sichtbar bleibt. Die Motive wurden als Umrisse vorgezeichnet, die anschließend von der Malerei überdeckt wurden. Die Farben erwiesen sich bei ihrer Untersuchung als nicht wasserlöslich, eine Analyse der Farbpigmente und Bindemittel wurde nicht vorgenommen.

 

Der Zustand vor der Restaurierung wird als außerordentlich schlecht beschrieben.  Die Fahne war sehr verschmutzt. Es gab spritzerartige dunkle und wasserlösliche Verfleckungen. Diese wurden durch helle Farbflecke überdeckt, die die früheren Benutzer offenbar auf die dunkle Verfleckung aufgetragen haben. Die Dokumentation führt aus: „Beide Fahnenblätter sowie das Zwischenfutter haben starke Falten und sind wellig. Durch den Alterungsprozess ist die Seide mürbe und brüchig geworden, so dass zahlreiche Risse und Fehlstellen entstanden sind. Teilweise ist die Seide so stark abgebaut, dass ein Faserverband nicht mehr existiert und sie in Fragmenten zerfällt. … Dort [in den Randzonen] sind große Substanzverluste entstanden, die Fahnenseide ist völlig ausgefallen und heute verloren. An der Flugseite des 1. Fahnenblattes ist die Darstellung des gemalten Ordens bzw. an der des 2. Fahnenblattes die der Trommel unterhalb des Adlers nur noch in Umrissen erhalten. Die hohe mechanische Beanspruchung hat die starre Malerei aus dem flexiblen Seidengewebe herausbrechen lassen…“

 

Das Restaurierungskonzept im Wortlaut:

„Das angestrebte Restaurierungskonzept sieht eine ganzflächige Doublierung beider Fahnenblätter vor. Ziel ist die Platzierung und Fixierung der Fahne einschließlich der Fragmente in ihrem Kontext zum Gesamtbild der Fahne. Dafür werden beide Fahnenblätter getrennt voneinander auf einen Seidencrepeline geklebt. Anschließend wird jedes Fahnenblatt einzeln auf eine  Trägerplatte mit einem farblich passenden Gewebe gelegt und mit Stützlinien auf der Platte befestigt. Die Möglichkeit, beide Fahnenblätter zu sehen, ist für den Betrachter sicherlich befriedigend, birgt aber die große Gefahr, daß die Fahnenblätter bei Umbauten oder Raumveränderungen voneinander getrennt werden könnten. Je nachdem wieviel Zeit verstreicht, könnte das ursprüngliche Zusammengehören beider Fahnenblätter in Vergessenheit geraten und der Gedanke entstehen, die Fahnenblätter würden von zwei Fahnen stammen.“

 

Im Einzelnen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

Trennen in Einzelteile,

Reinigung,

Glätten der Fahnenblätter,

Vorbereiten und Färben der Unterlegmaterialien,

Wahl und Anwendung des Klebstoffes,

Doublierung,

Restaurierung des Zwischenfutter, der Fransenborde und der Fahnenstange,

Bau einer Trägerplatte,

Montage der Fahnenblätter, Fransenborde und Fahnenstange.

 

2. Fahne mit Fahnenstange Kriegerverein und Schleife

 

Die Fahne ist 1450 mm lang und 1440 mm breit; die Fahnenstange ist 1770 mm lang. Sie besteht aus zwei wollenen Fahnenblättern mit einem Leinenfutter. Es handelt sich um dreibindigen Schussköper 1/2, Kette mit 27 Fäden/cm, Schuss mit 78 Fäden/cm. Die Fahnenschleife ist aus Seide.

 

Vermutlich ist die Malerei in Ölfarben ausgeführt. Auch wenn das Gewebe durch die Farben völlig abgedeckt ist, bleibt die Webstruktur meistens sichtbar. „Teilweise haben sich feine Risse in der Malerei gebildet oder Farbpartikel haben sich aus der Malerei gelöst.“ Die Farben erwiesen sich bei ihrer Untersuchung als nicht wasserlöslich, eine Analyse der Farbpigmente und Bindemittel wurde nicht vorgenommen.

 

Der Zustand vor der Restaurierung wird als relativ gut beschrieben. Beide Fahnenblätter waren stark faltig und wellig. „Im ganzen Wollstoff befinden sich regelmäßig verteilt, mehr oder weniger große Mottenfraßstellen. Der Wollstoff ist verblichen, so dass der schwarze Stoff grün bzw. grünlich scheint. Die Farbe der Malerei wirkt verwaschen.“

 

Das Restaurierungskonzept beinhaltete die Trennung der beiden Fahnenblätter, deren Nassreinigung und das anschließende wieder Zusammenfügen. Nur die Fahnenstange ist nicht wieder montiert worden.

 

Im Einzelnen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

Trennen in Einzelteile,

Reinigung,

Vorbereitung und Färben der Trägermaterialien,

nähtechnische Sicherung,

Reinigung der Fransenborte, Fahnenschleife und Fahnenstange,

Montage der Fahnenblätter.

 

Blick in die Zukunft

 

In ihren speziellen Behältnissen sind die Fahnen gesichert und können so, ohne konservatorische Bedenken, langfristig aufbewahrt werden.

 

Natürlich stellt sich die Frage, ob die beiden Objekte in irgendeiner Form museal präsentiert werden können. Für die Seidenfahne ist eine hängende Präsentation absolut ausgeschlossen, so die Expertise des Deutschen Textilmuseums. Die wollene Fahne könne zeitlich begrenzt unter guten konservatorischen Klima- und Lichtbedingungen präsentiert werden. In beiden Fällen wird allerdings ausgeführt, dass eine langfristige Konservierung nur bei optimalen Ausstellungs- und Lagerungsbedingungen gewährleistet ist. Dazu gehören günstige Klimabedingungen und eine reduzierte Lichtbelastung.

 

In Anbetracht dessen, dass diese konservatorisch geeigneten Bedingungen in Meerbusch nicht gegeben sind, gingen die Überlegungen der Stadtverwaltung in eine andere Richtung. Die moderne hochauflösende Photographie ermöglicht die Herstellung eines originalgetreuen Abbildes im Verhältnis 1:1. Damit bietet sich einerseits die Möglichkeit der dauernden oder anlassbezogenen Präsentation an geeigneter Stelle, ohne dass die empfindlichen Originale Schaden nähmen. Zum anderen kann die hochaufgelöste Abbildung – z.B. als Bilddatei – für heimatkundlich, historische oder andere wissenschaftliche Zwecke einer Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die breite Öffentlichkeit kann eine weniger hoch aufgelöste Bilddatei etwa über die städtische Homepage sehen oder downloaden.

 

Solche Vorgehensweisen sind im Museumsbereich mittlerweile durchaus üblich. Mit Hilfe benachbarter Museen wurde ein hierfür qualifizierter Photograph gefunden.

 

Haushaltsmittel stehen im HPl 2017 zur Verfügung, der Auftrag ist erteilt.